«Wo andere weglaufen, sind Sie zur Stelle», zollte Bischöfin Dr. Beate Hofmann den Ehrenamtlichen Respekt. Sie leisteten gezielt Beistand bei heftigen Schicksalsschlägen, etwa wenn jemand gestorben ist. Hinzu komme das ganze Spektrum möglicher Katastrophen: «Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger waren dabei, als in Gottsbüren eine schwere Flut zahlreiche Häuser überschwemmt hat», erinnerte die Bischöfin in ihrer Predigt.
Sie stehen Menschen bei, die in den Abgrund blicken
Pfarrpersonen und Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge stehen Menschen bei, die in den Abgrund blicken, machte Bischöfin Hofmann deutlich. Sie blieben, wenn sich Polizei und Rettungskräfte zurückziehen und gingen erst, wenn das Gegenüber die nötige Stabilität erreicht hat oder durch andere begleitet werden kann. Notfallseelsorgende hörten zu und fühlten mit. Sie können Hände halten oder ihre eigenen zum Gebet falten und vor Gott bringen, was herzzerreißend und schwer in Worte zu fassen ist, so die Bischöfin. Sie könnten auch segnen und Gottes Kraft und Beistand auf dem Weg durch die schwierige Situation zusprechen. «Segen sagt: Gott bleibt nahe in allem, was uns nahe geht.»
«Die Vielfalt der Gaben in der Notfallseelsorge»
Predigt von Bischöfin Dr. Beate Hofmann im Entsendungsgottesdienst für Ehrenamtliche in der Notfallseelsorge am 29. September 2024 in der Evangelischen Kirche Ostheim zum Download.

Ausbildung zu Einsätzen und Abläufen der Rettungskette
Hinter den neuen Seelsorgerinnen und -seelsorgern liegen 80 Unterrichtseinheiten, in denen es unter anderem um Suizid und um Trauer bei Kindern ging, aber auch um die Abläufe der Rettungskette, erläutert Landespolizeipfarrer Ulrich Briesewitz, der den Kurs gemeinsam mit Pfarrerin Gudrun Ostheim geleitet hat. Zudem gibt es eine Hospitationsphase, in der die Ehrenamtlichen erfahrene Notfallseelsorger und -seelsorgerinnen eine Zeit lang begleiteten. Mit einem Kolloquium und dem Gottesdienst endet die rund einjährige Fortbildung und die Neuen können sich in die Dienstpläne der Notfallseelsorge eintragen lassen.
Einige sind schon lange in der Feuerwehr, andere sind in helfenden Berufen, studieren Soziale Arbeit oder engagieren sich im Kirchenvorstand oder Prädikantenamt. «Und einige mussten schon selbst schwere Verluste tragen», schildert Briesewitz. Die Vielfalt dieser Gaben habe er im Kurs als Bereicherung erlebt; sie könnten nun im Einsatz auch wertvolle Ressourcen sein.
Hintergrund und Kontakt
Die Notfallseelsorge gibt es flächendeckend seit annähernd 25 Jahren in der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Sie gehört zum Auftrag einer jeder Pfarrerin und eines jeden Pfarrers. In den Jahren 2019/2020 hat im Main-Kinzig-Kreis ein Pilotprojekt der Landeskirche stattgefunden, Ehrenamtliche in der Notallseelsorge auszubilden.
Der erste Kurs wurde im Oktober 2020 in die Dienstgemeinschaft entsendet. Seither werden regelmäßig Ausbildungskurse angeboten. Der nun zu Ende gegangene Kurs ist der zweite im Norden der Landeskirche; drei Kurse hat es bisher im Main-Kinzig-Kreis gegeben.
Interessenten für die Teilnahme an künftigen Kursen können sich an das Sekretariat der Polizei- und Notfallseelsorge wenden: Tel. 0561 / 9378-1277.
Weitere Informationen gibt es unter www.ekkw.de/service/notfallseelsorge