Ab 2027 wird die sogenannte Kita-Zuweisung der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) rund 3,5 Mio. Euro betragen; sie wird damit annähernd halbiert (aktuell: 7,5 Mio. Euro). Die Landeskirche will den Kommunen indes ein verlässlicher Partner bleiben. Sie wird sich weiterhin am Defizit-Ausgleich beteiligen, dies aber nicht mehr wie bislang mit zehn, sondern künftig mit fünf Prozent. Das hat die Landessynode am Abschlusstag ihrer Herbsttagung am 27. November nach intensiver Debatte beschlossen. Grundlage der Entscheidung ist der Haushaltskonsolidierungsprozess der EKKW. Er sieht vor, die für den derzeitigen Bestand an Kitas aufgewendeten Finanzmittel deutlich zu reduzieren.
Neuer Verteilschlüssel ab Januar 2027
«Evangelische Kindertagesstätten sind ein wichtiges kirchliches Handlungsfeld, in das wir ganz bewusst weiterhin viel Geld investieren. Allerdings sind wir nicht für die Erfüllung der Platzgarantie zuständig», führte EKKW-Bildungsdezernentin Dr. Gudrun Neebe vor Augen. Vielmehr sei der Staat zu Aufgaben der Daseinsvorsorge verpflichtet und Kirche nur subsidiär, also unterstützend tätig. Zum Hintergrund: Die Erlöse einer Kita decken nicht die erforderlichen Aufwendungen für ihren Betrieb. Das verbleibende Defizit wird im hessischen EKKW-Gebiet zwischen Kommune und kirchlichem Träger aufgeteilt.
Um weiterhin als verlässlicher Partner der Kommunen evangelische Kitas betreiben zu können, sei eine Reduzierung des kirchlichen Anteils an den Gesamtkosten erforderlich, erläuterte Neebe. Die Synode beschloss daher, die bisherige prozentuale Aufteilung bei der Übernahme des Defizits zwischen dem evangelischen Träger und der jeweiligen Kommune von bislang 90 zu 10 hin zu 95 zu 5 als Berechnungsbasis für die Kita-Zuweisung anzupassen. Dieser neue Verteilschlüssel soll zum 1. Januar 2027 greifen. Neben der Defizit-Beteiligung erbringt die Kirche weitere erhebliche Eigenanteile: So ist der evangelische Träger unter anderem für Bauunterhalt, Geschäftsführung, Finanz- und Personalmanagement sowie die Elternarbeit zuständig.
Alle Kitas in einem Trägerverbund
Um Kirchengemeinden zu entlasten und den Beitritt zu evangelischen Kita-Trägerverbünden zu fördern, wird zudem die finanzielle Beteiligung der Kirchengemeinden an der Defizit-Übernahme zum 1. Januar 2027 abgeschafft. Zugleich wird die landeskirchliche Kita-Zuweisung entsprechend erhöht.
Mit 188 von 212 Kitas gehört zum 1. Januar 2025 schon das Gros der Kitas in der EKKW einem evangelischen Trägerverbund an. Künftig soll dies flächendeckend der Fall sein, um wirtschaftliche und personelle Synergien zu nutzen und um zur Professionalisierung der Arbeit beizutragen. Die von der Synode beschlossenen Grundsätze sehen zudem vor, dass Kirchengemeinden die inhaltliche Verantwortung für «ihre» Kita behalten und gemeinsam mit dem Kita-Team die Verantwortung für eine intensive Kooperation zwischen der Einrichtung und der Kirchengemeinde tragen. Auch künftig sollen gut begründete Erweiterungen oder Neugründungen von evangelischen Kitas möglich sein, heißt es im Beschlusspapier.
Kirche beteiligt sich am gesellschaftlichen Bildungsauftrag
Zu den von der Synode beschlossenen Grundsätzen zählt ferner das Bestreben, sich mit dem Betrieb von evangelischen Kitas auch weiterhin an einem allgemeinen gesellschaftlichen Bildungsauftrag zu beteiligen. Abhängig vom jeweiligen sozialen Kontext sollen sie deutlich als kirchliche Orte profiliert werden und die Vernetzung mit anderen (evangelischen) Einrichtungen vorantreiben. Auch ökumenische Trägerschafts-Modelle seien gut denkbar, um auch künftig ein möglichst breites Angebot christlich geprägter Kitas vorzuhalten. Evangelische Kitas – so bekräftigte es das Kirchenparlament der EKKW – sollen ein wichtiges Handlungsfeld der EKKW bleiben.
Hintergrund
Zum 1. Januar 2025 werden in der EKKW 188 von 212 Kitas einem ev. Kita-Trägerverbund angehören. Keine ev. Kita-Trägerverbünde bestehen im Kirchenkreis Kaufungen (keine ev. Kitas) und im Kirchenkreis Schmalkalden mit sieben einzelnen Kitas. 96 Kita-Gebäude sind in kirchlichem, 116 Kita-Gebäude in kommunalem Besitz (Stand März 2024). Mehr als 13.000 Kinder besuchen die evangelischen Kindertageseinrichtungen in der EKKW; sie werden von rund 2500 Mitarbeitenden betreut. Die Kitas sind für alle Religionen und Weltanschauungen der Familien offen.