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Vor der Sterzhäuser Kirche: Sakine Ayhan und ihre Söhne Toprak, Emir Ali und Baris (von links) sind aus der Türkei geflohen

Vor der Sterzhäuser Kirche: Sakine Ayhan und ihre Söhne Toprak, Emir Ali und Baris (von links) sind aus der Türkei geflohen

Sterzhausen / Olaf Dellit, blick in die kirche
Veröffentlicht 03 Okt 2025

Ayhan stammt aus dem kurdischen Teil der Türkei. Ihr Mann starb und sie sollte nun mit dessen Bruder verheiratet werden. Sie erzählt das nicht selbst, aber Mehmet Kirok ergänzt, dass sie auch Gewalt befürchtete. Kirok stammt selbst aus Kurdistan und betreut die Familie in Sterzhausen, wo sie dreieinhalb Monate im Kirchenasyl unterkam. Nach den gesetzlichen Regelungen wären die vier sonst nach Kroatien abgeschoben worden, wo sie in die EU eingereist waren. Ayhan gilt als schwer traumatisiert. Die Kirchengemeinde hat ihren Fall genau geprüft und fürchtete, dass sie eine Abschiebung psychisch nicht verkraften würde. Inzwischen läuft das reguläre Asylverfahren. 

Dass die Lage für Kurdinnen und Kurden in der Türkei trotz des vermeintlichen Friedenprozesses sehr schwierig ist, bestätigt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf Anfrage. „Von einer Entspannung gegenüber den Kurden kann man nicht sprechen“, sagt Dr. Kamal Sido von der Menschenrechtsorganisation, der viele Kontakte in die Region hat.

Schwierige Lage in Kurdistan

Tatsächlich habe sich an der aggressiven Rhetorik und der konkreten Politik der türkischen Regierung gegen die Kurden wenig geändert. Sido spricht von einer „massiven Islamisierung der Türkei“, unter der besonders Aleviten und aufgeklärte kurdische Sunniten zu leiden hätten. Von Gewalt bedrohte Frauen könnten nicht auf Hilfe vom Staat hoffen. Innerhalb der kurdischen Gemeinschaft gebe es zudem sehr konservative Strömungen. Dr. Sido berichtet auch von den „Dorfschützern“, einer kurdischen Miliz, die im Auftrag des Staates Morde begehe.

All dem sind Sakine Ayhan und ihre Söhne entkommen. Dafür ist die Mutter zutiefst dankbar. Ihre Dankbarkeit wollte sie aber nicht nur in Worte fassen, sondern tatkräftig zum Ausdruck bringen. 
So hat sie in der Zeit, als sie mit den Söhnen in einem bescheidenen Zimmer in dem Haus lebte, die großen und kleinen Räume des Gemeindehauses regelmäßig geputzt, sodass alles immer sauber war. Auch den Hof hielt sie in Ordnung, sie kümmerte sich um den Müll und darum, dass die Kirche morgens auf- und am Abend abgeschlossen wurde.

In die Dankbarkeit mischen sich für die Familie Sorgen. Gerade der älteste Sohn könne sich noch genau an den Tod des Vaters und an die Flucht erinnern, berichtet Mehmet Kirok. Das belaste ihn. Die Mutter habe große Angst vor einer Abschiebung und würde gerne in dem Land bleiben, in dem sie sich sicher fühlt.

Kirchenasyl

Kirchenasyl hat eine lange Tradition, nach der ein heiliger Raum besonderen Schutz gibt. Heute bieten Kirchengemeinden nach sorgfältiger Abwägung Kirchenasyl als letzten Versuch an, damit Schutzbegehren von Geflüchteten erneut sorgfältig geprüft werden. Die Betroffenen sollen in dieser Zeit vor Abschiebungen sicher sein. Das Kirchenasyl bedeutet nicht, dass Menschen vor den Behörden versteckt würden, vielmehr wird der Aufenthalt der betreffenden Person in kirchlichen Räumen dem Bundesamt für Migration und Flucht mitgeteilt. Die Diakonie berät Gemeinden, die Kirchenasyl anbieten wollen. (ode)

Titelblatt des Magazins „blick in die kirche“, Ausgabe Oktober 2025. Fünf Personen stehen im Kreis und legen ihre Hände übereinander in die Mitte, von unten fotografiert. Oben rechts steht „magazin“ in weißer Schrift auf orangem Hintergrund, darunter „in die kirche“. Unten links zwei Textboxen: „INTERVIEW Teresa Weißbach über ihre Arbeit im Hospizdienst“ und „ENGAGIERT Kirchenvorstands-Mitglieder stellen sich vor“. Unten mittig groß „Ehrensache!“. Unten rechts ein pinkes Logo zur Kirchenvorstandswahl am 26.10.2025.
«Ehrensache!» als E-Paper

Bis zu acht Millionen sehen Teresa Weißbach als Försterin Saskia Bergelt im «Erzgebirgskrimi» (ARD). Weniger bekannt ist ihr regelmäßiges Ehrenamt auf einer Hospizstation. Im Interview spricht sie darüber, wie diese Aufgabe ihr Herz öffnet, warum Ehrenämter wichtig sind, über ihren Glauben und «gute Engel», die ihr begegnet sind.

Das Magazin widmet sich ehrenamtlichem Engagement in und außerhalb der Kirche – Anlass ist die Kirchenvorstandswahl in Kurhessen-Waldeck. Die Redaktion beleuchtet den Einsatz für Geflüchtete, Rehkitze, fairen Handel, Pfadfinderarbeit und mehr. Sie erklärt, wie Erste-Hilfe-Kurse für die Seele funktionieren, wie Kirche und Diakonie Sorgenetze knüpfen und was Ehrenamtliche bei der Telefonseelsorge leisten. Sinn-Expertin Prof. Tatjana Schnell erläutert, warum Sinnvolles gesund ist und wo Gefahren im Ehrenamt liegen.

Für Leserinnen und Leser gibt es wieder ein herausforderndes Gewinnspiel mit der Chance auf einen Hotelaufenthalt.

Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.