„That thing around your neck“ nennt Chimamanda Ngozi Adichie ihren Band mit zwölf Kurzgeschichten über die Sorgen von Frauen in Nigeria. Auf Deutsch heißt das in etwa: “Dieses Ding auf deinem Nacken. Dieses Ding, das deinen Hals einschnürt.”
Leider gibt es viel Gewalt und diskriminierende Traditionen gegen Frauen, Mädchen (z.B. Boko Haram, aber auch durch bestimmte christliche Strömungen und das so genannte Gewohnheitsrecht) und auch gegen LGTBQ+.
Und doch hat dieses junge Land viel Potenzial: Mehr als die Hälfte der Menschen sind unter 18 Jahren. Es gibt viele Start-ups, den weltberühmten Afro-Beat, die bekannte Filmszene „Nollywood“ und nicht zuletzt viele starke Frauen.
Nigeria ist das bevölkerungsreichsten Land Afrikas mit über 250 Ethnien. Es ist deshalb schwer, eine gemeinsame “nigerianische Identität” zu bilden. Die Grenzen sind in Europa künstlich gezogen worden, ohne Rücksicht auf kulturelle oder geographische Gegebenheiten vor Ort. Das war vor 140 Jahren in Berlin. Das neu gebildete “Nigeria” wird britische Kolonie. England verfolgt damals eigene Interessen, z.B. die Ausbeutung der Erdölvorkommen, die Ende der 50er Jahre entdeckt werden. 1960 wird Nigeria unabhängig.
Danach kommt es zum Bürgerkrieg und vielen Konflikten überall im Land, die bis heute schwelen.
In Nigeria beginnt der Geschichtsunterricht noch immer mit der Kolonialgeschichte. Was davor war, wird verschwiegen. Die Sklaverei, aber auch die Errungenschaften der vor-kolonialen Kulturen.
Schon vor dem Kolonialismus war der Islam in der Region stark, v.a. im Norden. Mit der Kolonialmacht kam auch christliche Mission, v.a. in den Süden. Die Britische Kolonialmacht hat den Norden und den Süden damals miteinander verbunden, der Umgang mit den verschiedenen Regionen war aber ungleich. Das führt bis heute zu Spannungen.
Die Vielfalt in Nigeria ist überwältigend. Es gibt unfassbar viele Religionen/Konfessionen, Kulturen, Strukturen, Traditionen, Sprachen. Auch Armut und Reichtum klaffen auseinander: neben dem Elend in Slums oder auf dem Land gibt es eine wachsende Zahl von Millionär*innen.
Auf Arte findest du einen kurzen Film von 12 Minuten, durch die du einen ersten Einblick bekommst:
Aus der Reihe “Mit offenen Karten”: Nigeria - Riese mit Schwächen
Die nigerianische Regisseurin Nadine Ibrahim hat mehrere interessante Filme gedreht.
Dieser Kurzfilm hier - TOLU - handelt vom Empowerment für ein Mädchen, das früh zu spüren bekommt, dass sein Vater lieber einen Sohn gehabt hätte. Er dauert auch etwa 12 Minuten und ist hier auf Englisch. Er ist aber auch ohne Sprache leicht verständlich.