Ob Luther seine Thesen tatsächlich an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, ist bis heute umstritten. Fest steht jedoch: Die Reformation war keineswegs das Werk eines Einzelnen. Dennoch spielte Luther eine herausragende Rolle in der Entwicklung, die schließlich zur Spaltung der Konfessionen führte.
Ausgewählte Gottesdienste am Reformationstag:

Bischöfin Hofmann predigt in Witzenhausen
Wer am Reformationstag mit der Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck Gottesdienst feiern möchte, kann das in diesem Jahr in der Liebfrauenkirche in Witzenhausen tun. Dr. Beate Hofmann gestaltet dort am 31. Oktober gemeinsam mit Pfarrerin Kerstin Ortmann den Reformationsgottesdienst mit Abendmahl für den Kooperationsraum Witzenhausen. Beginn ist um 19 Uhr.
Gottesdienst mit Bundestagsvizepräsident in Schmalkalden
Am Reformationstag gestaltet Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow den Reformationsgottesdienst in der Stadtkirche St. Georg in Schmalkalden mit. Ramelow wird dort von «heiligen Momenten» in seinem Leben berichten, teilte Dekan Ralf Gebauer vom Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden mit. Der Gottesdienst ist Teil des Begleitprogramms des Kunstprojekts «Heilig!» von Dorothea Brandt, das aktuell in der Kirche gezeigt wird. Im Mittelpunkt stehen Videoclips von 20 Menschen, die ihre persönliche Sicht auf das Heilige zeigen. Anlass ist das Jubiläum der Einsetzung des ersten evangelischen Pfarrers in Schmalkalden vor 500 Jahren.


Non-Stop-Bibellesung in der Elisabethkirche Marburg
Rund um den Reformationstag lädt die Elisabethkirchengemeinde Marburg zu einer besonderen Aktion ein: Vom 29. Oktober bis voraussichtlich zum 1. November wird die komplette Lutherbibel in einer Non-Stop-Bibellesung vorgetragen. Freiwillige wechseln sich in halbstündigen Abschnitten ab und machen die Vielstimmigkeit der Bibel hörbar – ganz im Sinne des reformatorischen Gedankens, dass alle Menschen Zugang zur Heiligen Schrift haben sollen. Die Aktion ist ökumenisch ausgerichtet und steht allen offen: Besucherinnen und Besucher können jederzeit kommen, zuhören oder selbst mitlesen. Der Reformationsgottesdienst am 31. Oktober um 19 Uhr ist Teil der Bibellesung und wird von Dekan Dr. Burkhard von Dörnberg und Pfarrer Matti Fischer gestaltet.
Das Foto zeigt Pfarrer Matti Fischer, der links in einem original finnischen Schaukelstuhl sitzt, und Norbert Zander von der katholischen Gemeinde St. Peter und Paul. Sie haben gemeinsam mit anderen Gläubigen die Non-Stop-Bibellesung in der Elisabethkirche Marburg vorbereitet und blicken erwartungsvoll auf die bevorstehenden drei Tage und Nächte, in denen die Kirche als Erfahrungsraum genutzt wird.
ARD-Fernsehgottesdienst aus Bad Frankenhausen
Am Reformationstag überträgt Das Erste ab 10 Uhr den Fernsehgottesdienst zum Reformationstag aus Bad Frankenhausen. Mitteldeutschland gilt als Kernland der Reformation – und als Schauplatz des Bauernkriegs vor 500 Jahren. Im Mittelpunkt steht die Frage: Was bedeutet es heute, dass Gott Gerechtigkeit will?, heißt es in der Programmvorschau der ARD. Es predigt Landesbischof Friedrich Kramer von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Die Liturgie gestaltet Pfarrerin Nadine Greifenstein, die musikalische Leitung hat Kantorin Laura Schildmann.

«Denk‘ ich an Luther…»
Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen. Wie genau das geschah, ist umstritten: Klassisch ist die Vermutung, Luther habe seine Thesen an die Tür der Wittenberg Schlosskirche genagelt – ein folgenreicher Kraftakt! Andere bezweifeln das. Unbestritten ist: Luthers Thesen wurden an diesem Tag als Druck veröffentlicht. Das hatte Folgen - kurz, mittel- und langfristig: Das Datum markiert den Beginn der Reformation – ein Prozess, an dessen Ende zwei Konfessionsfamilien stehen. Es gibt die römisch-katholische Kirche und die Kirchen der Reformation. In seiner hr2-Morgenfeier geht Pfarrer Karl Waldeck aus Kassel der Frage nach, warum Erinnern sich lohnt...
Druckerpresse, Bildung und Selbstermächtigung
Ein entscheidender Faktor für die Reformationsbewegung war die Erfindung der Druckerpresse durch Johann Gutenberg im 15. Jahrhundert. Die Technik der beweglichen Lettern machte die massenhafte Verbreitung von Druckerzeugnissen – auch jener der Reformatoren – erst möglich.
Allerdings konnten viele Menschen, besonders auf dem Land, nicht lesen und schreiben. In den Städten war der Bildungsstand deutlich höher. Reformatoren wie Luther und Philipp Melanchthon setzten sich daher für mehr Bildung ein – für Jungen und Mädchen, was in jener Zeit keineswegs selbstverständlich war. Bahnbrechend an Luthers Bibelübersetzung war die Idee, dass alle Menschen die Heilige Schrift selbst lesen können; niemand sollte mehr allein auf die Vermittlung durch Geistliche oder andere Autoritäten angewiesen sein.
Luther schuf damit nicht nur eine Übersetzung, die bis heute Gewicht und Klang hat, sondern legte – fast nebenbei – auch die Grundlage des Hochdeutschen. Viele prägnante Begriffe gehen auf ihn und seine Mitstreiter zurück, vom «Lückenbüßer» bis zum «Feuereifer».
Das Stichwort: Reformationstag

Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgang einer christlichen Erneuerungsbewegung. Während der Gedenktag früher zur Abgrenzung der Protestanten gegenüber katholischen Christen genutzt wurde, wird er inzwischen im Geist der Ökumene gefeiert.
Erst 150 Jahre nach der Reformation wurde der 31. Oktober zum Gedenktag. Kurfürst Johann Georg II. von Sachsen setzte den Tag im Jahr 1667 fest. Nach den Reformationsjubiläen 1717 und 1817 etablierte sich das Reformationsfest weiter. Der Gedenktag wird als Gelegenheit zur evangelischen Selbstbesinnung verstanden. Luther wollte die Kirche zum geistigen Ursprung der Botschaft des Evangeliums zurückführen. Die von Luther geforderten Reformen führten nicht nur zur Gründung der evangelischen Kirchen, auch die römisch-katholische Kirche hat sich seitdem grundlegend reformiert.
Der Reformationstag ist in den östlichen Bundesländern - außer Berlin - gesetzlicher Feiertag. 2018 haben Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein den Reformationstag zu einem neuen, zusätzlichen gesetzlichen Feiertag erklärt. Damit ist in neun Bundesländern an diesem Tag arbeitsfrei. Zum 500. Jahrestag der Reformation am 31. Oktober 2017 war der Tag einmalig bundesweit arbeitsfrei.
