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Kirchhain / Olaf Dellit, blick in die kirche
Veröffentlicht 03 Okt 2025

Rasen mähen, das sei genau sein Ding. Am liebsten im großen Stil, Aufsitzrasenmäher, Kantenschneider, das ganze Programm: Das war eine der eher ungewöhnlichen Anfragen, die bei Janneke Daub landeten. Die 37-Jährige ist Freiwilligenmanagerin im Evangelischen Kirchenkreis Kirchhain.

Ihre Aufgabe beschreibt sie so: Strukturen schaffen, damit Menschen Lust haben, ehrenamtlich aktiv zu sein. In den meisten  Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gibt es solche Koordinatorinnen, die dafür sorgen sollen, dass der Rahmen für diejenigen passt, die ihre Talente und Fähigkeiten einbringen wollen.

Porträt von Janneke Daub
«Wenn Menschen Sachen gut können, bleiben sie länger dabei.»
Janneke Daub

Früher war es meist so, dass es eine Aufgabe gab, für die dann jemand gesucht wurde, der oder die sie ausfüllte. Heute, erläutert Daub, ist es oft umgekehrt; da wird geschaut, welches Talent jemand mitbringt und zur Verfügung stellen möchte. Daub erzählt von einer Frau, die sich in einer Ausbildung zur systemischen Beraterin befindet. Dafür muss sie 100 Beratungsstunden nachweisen. Die wolle sie gerne Ehrenamtlichen anbieten, schlug sie Janneke Daub vor. Die machte das Angebot bekannt, jetzt laufe es gut.

Die Orientierung an den Talenten ist nicht nur für die gut, die Aufgaben übernehmen, sondern auch für die Kirchengemeinden, in denen sie sich einbringen. Denn: «Wenn Menschen Sachen gut können, bleiben sie länger dabei.»

Was man braucht

Welche Eigenschaften sind gut, wenn man sich ehrenamtlich engagiert? Ehrenamtsmanagerin Janneke Daub nennt vier wichtige Punkte:

  • Die Fähigkeit und Bereitschaft, klar ja und klar nein zu sagen.
  • Begeisterungsfähigkeit: Es ist gut, wenn man für ein Thema oder eine Sache brennt.
  • Neugier und Positivität
  • Resilienz: Trotz aller Begeisterung darf man nicht in der Aufgabe ausbrennen („Burnout“).

Bei der großen Aktion «einfach heiraten» sei das besonders gut aufgegangen, berichtet Daub. Im Frühjahr ließen sich an vielen Orten in der Landeskirche Paare ohne viel Vorbereitung und Aufwand kirchlich trauen oder segnen. Da gab es Engagierte, die die Feiern musikalisch begleiteten und andere, die festliche Empfänge vorbereiteten.

Zugleich gebe es nach wie vor die Möglichkeit, für eine bestimmte Aufgabe in einer Gemeinde jemanden zu suchen, der sie gut und gerne übernimmt, sagt Daub. 

Räume für Ideen schaffen

Aber ist es nicht grundsätzlich so, wie man immer hört, dass viele nur noch projektbezogen arbeiten und sich nicht länger verpflichten wollen? Nicht unbedingt, sagt Daub. Beides gebe es. Wichtig sei jedoch, dass völlig klar sei, auf was man sich einlasse, wenn man eine Aufgabe übernimmt. Es dürfe bei den Engagierten nicht der Eindruck entstehen: «Man reicht ihnen den kleinen Finger und sie nehmen die ganze Hand.» 

Zu guten Bedingungen gehört laut Daub auch eine Vertretungsregelung für die Aufgaben, falls jemand mal nicht da ist oder krank. Das fehle aber noch sehr oft. Und Fortbildungsangebote sind ihr wichtig. Vor allem aber wolle sie «Räume schaffen, in denen sich Menschen ausleben und ihre Ideen umsetzen können», Möglichkeiten, sich zu begegnen, sich auszutauschen und zu verwirklichen. Sie wolle die Ehrenamtlichen weniger steuern, sagt Daub, sondern vielmehr begleiten bei ihren Aufgaben. Dazu gehört auch der Austausch über Gemeindegrenzen hinweg, der Probleme lösen kann.

So entstand die Idee der Krippenspielbörse, die dieses Jahr Premiere hatte. Das Problem mancher Gemeinde: Jedes Jahr beginnt die Suche nach einem guten Krippenspiel aufs Neue, oder man muss selbst eins schreiben. Dabei kann man doch Krippenspiele auch tauschen und sich beraten.

Menschen begeistern, die für etwas brennen, so fasst Janneke Daub ihre Aufgabe als Ehrenamtsmanagerin kurz zusammen. So hat sie auch für den Menschen etwas Tolles gefunden, der sich fürs Rasenmähen begeistert: Heute hält er in drei Kirchengemeinden das Gras kurz. 

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Tel. 0561/9378-1966 | Mail: engagiert@ekkw.de

Titelblatt des Magazins „blick in die kirche“, Ausgabe Oktober 2025. Fünf Personen stehen im Kreis und legen ihre Hände übereinander in die Mitte, von unten fotografiert. Oben rechts steht „magazin“ in weißer Schrift auf orangem Hintergrund, darunter „in die kirche“. Unten links zwei Textboxen: „INTERVIEW Teresa Weißbach über ihre Arbeit im Hospizdienst“ und „ENGAGIERT Kirchenvorstands-Mitglieder stellen sich vor“. Unten mittig groß „Ehrensache!“. Unten rechts ein pinkes Logo zur Kirchenvorstandswahl am 26.10.2025.
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Bis zu acht Millionen sehen Teresa Weißbach als Försterin Saskia Bergelt im «Erzgebirgskrimi» (ARD). Weniger bekannt ist ihr regelmäßiges Ehrenamt auf einer Hospizstation. Im Interview spricht sie darüber, wie diese Aufgabe ihr Herz öffnet, warum Ehrenämter wichtig sind, über ihren Glauben und «gute Engel», die ihr begegnet sind.

Das Magazin widmet sich ehrenamtlichem Engagement in und außerhalb der Kirche – Anlass ist die Kirchenvorstandswahl in Kurhessen-Waldeck. Die Redaktion beleuchtet den Einsatz für Geflüchtete, Rehkitze, fairen Handel, Pfadfinderarbeit und mehr. Sie erklärt, wie Erste-Hilfe-Kurse für die Seele funktionieren, wie Kirche und Diakonie Sorgenetze knüpfen und was Ehrenamtliche bei der Telefonseelsorge leisten. Sinn-Expertin Prof. Tatjana Schnell erläutert, warum Sinnvolles gesund ist und wo Gefahren im Ehrenamt liegen.

Für Leserinnen und Leser gibt es wieder ein herausforderndes Gewinnspiel mit der Chance auf einen Hotelaufenthalt.

Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.