Zentrale gesellschaftliche und politische Themen standen im Mittelpunkt des Jahresgesprächs der Landesregierung mit den evangelischen Kirchen und katholischen Bistümern. Neben einem ersten Kennenlernen und der Verständigung über gegenseitige Erwartungen ging es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stärkung christlicher Werte als Grundlage demokratischer und sozialer Verantwortung sowie um die Migrationspolitik, wie die Thüringer Staatskanzlei mitteilte. Auch die gesellschaftlichen Auswirkungen der Digitalisierung und die Finanzierung der Schulen in freier Trägerschaft seien Thema gewesen.
Dabei würdigte die Landesregierung die Kirchen als Wächter der Menschenwürde und Träger sozialer Verantwortung. «Wir brauchen die christlichen Kirchen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Die Gesprächsthemen waren geprägt vom Prinzip der Subsidiarität, von der Frage, was die Gesellschaft zusammenhält, wie der Staat als einladende Gesellschaft gestaltet werden kann, in der der Einzelne seinen Lebensweg gehen und seine Möglichkeiten entfalten kann», so Ministerpräsident Voigt.
Voigt: «Wir verstehen Thüringen als Land der religiösen Pluralität»
In dem Austausch sei es darum gegangen, wie Kirchen und Politik weiterhin zur gesellschaftlichen Stabilität und Solidarität beitragen können. Ein wichtiger Diskussionspunkt sei der Richtungswechsel der neuen Landesregierung in der Migrationspolitik gewesen. «Beim Thema Migration und Abschiebehaft haben wir als Landesregierung herausgestellt, dass Menschen in Not unsere Unterstützung erfahren sollen. Menschen, die straffällig werden, müssen wir hingegen entgegentreten», so Voigt, der im Dezember 2024 zum Thüringer Ministerpräsidenten gewählt wurde. Recht und Ordnung müssten durchgesetzt werden, man dürfe dabei aber nicht die vielen erfolgreichen Integrationsgeschichten aus dem Blick verlieren. «Wir verstehen Thüringen als Land der religiösen Pluralität», so Voigt.
Teilnehmende des Gesprächs waren die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Prof. Dr. Beate Hofmann, der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, der Bischof des Bistums Erfurt, Dr. Ulrich Neymeyr, der Bischof des Bistums Fulda, Dr. Michael Gerber, Oberlandeskirchenrat Dr. Thilo Daniel für die ev.-luth. Landeskirche Sachsen, Dekan Bertram Wolf für das Bistum Dresden-Meißen sowie die die Thüringer Landesregierung neben dem Ministerpräsidenten Mario Voigt, der Chef der Staatskanzlei Stefan Gruhner, Finanzministerin Katja Wolf, Bildungsminister Christian Tischner und die Ministerin für Soziales, Gesundheit, Arbeit und Familie Katharina Schenk.
Evangelischer Kirchenkreis Schmalkalden

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck ist mit Thüringen durch den Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden verbunden. Die Thüringer Exklave der hessischen Landgrafen wurde bereits 1525 evangelisch. Bis 1944/45 gehörte Schmalkalden zum Regierungsbezirk Kassel. Trotz enger Verbindung zur EKKW auch während der deutschen Teilung wurde der Kirchenkreis Schmalkalden Anfang der 1970er Jahre an die Evangelisch-Lutherische Kirche von Thüringen angegliedert – Verfassung und gottesdienstliche Ordnung blieben aber kurhessisch. Nach der Wiedervereinigung kehrte der Kirchenkreis 1991 zurück in die EKKW. Er ist einer von insgesamt 14 Kirchenkreisen und gehört zum Sprengel Hanau-Hersfeld.