Sie verwies auf die gegenwärtigen Herausforderungen, etwa die Zunahme von politisch motivierter Gewalt und den Hass auf Andersdenkende. «Umso wichtiger ist es, dass die, die aus Werten wie Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt heraus leben, sich zusammenschließen und die Demokratie verteidigen.» Miteinander gelte es, konkrete Vorstellungen davon zu entwickeln, wie ein friedliches Miteinander aussehen könne: «ein Miteinander, das Verschiedenheit anerkennt und respektiert», appellierte die Bischöfin. Dies sei die Konsequenz aus dem rassistischen Attentat in Hanau.

Bischöfin Hofmann erinnerte in ihrer Predigt in der Hanauer Marienkirche an das biblische Bild einer friedlichen Zukunft, das der Prophet Jesaja entwarf: dass die Logik von Fressen und Gefressen-Werden, vom Sieg des Stärkeren an ihr Ende kommen könne. Das lasse sich auf heute übertragen: Die Träume von einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Welt seien nicht auszulöschen. «Sie werden Donald Trump überdauern, so wie sie Assad in Syrien überdauert haben. Die Sehnsucht nach einem Zusammenleben in Frieden und Sicherheit auch für die, die verletzlich und weich sind, sie wird Menschen weiter beflügeln und bestärken, in der ganzen Welt. Nicht die Gewieftheit und Gerissenheit der jetzt Mächtigen haben das letzte Wort. Letztlich ist es Gott, der über diese Welt herrscht», sagte die Bischöfin. Was er vorhabe, sei bei Jesaja nachzulesen: «Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen da, wo Gott regiert. Denn das Land ist erfüllt von Erkenntnis des Herrn, so wie das Meer voll Wasser ist.»
Das Bild von Zukunft, das die Bibel vor Augen male, unterscheide sich nicht so sehr von Bildern des Korans und anderer großer religiöser Visionen. «Wo Menschen in Respekt vor Gott und daraus abgeleitet auch im Respekt voreinander leben, da wird sich der Friede durchsetzen», so die Bischöfin. Sie ist überzeugt: «Gemeinsam sind wir Ebenbilder Gottes.»
An dem Gottesdienst unter dem Motto «Zusammen-Leben und Zusammen-Wachsen», zu dem der Evangelische Kirchenkreis in die Marienkirche eingeladen hatte, wirkte Büsra Cürebal von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar mit. Serpil Unvar hatte diese hat nach dem gewaltsamen Tod ihres Sohnes gegründet, um Erfahrungen mit Rassismus und Diskriminierung entgegenzuwirken. Außerdem gestalteten Jugendliche der Hohen Landesschule, Konfirmandinnen und Konfirmanden sowie Pfarrer Dr. Werner Kahl den Gottesdienst mit. Für den musikalischen Rahmen sorgten Stadtkantorin Johanna Winkler sowie Vedat Oymak (Flöte) und Chid Chamberlain.
Predigt der Bischöfin im Wortlaut:

Predigt von Bischöfin Dr. Beate Hofmann am 16. Februar 2025 in der Hanauer Marienkirche anlässlich des Anschlags von Hanau, bei dem am 19. Februar 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven ermordet wurden. (Predigttext: Jes 11, 6-9)
Dialog mit Betroffenem, Bürgermeister und Bischöfin Fehrs
Auch am Montag, 17. Februar, geht es in der Marienkirche um den rassistischen Anschlag und seine Folgen: Ab 19 Uhr findet dort eine Diskussionsveranstaltung statt. Sie steht unter der Frage: «Hanau und die Anschläge – was bleibt und wie geht es weiter?» Daran wird neben Etris Hashemi, der seinen Bruder und Freunde bei dem Anschlag verloren hat, und Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, teilnehmen. «Die Bluttat von Hanau verpflichtet unsere ganze Gesellschaft, sich rechtsextremer Gewalt gemeinsam entgegenzustellen. Dazu sind Klarheit und Grenzen nötig – vor allem aber das Gespräch. Im Ringen um den besten Weg brauchen wir Orte der Verständigung», so Bischöfin Fehrs.
«#VerständigungsOrte – Wir. Reden. Hier.»

Die Veranstaltung wird im Rahmen der Initiative «#VerständigungsOrte – Wir. Reden. Hier.» veranstaltet. Die EKD und die Diakonie rufen Kirchengemeinden und Einrichtungen dazu auf, ihre Kirchen für Dialogveranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Damit sollen Räume geboten werden, in denen Menschen mit unterschiedlichen Ansichten zusammenkommen und sich über gesellschaftliche Probleme austauschen können.