„That thing around your neck“ nennt Chimamanda Ngozi Adichie ihren Band mit zwölf Kurzgeschichten über die Sorgen von Frauen in Nigeria.
Im bevölkerungsreichsten Land Afrikas gibt es über 250 Ethnien. Es ist schwer, dort eine gemeinsame nationale “nigerianische Identität” zu entwickeln. Die Grenzen sind in Europa künstlich gezogen worden, ohne Rücksicht auf kulturelle oder geographische Gegebenheiten vor Ort. Das war in Berlin vor 140 Jahren. Die Folge waren Bürgerkrieg, Korruption und Konflikte. In Nigeria beginnt der Geschichtsunterricht noch immer mit der Kolonialgeschichte. Was davor war, wird verschwiegen. Die Sklaverei, aber auch die Errungenschaften der vorkolonialen Kulturen.
Schon vor dem Kolonialismus gab es starke muslimische Strukturen, v.a. im Norden. Mit der Kolonialmacht kam auch christliche Mission ins Land, v.a. im Süden. Bis heute gibt es eine reiche religiöse Vielfalt.
Das Land ist reich an Bodenschätzen. Das weckt Begehrlichkeiten. Ob es also Segen ist oder Fluch, hängt von der Perspektive ab.
Leider gibt es auch viel Gewalt und diskriminierende Traditionen – gerade gegen Frauen und Mädchen (z.B. Boko Haram, aber auch durch bestimmte christliche Strömungen und das so genannte Gewohnheitsrecht). Armut und Reichtum klaffen auseinander: neben dem Elend in Slums oder auf dem Land gibt es eine wachsende Zahl von Millionär*innen.
Und trotzdem gibt es viel Potenzial in diesem jungen Land: Mehr als die Hälfte der Menschen sind unter 18 Jahren. Es gibt viele Start-ups, den weltberühmten Afro-Bea, die bekannte Filmindustrie „Nollywood“ und nicht zuletzt viele starke Frauen im Land.
Auf Arte findest du einen kurzen Film von 12 Minuten, durch die du einen ersten Einblick bekommst:
Aus der Reihe “Mit offenen Karten”: Nigeria - Riese mit Schwächen
Die nigerianische Regisseurin Nadine Ibrahim hat mehrere interessante Filme gedreht.
Dieser Kurzfilm hier - TOLU - handelt vom Empowerment für ein Mädchen, das früh zu spüren bekommt, dass sein Vater lieber einen Sohn gehabt hätte.