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Kirchenvorstandswahl 2025
Alles umsonst? Hoffentlich nicht

10 FRAGEN: Was hat ein Kirchenvorstand eigentlich zu tun?
Straße kehren. Dem Pfarrer den Talar bügeln. Orgelpfeifen polieren. Und das alles umsonst. – Nein. Diese Aufgaben gehören nicht zum Job eines Kirchenvorstandes. Nur „umsonst“ stimmt, denn Geld gibt es für das Engagement nicht. Es ist ein Ehrenamt. Am 26. Oktober werden die neuen Kirchenvorstände gewählt. Reinhard Berger stellte 10 Fragen an Pfarrerin Ulrike Joachimi, Beauftragte für die Kirchenvorstandswahl 2025. Sie erklärt, was die Vorstandsmitglieder zu tun haben.
1. Hat ein Kirchenvorstand überhaupt etwas zu melden? Oder sind die Mitglieder nur unbezahlte Hilfskräfte?
Ja, dieses Vorurteil höre ich immer mal wieder, aber das Gegenteil ist der Fall: Ohne den Kirchenvorstand läuft nichts in der Gemeinde. Er ist das oberste Leitungsorgan und Motor der Kirchengemeinde. Hier beraten ehrenamtliche Mitglieder – gewählt und berufen – gleichberechtigt zusammen mit Pfarrern und Pfarrerinnen.
2. Vereinfacht ausgedrückt: Der Kirchenvorstand ist verantwortlich für die Gestaltung des Gemeindelebens. Oder?
Ja, Verantwortlichkeit trifft es gut. Der KV schaut, was aktuell zu tun ist, und er entwickelt anhand der Zeichen der Zeit und nach einer Analyse eine Perspektive. Er trägt Verantwortung für das Gemeindeleben und gestaltet es mit: stellt Geld zur Verfügung, trägt Sorge für Schutz- und Hilfsbedürftige und hat mit Verwaltung von Geld und Gebäuden zu tun.
3. Was sagt die Praxis? Und was ist mit dem Alltag der Gemeindeglieder?
In der Praxis ist die Arbeit des Kirchenvorstandes eingebunden in ein Netz von Mitarbeitern. Kirchenmusik, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, Bildungsarbeit wie Frauen- oder Männerfrühstück, aber auch Jahresfeste und kreative Aktionen werden von vielen Aktiven gestaltet – oft im Miteinander mit Vereinen.
4. Ist der Kirchenvorstand auch für die Gestaltung des Gottesdienstes zuständig?
Der Kirchenvorstand trägt eine Mitverantwortung und „wacht über die Verkündigung in Wort und Sakrament“, wie es die Grundordnung beschreibt. In vielen Gemeinden übernehmen Kirchenvorstände wichtige Aufgaben im Gottesdienst (Lesungen, Küstertätigkeiten wie Blumendienst, läuten, Kollekte) oder sind in Doppelfunktionen tätig als Organist, Lektor oder Prädikant. Dies sind aber keine originären Aufgaben eines KVs.
5. Aber die Vorbereitung des Gottesdienstes gehört doch sicherlich zu seinen Aufgaben.
Ja, der Rahmen soll stimmen, es muss laufen und Sinn haben, gegebenenfalls braucht es einen Plan B. Ein „Darüber-Wachen“, wie es die Grundordnung beschreibt, und die Mitarbeit je nach Situation, Notwendigkeit und Begabung. Darin sehe ich die Aufgabe des KVs.
6. Dann geht´s auch noch ums Geld. Wer verwaltet die Kollekte und führt die Gemeindekasse?
Die Kollekte wird gezählt, eingetragen, eingezahlt. Die Finanzen einer Gemeinde werden vom Kirchenkreisamt verwaltet und überprüft. Der KV beschließt Haushalte. Alle Kirchenmitglieder können zu festgelegten Fristen Einsicht in den Haushalt nehmen und sich informieren, wohin das Geld geht.
7. Welchen Job haben Küster und Küsterin? Unterstützen sie die Arbeit des Vorstandes oder umgekehrt?
Sie unterstützen die Arbeit des Kirchenvorstandes beispielsweise durch Vor- und Nachbereitung des Gottesdienstes und Reinigung der Kirche. Vielerorts sind (bezahlte) Küsterstunden drastisch gekürzt oder abgeschafft worden. Dann muss im Kirchenvorstand geklärt werden, wer diese Aufgaben übernimmt bzw. ob man es sich leisten kann, z.B. eine Reinigungsfirma zu beauftragen.
8. Wird in den Sitzungen nach dem demokratischen Prinzip abgestimmt?
Ja. Auf Wunsch wird auch geheim abgestimmt. Entscheidungen werden mit der einfachen Mehrheit getroffen. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden, bei Wahlen das Los. Wer am Verhandlungsgegenstand persönlich beteiligt ist, darf nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kirchenvorstands bei der Verhandlung anwesend sein und enthält sich der Stimme.
9. Wie viel Gewicht hat bei Abstimmungen das Votum des Pfarrers? Kann er überstimmt werden?
Selbstverständlich. Pfarrer sind gleichberechtigte Mitglieder des Gremiums, auch bei der Abstimmung. Ausnahme: Bei Stimmengleichheit, wenn er den Vorsitz innehat. Unsere Grundordnung sieht übrigens vor, dass der KV in erster Linie ein berufenes oder gewähltes Mitglied zum Vorsitz wählt, wozu wir ausdrücklich ermutigen. Die Geschäftsführung liegt dagegen fast immer in Händen des Pfarrers bzw. der Pfarrerin.
10. Letzte Frage: Kann ein Mitglied des Kirchenvorstands während der sechsjährigen Wahlperiode aussteigen?
Ja. Wir ermutigen ausdrücklich dazu, sich von der langen Amtszeit nicht abschrecken zu lassen. Es ist absolut in Ordnung, wenn man aus privaten oder beruflichen Gründen vorzeitig zurücktritt.
Erschienen im Magazin des Kirchspiels
Obermöllrich „Glaubenssache“, 2025
© Reinhard Berger, KV Obermöllrich
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