Es sei gut, «wenn wir uns als Volk gemeinsam an die Zeit der Trennung, an die Wiedervereinigung und auch an die dabei gemachten Fehler erinnern», erklärten die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing: «Seit 35 Jahren wächst zusammen, was zusammengehört.»

Sie würdigten vor allem das Verdienst der Menschen in Ostdeutschland für die deutsche Einheit: «Maßgeblich erreicht wurde die Überwindung der jahrzehntelangen Trennung nach dem Zweiten Weltkrieg durch den mutigen Einsatz vieler Menschen in der damaligen DDR. Mit ihrer Friedlichen Revolution gegen ein diktatorisches Regime lösten sie 1989 die Ereignisse aus, die ein Jahr später in die Deutsche Einheit mündeten.» Vielfach seien die Impulse von Christinnen und Christen ausgegangen, die mit Friedensgebeten und mutigem Engagement gegen das Unrecht und für Demokratie anderen ein Beispiel gegeben hätten.
Audio-Box zum Thema
In Grebendorf bei Eschwege in Hessen hat Prälat i.R. Bernd Böttner seine gesamte Kindheit an der innerdeutschen Grenze verbracht, keine 2 Kilometer zu Thüringen. Er hat die eigentümliche Situation hautnah mitbekommen und beschreibt sie im Audio-Beitrag.
Wunden der Spaltung seien noch immer spürbar
Die Menschen in zwei durch Mauern, Stacheldraht, Minenfelder und Panzersperren getrennten Ländern hätten gewaltlos erreicht, wonach sich viele in der Welt sehnen: Frieden, Freiheit und Einheit. «Die deutsche Gesellschaft kann stolz und dankbar sein, dass die Menschen im geeinten Deutschland in vielfacher Hinsicht wieder zusammengefunden haben. Menschen in Deutschland sind aufeinander zugegangen, haben voneinander gelernt und miteinander Vorurteile abgebaut», erklärten Fehrs und Bätzing.
Zwar sei Deutschland in 35 Jahren wieder zusammengewachsen, die Wunden der Spaltung seien jedoch noch immer spürbar: «Sie zeigen sich in fortbestehenden wirtschaftlichen und sozialen Unterschieden zwischen Ost und West, in den Brüchen persönlicher Biographien und im anhaltenden Gefühl vieler Menschen, nicht in gleicher Weise anerkannt oder gehört zu werden», erklärten die evangelische Hamburger Bischöfin und der katholische Bischof von Limburg. Zugleich entstünden neue Trennungen zwischen Stadt und Land, zwischen Arm und Reich sowie «zwischen Menschen, die der Demokratie vertrauen und jenen, die ihr zutiefst misstrauen oder sie sogar bekämpfen».
Deutsch-deutsche Teilung in Hessen

Die Brücke über die Werra von Großburschla (Thüringen) nach Heldra (Hessen) ist historisch bedeutsam. Sie war während der deutsch-deutschen Teilung Bestandteil der innerdeutschen Grenze und diente zu DDR-Zeiten als Sperrwerk, um Fluchtversuche zu unterbinden. Im Wasser befanden sich Rechen als zusätzliche Barrieren, und das Ufer wurde von einem Beobachtungsturm überwacht. Heute symbolisiert die Brücke die Überwindung der einstigen Grenze. Vor Ort informiert eine Tafel über die Geschichte und Funktion der Grenzanlagen.
Das auf dieser Seite von Wikimedia verwendete Foto «Halt! Hier Grenze» stammt von ChrisO und wurde nur im Zuschnitt verändert. Das Foto steht unter der Creative Commons Lizenz CC BY-SA 3.0