Kirche bringt seit jeher ihre Stimme in die Gesellschaft ein. Auf Grundlage des Evangeliums beteiligt sich Kirche an politischen und ethischen Diskussionen und engagiert sich für Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung sowie für ein Leben in Vielfalt.
In der kürzlich erschienenen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung 6 wurde deutlich, dass die Mehrheit der Befragten, ob Mitglied in einer Kirche oder konfessionslos, genau dies von Kirche erwarten: Kirche soll sich gesellschaftlich/gesellschaftspolitisch engagieren.
Hohe Wahlergebnisse von Parteien, die extremistischen Positionen vertreten, Politiker*innen, die sie sich in populistischen Parolen überbieten, undifferenzierte Positionen im öffentlichen Diskurs und eine erschreckende Zunahme von antisemitischen Vorfällen zeigen, dass derzeit die als christlich verstandenen Werte vielfach relativiert und gar in Frage gestellt werden.
Es ist deshalb umso wichtiger, dass Kirche ihre Stimme erhebt und sich zu politischen Entwicklungen positioniert. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, religiöse Toleranz und Solidarität.
Doch müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass rechtsautoritäre Einstellungen auch in unserer Mitte sind. 19% der Menschen, die sich unserer evangelischen Kirche verbunden fühlen, sind dem rechtsautoritärem Orientierungstyp zuzuordnen.[1]
Mit Blick die Kirchenvorstandswahl im kommenden Jahr, stellt dies eine besondere Herausforderung dar.
Stimme einbringen bedeutet auch in Kommunikation zu treten. Auf Menschen zuzugehen und in das Gespräch zu kommen gerade mit jenen, die rechtsautoritäre Positionen anhängen oder vertreten.
Inflation, schlechte Wirtschaft, Zunahmen von Arbeitslosigkeit, Kriege und Krisen machen Menschen Sorgen und Angst. Viele lassen sich deshalb von vermeintlichen einfachen Lösungen ansprechen.
Mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen, ihre Ängste und Sorgen zu hören und ernst zu nehmen, ist ebenfalls seit jeher Aufgabe von Kirchen. Kirche kann sich nicht gegen Menschen verschließen, auch wenn diese eine andere Position vertreten, als es Kirche auf Grundlage des Evangeliums tun würde. Und gleichermaßen müssen wir darauf achten, dass diese Positionen nicht Eingang in unsere gemeindeleitenden Gremien erhalten.
Debattenkultur und Meinungsvielfalt sind wichtig, aber für Kirche muss der Konsens bleiben, der auf Gewaltfreiheit und demokratischen Grundwerten basiert.
Dr. Ralph Fischer hat für die Kirchenvorstandsarbeit das Papier „Zur Freiheit berufen – Glaube, Gemeinde und Grundgesetz“ verfasst. Ein gutes Diskussionspapier für alle Kirchenvorstände, um sich der eigenen Position zu vergewissern. Im Hinblick auf die Kandidierendengewinnung gilt es deutlich zu machen, dass es zwischen dem christlichen Evangelium und unserem Grundgesetz ein hohes Maß an Übereinstimmung gibt und wir darauf achten, dass auf beidem unsere Arbeit fußt.
[1]Demokratie in der Krise? So trägt die Kirche zur Stärkung bei - KMU 6 (ekd.de)