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Zu den internationalen Gästen gehörten zwölf Delegierte aus den Partnerschaften der EKKW. Unser Foto entstand während des Besuchs bei Bischöfin Dr. Beate Hofmann im Kasseler Haus der Kirche.

Zu den internationalen Gästen gehörten zwölf Delegierte aus den Partnerschaften der EKKW - elf Pfarrpersonen und ein Ehrenamtlicher aus Südafrika (ELCSA-WD) sowie ein Pfarrer aus Namibia (ELCRN). Unser Foto entstand während des Besuchs bei Bischöfin Dr. Beate Hofmann (4.v.l.) im Kasseler Haus der Kirche.

Berlin/Hofgeismar/Kassel, Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Sep 2025

Das Programm startete in Berlin mit Einblicken in deutsche Geschichte, Politik und aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Gespräche beim christlichen Kinder- und Jugendhilfswerk «Die Arche», «Brot für die Welt» und im Berliner Missionswerk sowie ein Besuch im Bundestag boten vielfältige Perspektiven auf Armut, Entwicklungszusammenarbeit und Demokratie. Auch neue Formen von Kirche in Deutschland spielte eine Rolle: So konnten die Teilnehmenden erleben, wie niedrigschwellig Menschen im Berliner Segensbüro in der Neuköllner Genezarethkirche mit Glauben und Kirche in Kontakt kommen können – etwa durch «Pop-Up»-Gottesdienste und offene Kirchenräume. Mit einem Gottesdienst in der St. George’s Gemeinde endete der Aufenthalt in der Hauptstadt.

In Evangelischen Studienseminar Hofgeismar rückte der Austausch über die gegenseitige Beeinflussung von Religion und Kultur in den Mittelpunkt. Die Teilnehmenden diskutierten, wie sich Spiritualität und Glaubensformen in Afrika und Deutschland verändern. Besonders anschaulich zeigte sich das am Beispiel der Trommeln: Was Missionare früher in südafrikanischen Gottesdiensten verboten, ist heute wieder selbstverständlich Teil der christlichen Spiritualität. So wurde allen deutlich, wie sehr Kulturen und Religionen im Wandel stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Ein Besuch auf dem Himmelsfels in Spangenberg bei Melsungen regte dazu an, über neue Formen für die Arbeit mit Kindern und Jugendliche nachzudenken.

Am Rande der Tagung in Hofgeismar trafen die Gäste auf die Dekaninnen und Dekane der Kirchenkreise der EKKW und wurden am Wochenende in Familien in Frankfurt, Kassel und Kaufungen aufgenommen. Weitere Gemeindebesuche und ein Treffen mit Bischöfin Dr. Beate Hofmann zum Abschluss der Begegnung am Montag im Landeskirchenamt Kassel rundeten das Programm ab.

Erfahrungen und Hoffnungen der Teilnehmenden

Die Begegnung sei für alle Beteiligten eine besondere Erfahrung gewesen, berichtet Uli Baege, der beim Zentrum Oekumene der EKKW und EKHN im Bereich Entwicklung und Partnerschaft für die Region Afrika tätig ist. Die südafrikanischen und namibischen Gäste brachten ihre Perspektiven auf afrikanische Theologien und Spiritualität ein. In den Gesprächen sei deutlich geworden, dass in Afrika ein Rückbesinnen auf kulturelle Wurzeln stattfindet, während in Deutschland eher ein Verlust an eigener Kultur und Werteorientierung beklagt wird, so Baege. Die Teilnehmenden diskutierten, wie die spirituellen Bedürfnisse der Menschen aufgenommen werden können, ohne die christliche Theologie zu verbiegen. So sind beispielsweise traditionelle Heiler Mitglieder in lutherischen Gemeinden in Südafrika und leben christliche Spiritualität, während sie außerhalb der Kirche eigene Rituale praktizieren.

Dr. Philipp Öhlmann von der Humboldt-Universität Berlin sprach in einem Vortrag von einer «Hybridisierung des Christentums», wenn traditionelle afrikanische Religion und Christentum nebeneinander bestehen. Auch Pfingstkirchen und unabhängige afrikanische Kirchen beeinflussen die traditionellen Kirchen. Die Diskussionen drehten sich immer wieder um die Frage, wie viel Anpassung möglich ist, ohne dass Gottesdienste zu bloßen «Events» werden. Einig war man sich, dass die Freude des Glaubens sichtbar werden muss – was die südafrikanischen Delegierten bei den täglichen Andachten eindrucksvoll zeigten.

Dr. Joe Lüdemann, in Südafrika geboren und heute Referent für Globale Kulturelle Vielfalt beim Evangelisch-lutherischen Missionswerk in Niedersachsen, brachte in seinem Vortrag «Religion and Culture – Spirituality on the Move» viele persönliche Eindrücke aus einem Leben zwischen den Kulturen ein. Prof. Dr. Claus Osthövener von der Philipps-Universität Marburg ergänzte den Austausch um Impulse aus der Intercultural und Black Theology. Mit Texten US-amerikanischer Theologinnen und Theologen regte er die Gruppe dazu an, über Gottesbilder wie den «weißen Jesus» ins Gespräch zu kommen.

Pilotprojekt mit Zukunft

Das Pastoralkolleg war ein Pilotprojekt, das die Beziehungen zwischen der EKKW und den Partnerkirchen im südlichen Afrika stärken soll. Ökumenedezernent Dr. Diethelm Meißner und der Partnerschaftsbeauftragte der EKKW, Pfarrer Bernd Müller betonten, wie wichtig diese Form der partnerschaftlichen Begegnung ist. Die positiven Rückmeldungen aller Teilnehmenden lassen hoffen, dass solche Begegnungen künftig häufiger stattfinden – und nicht nur für Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern auch für andere kirchliche Berufsgruppen offen sind.

Lebo Nkete, Leiter der Delegation, und Verrah Rapoo, Vertreterin der Kirchenleitung der Evangelical Lutheran Church in Southern Africa - Western und der Cape Orange Diocese (ELCSA-WD), dankten für die gemeinsame Fortbildung und bezeichneten die Begegnung als «Segen in bewegten Zeiten». Die Teilnehmenden sind sich sicher: Die Beziehung zwischen den Kirchen wird durch solche Begegnungen gefestigt und gestärkt. Zu den internationalen Gästen gehörten zwölf Delegierte aus den Partnerschaften der EKKW - elf Pfarrpersonen und ein Ehrenamtlicher aus der (ELCSA-WD) sowie ein Pfarrer aus der Evangelical Lutheran Church in the Republic of Namibia (ELCRN).

Weltweite Partnerschaften

Mehr über die weltweiten Partnerschaften der EKKW und spannende Einblicke in die Zusammenarbeit mit Kirchen in Afrika finden Sie auf der Themenseite des Zentrums Oekumene.