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Unser Foto zeigt den Innenraum der Stadtkirche St. Georg mit dem Logo des Kunstprojekts.

Wilhelm Grebe wurde 1525 als erster evangelischer Pfarrer in Schmalkalden eingesetzt. Unser Foto zeigt den Innenraum der Stadtkirche St. Georg mit dem Logo des Kunstprojekts.

Schmalkalden / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 29 Sep 2025

Das Videoprojekt lädt Besucherinnen und Besucher ein, sich mit dem Thema «Heilig» auseinanderzusetzen. In kurzen Videoclips gewähren 20 Personen aus der Breite der Gesellschaft persönliche und oft überraschende Einblicke in das, was ihnen «heilig» ist. Die Installation soll zur eigenen Reflexion sowie zum Dialog über das Thema «Heiligkeit» anregen, so Ralf Gebauer, Dekan des Evangelischen Kirchenkreises Schmalkalden.

«Uns war es ein Anliegen, in einer Zeit der Konfrontationen und der Polarisierung eine Möglichkeit zu geben, über das ins Gespräch zu kommen, was uns ganz persönlich wichtig ist», so Dekan Gebauer zur Motivation des Projekts. Er hofft, dass es auf diese Weise möglich ist, Brücken zwischen Menschen zu bauen. Auch möchte Gebauer eine starke christliche Perspektive in die Diskussion einbringen: «Die Begriffe ‚heilig‘ und ‚Heil‘ hängen zusammen. Wir sollten jedoch sehr genau darauf schauen, was uns zum Heil-sein und Heil-werden dient. In diesem Punkt haben wir als Christenmenschen sehr tragfähige Antworten.»

Portraitfoto von Dekan Ralf Gebauer
«Uns war es ein Anliegen, in einer Zeit der Konfrontationen und der Polarisierung eine Möglichkeit zu geben, über das ins Gespräch zu kommen, was uns ganz persönlich wichtig ist.»
Dekan Ralf Gebauer

Die Verbindung zur Künstlerin Dorothea Brandt entstand durch ein Gespräch am Rande einer Kirchenkreissynode, berichtet Gebauer. Brandt hat in den vergangenen Jahren mehrere große Projekte realisiert, deren Themen viele Menschen bewegen – etwa Heimat, Grenzen und Rassismus. Das Schmalkaldener Projekt ist das erste interaktive Videoprojekt der Meininger Künstlerin.

Präsentiert werden die Videos vom 2. bis 31. Oktober in der traditionsreichen Stadtkirche St. Georg, in der bereits 1537 Martin Luther zweimal predigte. Die Kirche verwandelt sich während des Projektzeitraums in einen interaktiven Erlebnisraum, der auch digital begleitet wird. Ergänzend zu den Video-Beiträgen werden Portraitfotos der Teilnehmenden gezeigt, die sie an für sie «heiligen Orten» darstellen. Damit soll den Geschichten visuelle Tiefe verliehen werden. Die Vernissage des Kunstprojekts findet am 2. Oktober um 16:30 Uhr in der Stadtkirche statt.

Wilhelm Grebe – erster evangelischer Pfarrer

Wilhelm Grebe wurde 1525 als erster evangelischer Pfarrer in Schmalkalden eingesetzt – ein Schritt, der unter Landgraf Philipp von Hessen die Reformation in der Stadt einleitete. Über sein Wirken ist wenig bekannt. Seine Berufung führte jedoch zu politischen Spannungen zwischen den Landesherren von Hessen und Henneberg, die sich erst 1527 auf eine einvernehmliche Regelung der Pfarrbesetzung einigten.

Das Foto zeigt eine Außenansicht der Stadtkirche St. Georg in Schmalkalden

Die Stadtkirche St. Georg in Schmalkalden

«Bemerkenswert ist, dass nach 1525 parallel zu den evangelischen Gottesdiensten in der Stadtkirche am damaligen Kollegiatstift weiter die katholische Messe gefeiert wurde. Die Einwohner der Stadt hatten damit faktisch die freie Wahl, in welche Richtung sie sich orientieren», erläutert Dekan Gebauer. In dieser Zeit gibt es keine Hinweise auf Konfrontationen oder Konflikte. Eine Änderung der Situation trat erst in den 1540er Jahren ein, als die Henneberger Grafen ebenfalls ins protestantische Lager wechselten und die Feier der Messen in Schmalkalden eingestellt wurde. Nach dem Ende der Doppelherrschaft im Jahr 1583 wurde Schmalkalden ganz hessisch. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Reformation in der Stadt vollständig etabliert.

Das Programm zum Jubiläum

Zum Jubiläum lädt der Evangelische Kirchenkreis Schmalkalden zu einem vielfältigen Begleitprogramm ein. Am Tag nach der Vernissage des Kunstprojekts, dem 3. Oktober, findet um 10.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst zum Tag der Deutschen Einheit statt. An den Sonntagen bis zum 31. Oktober wird die Gottesdienstreihe «Heilige Momente» mit Überraschungsgästen gefeiert. Zusätzlich lädt Dekan Ralf Gebauer mittwochs jeweils von 12 bis 13.30 Uhr zum «Marktplatzgeplauder auf dem Sofa» auf dem Schmalkalder Wochenmarkt ein.

Ein Vortrag von Dr. Kai Lehmann über den Beginn der Reformation in Schmalkalden steht am 9. Oktober um 18 Uhr auf dem Programm. Am 11. Oktober folgt um 14 Uhr eine kostenpflichtige Sonderführung unter dem Titel «1525 – Tatort Schmalkalden» zur Einführung der Reformation. Hierfür ist eine Anmeldung bei der Tourist-Information erforderlich.

Am 16. Oktober gibt es ein Künstlerinnengespräch mit Dorothea Brandt um 19 Uhr zu ihrem Video-Kunstprojekt, gefolgt vom Kirchenkino mit dem Film «100 Dinge» um 20 Uhr im Elisabethsaal. Weitere Höhepunkte sind ein Feier-Abend-Lobpreisgottesdienst am 17. Oktober und ein Konzert mit Dekan Dr. Thorsten Waap (Fulda) unter dem Titel «Das Leben ist wie Schokolade» am 21. Oktober. Im Gottesdienst am 26. Oktober um 10.30 Uhr wird zusätzlich das Posaunenchorjubiläum gefeiert. Den Abschluss der Reihe bildet der Kirchenkreisgottesdienst zum Reformationstag am 31. Oktober mit anschließendem Fest.

Schmalkalden – Kurhessische Exklave in Thüringen

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) ist mit Thüringen durch den Evangelischen Kirchenkreis Schmalkalden verbunden. Die Thüringer Exklave der hessischen Landgrafen wurde bereits 1525 evangelisch. Bis 1944/45 gehörte Schmalkalden zum Regierungsbezirk Kassel. Trotz enger Verbindung zur EKKW auch während der deutschen Teilung wurde der Kirchenkreis Schmalkalden Anfang der 1970er Jahre an die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen angegliedert – Verfassung und gottesdienstliche Ordnung blieben jedoch kurhessisch. Nach der Wiedervereinigung kehrte der Kirchenkreis 1991 zurück in die EKKW. Er ist einer von insgesamt 14 Kirchenkreisen und gehört zum Sprengel Hanau-Hersfeld.