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Zwei Hände liegen auf einem Holztisch. Eine Person legt beide Hände schützend und unterstützend um den Unterarm einer anderen Person. Die Szene zeigt Nähe, Unterstützung und Zuwendung in einem ruhigen, natürlichen Umfeld.

Hospizarbeit begleitet schwer erkrankte Menschen und ihre Angehörigen, um ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Sie lindert nicht nur körperliche Leiden, sondern bietet auch emotionale und spirituelle Begleitung sowie Unterstützung im Alltag.

Frankfurt am Main / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 14 Okt 2025

Die Diakonie Hessen setzt sich nach eigenen Angaben dafür ein, dass Menschen ihr Leben bis zum letzten Tag gut und selbstbestimmt gestalten können. «Damit dies möglich ist, braucht es gute Palliativmedizin und eine vertrauensvolle Sterbebegleitung, sei es im Krankenhaus, zu Hause, in der Pflegeeinrichtung oder im Hospiz», so Tag weiter.

Ehrenamtliche als tragende Säule

Ein besonderer Fokus liegt auf dem Engagement der Ehrenamtlichen. Viele Angebote in der Sterbebegleitung werden durch freiwillig Engagierte getragen. «Ohne die vielen freiwillig engagierten Menschen, die Sterbende auf ihrem letzten Lebensweg begleiten und ihnen so ein menschenwürdiges Sterben ermöglichen, geht es nicht», erklärt Tag. Die Ehrenamtlichen seien für Sterbende und Angehörige da, schenkten Zeit, hörten zu und gäben Kraft und Ruhe in einer ungewissen Zeit.

Matthias Welsch, Theologischer Referent für Hospizarbeit bei der Diakonie Hessen, hebt hervor: «Für viele ist das Sterben nicht mehr Teil des Lebens. Sie wissen nicht, wie man mit Sterbenden lebt.» Die Auseinandersetzung mit dem Tod werde oft erst dann geführt, wenn sie unausweichlich sei. «Das Sterben in die Normalität zurückzuholen und die Menschen am Lebensende nicht allein zu lassen, dies macht eine achtsame Sterbebegleitung aus», so Welsch.

Gesellschaftliche Herausforderungen und Perspektiven

Die Diakonie Hessen sieht die Gesellschaft vor wichtigen Fragen: Wie soll Palliativmedizin und Sterbebegleitung zukünftig refinanziert werden? Wie ist mit Wünschen nach einer eigenständigen Beendigung des Lebens umzugehen? Eine gesetzliche Neuregelung der Suizidassistenz steht noch aus. «Egal wie die Antworten auf diese Fragen lauten werden, es gilt das Versprechen zu halten, dass auch weiterhin menschenwürdiges Sterben mit den Mitteln moderner Medizin und der umfassenden sozialen, palliativen und spirituellen Begleitung für alle Menschen selbstverständlich wird», sagt Tag. Der Wunsch nach Suizid dürfe nicht allein aus der Angst entstehen, nicht mehr selbstbestimmt und schmerzfrei leben zu können.

Hessen: Gute Infrastruktur, aber regionale Unterschiede

Laut Verband der Ersatzkassen (vdek) verfügt Hessen über eine gute Infrastruktur mit spezialisierten Angeboten für die stationäre und ambulante Hospiz- und Palliativversorgung. Es gibt 29 stationäre Hospize mit insgesamt 283 Plätzen, 85 ambulante Hospizdienste, 9 ambulante Kinderhospizdienste sowie 28 Teams für spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Dennoch ist die Versorgung nicht in allen Regionen wohnortnah gewährleistet, insbesondere in ländlichen Gebieten besteht Nachholbedarf.

Der demografische Wandel stellt die Versorgung vor zusätzliche Herausforderungen: Die Zahl der über 64-Jährigen in Hessen werde laut vdek bis 2030 deutlich steigen. Da die Mehrheit der palliativ versorgten Personen dieser Altersgruppe angehört, müssen die Versorgungsstrukturen weiterentwickelt und an die Bedürfnisse einer älter werdenden Bevölkerung angepasst werden, fordert der Verband.

Finanzierung und Förderung

Die ambulante Hospizarbeit in Hessen wird maßgeblich durch die gesetzlichen Krankenkassen gefördert. Im Jahr 2024 standen dafür rund elf Millionen Euro zur Verfügung. Die Mittel werden vor allem für die Aus- und Weiterbildung der Ehrenamtlichen sowie für Sachkosten eingesetzt. Im Jahr 2024 begleiteten laut vdek 3.795 ehrenamtliche Sterbebegleiter und -begleiterinnen 5.186 Menschen auf ihrem letzten Weg.

Unterstützung finden

Der Wegweiser der Hospiz- und Palliativersorgung Deutschland ist ein Portal für Betroffene und Hilfesuchende, um bundesweit Hilfestellung für die Palliativberatung und -versorgung zu finden. Betroffene, Angehörige, aber auch Beratungsstellen, Einrichtungen sowie Netzwerke sollen mit dem Wegweiser Unterstützung bei der zeitnahen Suche nach Angeboten der Hospiz- und Palliativversorgung erhalten.

Sterbeorte und Wünsche

Trotz der bestehenden Angebote versterben laut Studien rund drei Viertel der Menschen in anderen Institutionen: Mehr als die Hälfte im Krankenhaus, knapp jeder Fünfte im Pflegeheim. Nur etwa ein Viertel der Menschen kann zu Hause sterben, obwohl sich dies die Mehrheit wünscht. Lediglich fünf Prozent verbringen ihre letzten Tage im Hospiz, ein Prozent auf Palliativstationen.

Kinderhospizarbeit: Unterstützung für Familien

Auch die Kinderhospizarbeit nimmt einen wichtigen Stellenwert ein. Acht ambulante Kinderhospizdienste in Hessen unterstützen Familien mit schwerstkranken Kindern. «Die Ehrenamtlichen in den ambulanten Kinderhospizen sind eine wichtige Stütze für schwerstkranke Kinder und ihre Angehörigen. Ihr großes Engagement ermöglicht es den Kindern, zu Hause im vertrauten Umfeld bei ihren Familien zu sein», betont Claudia Ackermann, Leiterin der vdek-Landesvertretung Hessen, auf der Website des Verbandes.

Hospizarbeit und Palliativversorgung

Hospizarbeit begleitet schwer erkrankte Menschen und ihre Angehörigen, um ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Sie lindert nicht nur körperliche Leiden, sondern bietet auch emotionale und spirituelle Begleitung sowie Unterstützung im Alltag. Die Palliativversorgung fokussiert auf Lebensqualität statt Heilung und wird individuell auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmt. Die meisten Kosten werden von Kranken- und Pflegekassen übernommen.

Welt-Hospiztag / Deutscher Hospiztag

Mit dem Welt-Hospiztag soll auf die Belange in der Hospiz- und palliativen Versorgung aufmerksam gemacht werden. Der Aktionstag findet jährlich am zweiten Samstag im Oktober statt. Organisator ist der Worldwide Hospice and Palliative Care Alliance (WHPCA) als Netzwerk von nationalen Hospiz- und Palliative Care Organisationen, unterstützt durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der Deutsche Hospiztag findet immer am 14. Oktober statt und rückt besonders die Belange der Hospizarbeit und Palliativversorgung in Deutschland in den Mittelpunkt. Er wurde vom Deutschen Hospiz- und Palliativverband ins Leben gerufen.