Frankfurt a.M. (epd). 76 Prozent der Hessen finden es gut, dass es die Kirchen als soziale Instanzen, als «kulturelle Anreger» und als Arbeitgeber gibt. Als Sinnstifterinnen werden sie dagegen kaum wahrgenommen. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage des Zentrums für kirchliche Sozialforschung Freiburg im Auftrag des Hessischen Rundfunks (hr) hervor. Dazu waren 500 Telefoninterviews geführt worden.
Nach der Studie «Was glauben die Hessen?» sorgen 80 Prozent der Menschen zwischen Bad Karlshafen und Neckarsteinach selbst für den Sinn in ihrem Leben, indem sie etwa an Engel (40 Prozent), an Wunder (70 Prozent) oder unerklärliche Phänomene glauben. Lediglich 24 Prozent bezeichneten sich als Christen, und zehn Prozent der Katholiken beziehungsweise 15 Prozent der Protestanten als Atheisten.
Die Ergebnisse ließen den Schluss zu, dass die Hessen Religion als etwas ganz Individuelles und Privates begriffen und sich ihren Glauben selbst zusammenstellten, kommentierte der Leiter der Studie, der Religionssoziologe Michael Ebertz. «Die Hessen basteln sich ihren eigenen Patchwork-Glauben, die Religionsfreiheit hat sich durchgesetzt.» Die Kirchenmitglieder seien auch keine Missionare, ergänzte Ebertz. Denn nur 17 Prozent der Katholiken und 13 Prozent der Protestanten hätten der Aussage «Ich versuche möglichst viele Menschen für meine Religion zu gewinnen» zugestimmt.
Ein Traditionsbruch zeichnet sich speziell im Christentum ab: Nicht einmal mehr jeder zweite Befragte kann der Aussage, «dass sich Gott in Jesus zu erkennen gegeben hat», zustimmen, darunter auch viele Protestanten und Katholiken. Es sei für viele Menschen nicht mehr spannend, in der Kirche zu sein, weil die großen Gemeinschaftserlebnisse fehlten, sagte Ebertz. Allerdings zeige der Gottesdienstbesuch am Heiligen Abend, dass die Kirchen noch immer als Experten für das Transzendente, das Überschreiten von der irdischen zur himmlischen Welt, angesehen würden. «Sie sind aber nicht mehr alleine dafür zuständig.» (25.01.2012)
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Weitere Informationen und die komplette Studie zum Download finden Sie auf den Seiten des Hessischen Rundfunks: