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Alles im Blick: Für das Foto blickt Vikar und Kapitän Jonas Buja durch ein Amateur-Fernglas. Der Sternenhimmel wurde dem Foto digital hinzugefügt.

Alles im Blick: Für das Foto blickt Vikar und Kapitän Jonas Buja durch ein Amateur-Fernglas. Der Sternenhimmel wurde dem Foto digital hinzugefügt.

Bad Sooden-Allendorf / Redaktion blick in die kirche, Olaf Dellit
Veröffentlicht 06 Dez 2024

«Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.» Das sagen die Weisen aus dem Morgenland (von Königen oder dass es drei gewesen wären, steht nichts in der Bibel), als sie auf der Suche nach dem Jesuskind in Jerusalem eintreffen laut biblischer Überlieferung (Matthäus 2,2).

Seitdem gibt es Spekulationen, welchem Stern oder Kometen die Weisen damals gefolgt sein könnten. Fest steht jedenfalls, dass es tatsächlich möglich ist, anhand der Sterne einen Weg zu finden. Einfach ist das allerdings nicht und es hat viel mit Mathematik zu tun. Jonas Buja, angehender Pfarrer in Bad Sooden-Allendorf, war in seiner ersten Karriere Kapitän.

Zum Besuch in der Redaktion bringt der 32-Jährige Stift, Taschenrechner, Geodreiecke, Formulare und ein dickes Buch mit: Brown's Nautical Almanac, einen Almanach zum Navigieren. Für Laien ist es ein vollkommen rätselhaftes Buch, voll mit Tabellen, Formeln und Grafiken.

Buja versucht trotzdem, einfach zu erklären, wie das mit der Navigation funktioniert. «Seefahrer sind Standlinienjäger und -sammler», zitiert er einen Professor der Seefahrtschule. Zu jedem Stern am Firmament lässt sich eine gerade Linie ziehen, auf der man steht – das ist die Standlinie. Das Problem: Man weiß nicht, an welchem Punkt dieser Linie der eigene Standort ist.

Das Foto zeigt Taschenrechner, Geodreiecke, Formulare und ein dickes Buch mit: Brown's Nautical Almanac, einen Almanach zum Navigieren.

Wichtig zur Standortbestimmung: Taschenrechner, Geodreiecke, Formulare und ein dickes Buch mit: Brown's Nautical Almanac, einen Almanach zum Navigieren.

Um das zu ermitteln, braucht es die Schnittpunkte mehrerer solcher Linien, mindestens zwei, viel besser aber drei. Mit dem Kompass und einem Sextanten – demonstrieren kann Buja das auch mit zwei Geodreiecken – kann man nun «peilen», den Winkel zum Stern messen. Jetzt hat man die Winkelhöhe des Sterns (Gestirnshöhe) und kann errechnen, in welcher Höhe er sein müsste, wenn man an dem Ort wäre, an dem man glaubt, gerade zu sein.

Diese Daten findet Buja irgendwo in den vielen Seiten in Brown's Almanach – für jeden Tag, für jede Stunde und für jede Minute, jede Sekunde ist für die Planeten, die Sonne und die Sterne der GHA angegeben, der «Greenwich Hour Angle», ausgerichtet am Nullmeridian in England. Um es noch komplizierter zu machen, gibt es weitere Tabellen mit Korrekturen und Abweichungen, die Buja einberechnen muss.

Es kommt auf jedes Detail an

Auf die Details kommt es an, vor allem auf See. Ein Grad Unterschied zwischen dem tatsächlichen und dem vermuteten Standort bedeuten in der Realität eine Abweichung von 60 Seemeilen, umgerechnet 111 Kilometer – ausreichend, um eine Insel deutlich zu verfehlen. «Es ist», sagt Jonas Buja, «schwierig, die Messung präzise hinzubekommen.»

Standlinien lassen sich für zwei (oder mehr) unterschiedliche Sterne ermitteln oder auch für denselben Stern zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Deswegen, so Buja, ist eine Uhr entscheidend, die auch richtig geht.

In ein Formular mit vielen Feldern, kryptisch wirkenden Formeln und Abkürzungen wie Kimmabs., Grt.Y1 sowie Begriffen wie «zu versegeln» trägt Buja die Werte ein und rechnet. Wenn er dann weiß, wo er sich befindet, lässt sich die Strecke zum Ziel ermitteln. Aber ein einfacher Strich auf der Seekarte reicht auch hier nicht, schließlich spielen Wind und Strömung mit hinein. Seeleute wie Buja können zum Beispiel am Kielwasser ablesen, wie sehr der Wind das Boot abtreibt.

Natürlich hat moderne Technik auch in der Seefahrt viele Aufgaben übernommen. Und doch sei es wichtig, die Navigation auch ohne Satelliten zu beherrschen, findet Jonas Buja. Die Sterndeuter aus dem Morgenland hatten GPS vor gut 2.000 Jahren nicht. Sie mussten sich auf ihr Wissen verlassen. Und darauf, dass sie gut rechnen können. Vielleicht nennt man sie auch deshalb «Weise».

Die Titelseite der Ausgabe «Advent: Auf dem Weg» (12/2024) zeigt einen Herrnhuter Stern
«Advent: Auf dem Weg» als E-Paper

Im Zeichen des Sterns steht die Adventsausgabe des «blick in die kirche magazins». Die Redaktion hat sich zeigen lassen, wie und wo die weltberühmten Herrnhuter Sterne entstehen. Sie geht der Frage nach, wie man nach den Sternen navigieren kann und unter welchen Bedingungen Maria und Josef gereist sein könnten.

Im Advent ist man nach christlichem Verständnis auf dem Weg zur Krippe. Grund genug, Menschen vorzustellen, die in ihrem Leben noch einmal ganz neue Wege eingeschlagen haben. Und wir stellen Wegbegleiter und -begleiterinnen vor, etwa in der Gehörlosenseelsorge und am Heiligen Abend in der Kasseler Karlskirche, wo ein Fest für alle gefeiert wird, die kommen möchten. Im Interview erzählt Dr. Dagmar Pruin, Präsidentin des Hilfswerks «Brot für die Welt», wie sie sich die Hoffnung auf eine bessere Welt bewahrt und was ihr persönlicher Weihnachtwunsch ist. 

Das «blick in die kirche-magazin» bietet einem großen Lesepublikum viermal im Jahr ein buntes Angebot an Themen rund um Kirche und Diakonie, aber auch darüber hinaus. Jedes Heft hat ein Titelthema, das in unterschiedlichen Formen entfaltet wird. In Interviews, Reportagen, Berichten und geistlichen Texten informiert und unterhält die Redaktion die Leserinnen und Leser. Ergänzt wird das Angebot mit Ratgeber- und Lebenshilfethemen sowie dem beliebten Preisrätsel. In einer Auflage von 245.000 Exemplaren liegt das Magazin den Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck bei und kann online unter blickindiekirche.de als E-Paper gelesen werden.