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Pfarrerin Sabine Kresse (am Pult) und Diakonin Ellen Eidt von der Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der EKKW berichteten vor der Landessynode

Pfarrerin Sabine Kresse (am Pult) und Diakonin Ellen Eidt von der Fachstelle zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der EKKW berichteten vor der Landessynode

Hofgeismar / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 08 Mai 2025

Neue Strukturen brauche es ebenso wie «eine klare Haltung und einen ernsthaften Wandel der langjährigen und zuweilen liebgewonnenen Kultur», machte Kresse deutlich. Die Fachstellenleiterin gab gemeinsam mit Diakonin Ellen Eidt einen Überblick über die Anstrengungen der Landeskirche zum Schutz vor sexualisierter Gewalt und betonte, dass die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) nicht erst seit Veröffentlichung der ForuM-Studie («Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland») aktiv geworden ist:

Anstrengungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt

2019 wurde neben der landeskirchlichen Fachstelle auch eine Unabhängige Anerkennungskommission eingerichtet. Seither ist die Zahl der Meldungen (Berichte von Grenzverletzungen, Übergriffen, Straftaten) kontinuierlich angestiegen. Sie hat sich aber nach Veröffentlichung der ForuM-Studie nicht signifikant erhöht. Gestiegen ist indes die Zahl der Betroffenen, die sich direkt an die EKKW oder an die Unabhängige Anerkennungskommission wendeten: 2024 gab es insgesamt 23 Meldungen und 31 Betroffene, im Jahr zuvor wurden 21 Meldungen und 23 Betroffene registriert. Zum Vergleich: 2020 waren es noch 5 Meldungen (5 Betroffene). Die von der EKKW geleisteten Anerkennungszahlungen belaufen sich auf bislang 699.000 Euro.

2022 hat die EKKW eine systematische Überprüfung von Altfällen in die Wege geleitet, um mögliche strukturelle Defizite aufzudecken.

2023 wurde die Universität Kassel mit einem Forschungsprojekt zu einem gravierenden Fall sexualisierter Gewalt in den 1980er-Jahren beauftragt. Die Ergebnisse sollen im Herbst dieses Jahres vorgesellt werden.

Im Frühjahr dieses Jahres haben die Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen (URAKs) ihre Arbeit aufgenommen haben. Die URAK des Verbundes Hessen hat sich am 28. April 2025 konstituiert und besteht aus neun ehrenamtlich arbeitenden Mitgliedern. Neben zwei Betroffenen und ihren Stellvertretungen wirken darin zwei von der Landesregierung sowie drei von den beiden Landeskirchen und der Diakonie Hessen benannte Personen mit entsprechender Expertise mit.

Ebenfalls im Frühjahr dieses Jahres ist die neue Anerkennungsrichtlinie vom Rat der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) beschlossen worden, um die Verfahren in den Landeskirchen zu vereinheitlichen. Wie in der EKKW bereits üblich, unterliegen Betroffene in den Anerkennungsverfahren keiner Beweispflicht; es gilt das Prinzip der Plausibilität. Künftig soll sich die Anerkennungsleistung (bei strafbaren Taten) aus einer Pauschale von 15.000 Euro und einer individuellen Leistung zusammensetzen.

Besonderes Augenmerk legte die Fachstelle in ihrem Bericht auf den Bereich der Prävention – auf die in den Kirchenkreisen entwickelten Schutzkonzepte, auf die Vorlage von erweiterten Führungszeugnissen, die Unterzeichnung von Selbstverpflichtungserklärungen und auf Präventionsschulungen. «Die Zahl der Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die bereit und in der Lage sind, Präventionsschulungen in den Dekanaten durchzuführen, reicht noch lange nicht aus, um die insgesamt etwa 12.400 Haupt- und circa 10.000 Ehrenamtlichen flächendeckend im vorgesehenen Umfang regelmäßig zu schulen», gab Eidt zu bedenken. Zudem kämen diese bislang aus dem Bereich der Kinder- und Jugendarbeit; hier sei der Einsatz von Mitarbeitenden aus anderen Berufsgruppen der Landeskirche zwingend notwendig.

Portraitfoto von Pfarrerin Sabine Kresse
«Sexualisierte Gewalt ist kein Thema, das in Konkurrenz zu den anderen vielfältigen Themen in unserer Kirche steht, sondern muss in allen Veränderungsprozessen mitgedacht werden.»
Pfarrerin Sabine Kresse

«Sexualisierte Gewalt ist kein Thema, das in Konkurrenz zu den anderen vielfältigen Themen in unserer Kirche steht, sondern muss in allen Veränderungsprozessen mitgedacht werden», hob Fachstellenleiterin Kresse hervor. Dies sei noch keine Selbstverständlichkeit. «Wir werden es immer wieder einüben müssen und uns gegenseitig daran erinnern.» Zu viel liege noch im Dunkeln, daher «ist es noch nicht genug mit dem Thema». Kirche könne das Evangelium nur glaubhaft verkündigen, wenn sie der eigenen Schuld ins Gesicht sieht, ist Kresse überzeugt. Sie machte deutlich, dass «Gott an der Seite der Betroffenen steht».

Sexualisierte Gewalt

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