Durch die Nacht … hat Jesus gerungen und gebetet. In seiner letzten Nacht haben seine Freunde einfach geschlafen und Jesus im Stich gelassen. Von diesem „Nachtgefühl“ bitterer Einsamkeit können Mitarbeitende der Telefonseelsorge, von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen eindrücklich erzählen. Aber auch die Betroffenen von sexualisierter Gewalt schildern diese Erfahrung, durch eine schier nicht endende Nacht zu gehen, getrieben von dem Gefühl: Niemand hört mir zu und glaubt mir.
Wenn wir uns in der Passionszeit an das Leiden und Sterben Jesu Christi erinnern, dann vergegenwärtigen wir uns auch all die Menschen, die wie er allein und im Stich gelassen um ihr Leben oder um ihre Zuversicht ringen. Wir nehmen sie mit in unser Gebet und knüpfen Netze der Hilfe und Unterstützung.
„Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsere Nacht nicht endlos sein.“ Dieser Vers aus einem modernen Weihnachtslied verknüpft Weihnachten und Ostern, die Erfahrung der Heiligen Nacht mit der letzten Nacht. Auf sie folgt nicht der ewige Tod, sondern Auferstehung und Leben in Gottes Nähe, ohne Tränen, ohne Schmerz, ohne Tod. Diese Perspektive lässt mich getrost auch durch so manche unruhige Nacht gehen. In diesem Sinne wünscht Ihnen eine gesegnete Passionszeit und getröstete Kar- und Ostertage Ihre
Beate Hofmann
Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck