Margot Friedländer hat als eine der letzten Zeitzeuginnen die deutsche Erinnerungskultur wie kaum eine andere geprägt. Die Ausstellungsmacher Maryam Abdolahi und Samuel Linn würdigen ihr Wirken mit Exponaten, die auf unterschiedliche Stoffe gedruckt sind – eine Referenz an Friedländers Berufswunsch, Modedesignerin zu werden.

Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Ein jüdisches Jahrhundertleben“ zum Wirken von Margot Friedländer in der Lutherischen Pfarrkirche Marburg.
Debatte um vorherige Ausstellung
Die Ausstellungsmacher Maryam Abdolahi und Samuel Linn hätten die lutherische Pfarrkirche bewusst als Ausstellungsort gewählt, heißt es weiter. «Seien wir Menschen», zitierte Pfarrer Ulrich Biskamp bei der Vernissage in Anlehnung an Friedländer und betonte, dass er und die Pfarrkirche «schon immer für ein Miteinander von Religionen und Menschen eingestanden» habe, heißt es in einer Mitteilung des Evangelischen Kirchenkreises Marburg.
In der vorherigen Ausstellung «Marejesho» in der Pfarrkirche hatte der damalige Aussteller ein missverständliches Exponat, das rote Bluttränen-Symbole zeigte, nicht wie verlangt abgehängt. Die israelische Botschaft in Berlin hatte sich daraufhin öffentlich beschwert. Biskamp und die Kirchengemeinde sahen sich mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert; ekkw.de berichtete.

Kritik an politischen Entscheidungen, auch an der Regierung Israels, sei legitim und notwendig, so Abdolahi weiter. Doch dort, wo die Grenze zwischen berechtigter Kritik und pauschalen Urteilen über jüdische Menschen verschwimmt, ende für sie der Dialog. «Nur wenn wir diese Unterscheidung klar benennen und bewahren, kann ein respektvoller und aufrichtiger Austausch stattfinden», sagte sie in einem vom Kirchenkreis Marburg verbreiteten Statement.
Konzert für Gaza
In den Ausstellungszeitraum integriert ist das Konzert «Make Freedom Ring» am Freitag, 14. November, um 18 Uhr. Die Gruppe unter Leitung des Violinisten Michael Barenboim – Sohn des Dirigenten Daniel Barenboim – vereint jüdische, palästinensische, arabische und überkonfessionelle Künstlerinnen und Künstler. Sie wollen palästinensische Stimmen hörbar machen und Spenden für humanitäre Hilfe in Gaza sammeln. Der Eintritt für das Benefizkonzert kostet 25 Euro (ermäßigt 15 Euro), 90 Prozent der Einnahmen werden für die notleidenden Menschen in Gaza gespendet.
Erinnerung bewahren, Dialog fördern
Auch Dekan Dr. Burkhard von Dörnberg vom Evangelischen Kirchenkreis Marburg war in die Vorbereitungen eingebunden. Die Veranstalter wünschen sich, dass Ausstellung und Konzert die Erinnerung an Margot Friedländer lebendig halten, für Menschlichkeit sensibilisieren und den Dialog über Grenzen hinweg fördern.
pfarrkirche.ekmr.de

Die Stadtpfarrkirche mit ihrem markanten schiefen Turm ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Sie bietet ein breites Spektrum an Gottesdiensten, Kulturveranstaltungen und Angeboten für Familien. Darüber hinaus engagiert sich die Gemeinde seit Jahren in der Wohnungslosenhilfe und in der interkulturellen Arbeit. Aktuelle Informationen sind im Internet und über den Instagram-Kanal der Pfarrkirche verfügbar.
