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Das Foto zeigt ein Baugerüst an einer Kirche mit der Aufschrift «Trotz Sanierung: Die Kirche ist offen»
Kassel / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 09 Jul 2025

Was verbinden Menschen heute mit evangelischer Kirche? Für manche sind es ermutigende Gottesdienste, bewegende Musik, persönliche Segensfeiern, Trost in Krisenzeiten oder erlebte Gemeinschaft. Andere denken an leerer werdende Kirchen, unbesetzte Pfarrstellen und finanzielle Engpässe. «Beides gehört zu unserer Realität. Darum steht die Kirche vor großen Herausforderungen», schreibt die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) in einem Beitrag für das landeskirchliche Medienportal ekkw.media.

Veränderung als Antwort

Die Gründe dafür seien vielschichtig. Immer weniger Menschen wollten sich dauerhaft binden – weder finanziell noch im sozialen Engagement. Kirche werde teils als fremd oder unzugänglich erlebt, andere lebten bewusst ohne Bezug zum Glauben. Die EKKW reagiert darauf mit Veränderungsbereitschaft. «Wir verändern uns. Wir haben den Mut dazu, denn wir haben einen Auftrag», betont Hofmann. Die frohe Botschaft von der Liebe Gottes behalte auch unter veränderten Bedingungen ihre Kraft.

Portraitfoto von Bischöfin Dr. Beate Hofmann
«Wir haben den Mut dazu, denn wir haben einen Auftrag und wir sehen: Die frohe Botschaft von der unbegrenzten Liebe Gottes wird auf dieser Welt auch unter anderen Bedingungen wirksam.»
Bischöfin Dr. Beate Hofmann

Kirche mit knapperen Mitteln

Im Zentrum des Reformprozesses steht die Frage, wie die Kirche mit weniger Ressourcen präsent bleiben kann – in multireligiösen Städten ebenso wie in ländlichen Räumen mit evangelischer oder katholischer Prägung. Kooperationen zwischen Gemeinden und kirchlichen Regionen spielen dabei eine zentrale Rolle. Auch die Zusammenarbeit mit katholischen Partnern soll gestärkt werden. «Denn: Zusammen geht mehr als allein», so die Bischöfin.

Spiritualität und Engagement stärken

Für Hofmann liegt ein besonderer Fokus auf dem Ehrenamt, das sie als «Fundament unserer Kirche» bezeichnet. Hauptamtliche sollen engagierte Menschen begleiten, fördern und in multiprofessionellen Teams zusammenarbeiten – unterstützt durch kompetente Verwaltung.

Auch in ihrer spirituellen und seelsorglichen Arbeit will die Kirche neue Wege gehen: mit Tauffesten, individuell gestalteten Trauungen und einer Konfirmandenarbeit, die junge Menschen begeistert. Die EKKW bleibe diakonisch engagiert, trete für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ein und arbeite daran, ein sicherer Ort für alle zu sein. Und sie bleibe eine feiernde Kirche: «Wir werden weiter singen, beten, auf Gottes Wort hören, das Evangelium teilen und miteinander feiern», schreibt Hofmann zum Abschluss.

Die Kirchengemeinde Franz von Roques in Schwalmstadt überlegt, ihr Gemeindehaus aufzugeben und stattdessen vieles in der Stadtkirche zu bündeln. Wie das klappen kann, soll das Projekt «Kirche auf Probe» zeigen. Pfarrerin Anna Imhof erzählt vom Start.

Hintergrund: Reformprozess der EKKW

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck befindet sich mitten in einem umfassenden Reformprozess unter dem Leitmotiv «Anders Kirche werden». Ziel ist es, angesichts sinkender Mitgliederzahlen und begrenzter Ressourcen eine zukunftsfähige, lebendige Kirche zu gestalten. Im Mai 2025 wurde auf der Frühjahrssynode die Halbzeit der verschiedenen «Teilprozesse» markiert und wichtige Weichenstellungen für die Zeit bis Ende 2026 vorgenommen.

Ausgangspunkt und Leitlinien

Ausgelöst durch die Freiburger Studie zur Kirchenmitgliedschaft und zum Kirchensteueraufkommen bis 2060 initiierte die EKKW 2021 einen Verständigungsprozess über ihren Auftrag in diesen Zeiten der Veränderung. An diesem beteiligten sich mehr als 1.500 haupt- und ehrenamtlich Tätige. «Evangelium teilen: Hören auf Gott und das, was Menschen brauchen» ist der zentrale Satz. Dazu beschloss im März 2022 die Landessynode sechs Grundaufgaben und fünf strategische Kriterien, die seither handlungsleitend sind. Diese Kriterien – «Kontaktflächen bietend», «Ausstrahlung fördernd», «Kooperation stärkend», «nachhaltig» und «motivierend» – dienen als Maßstab für Entscheidungen und Ressourceneinsatz.

Die Grafik zeigt anschaulich die sechs Grundaufgaben und fünf strategische Kriterien, die als Maßstab für Entscheidungen und Ressourceneinsatz dienen.

Die Grafik zeigt anschaulich die sechs Grundaufgaben und fünf strategische Kriterien, die als Maßstab für Entscheidungen und Ressourceneinsatz dienen.

Die fünf Teilprozesse im Überblick

  1. Gebäudestrategieprozess 2026+: Bis Anfang 2026 erstellen alle Kirchenkreise einen Gebäudeplan, der die rund 3.000 kirchlichen Gebäude in ein Ampelsystem einteilt: Grün (förderfähig), Gelb (Umnutzung oder alternative Finanzierung) und Rot (Aufgabe empfohlen). Ziele sind, den Gebäudebestand an den geringer werdenden Bedarf anzupassen, die Raumqualität zu verbessern und die Betriebs- und Unterhaltskosten an den finanziellen Möglichkeiten auszurichten. 
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  2. Profilierung der Ämter und Berufe: Dieser Teilprozess hat fünf «Laboratorien» ins Leben gerufen, in denen haupt- und ehrenamtlich Tätige über neue Formen der Zusammenarbeit nachdenken und sie erproben. Parallel wird mit vielen Beteiligten ein neues Konzept für den Pfarrberuf der Zukunft entwickelt. 
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  3. Überarbeitung der Grundordnung: Zuerst wurde an den Normentexten zum Grundordnungsabschnitt «Gemeinde» und zur «landeskirchlichen Gerichtsbarkeit» gearbeitet. Weitere Themen sind die aktuelle Diskussion um öffentlich-rechtliche Dienst- bzw. privatrechtliche Anstellungsverhältnisse im Pfarramt und die Frage, was «Leitung» ausmacht. Im August 2025 gibt es einen synodalen Studientag im Prozess zur Überarbeitung der Grundordnung. 
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  4. Haushaltskonsolidierung: Angestrebt wird, in zehn Jahren mit 50 Prozent der derzeitigen finanziellen Mittel auszukommen. Dazu wurden Einsparvorschläge in allen Arbeitsbereichen des Landeskirchenamtes erarbeitet und strategisch überlegt, welche Aufgaben und Bereiche in welche Rangfolge zu bringen sind. 
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  5. Kirchenverwaltung der Zukunft: Ziel ist es, die Verwaltung effizienter zu gestalten, Doppelstrukturen abzubauen und die Normendichte zu reduzieren. Die Verwaltung wird dezentral organisiert – soll aber einheitlich handeln und die kirchliche Weiterentwicklung unterstützen. 
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Kommunikation und Spiritualität

Auf der Frühjahrssynode 2025 wurde die Bedeutung von Kommunikation und Spiritualität in den Veränderungsprozessen unterstrichen. Es gibt neue Formate wie digitale Gebäudetalks, um den Austausch zu fördern und unterschiedliche Perspektiven einzubeziehen. Zudem spielt die Spiritualität als Kraftquelle in Zeiten des Wandels eine hervorgehobene Rolle; dafür steht den Haupt- und Ehrenamtlichen eine digitale Plattform zur Verfügung.