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Bad Arolsen/Kleinschmalkalden/Bruchkoebel/Kaufungen, blick in die kirche
Veröffentlicht 03 Okt 2025
Portraitfoto von Annemarie Hesse

Annemarie Hesse

War 20 Jahre lang Kirchenvorsteherin in Bad Arolsen

Annemarie Hesse, das merkt man im Gespräch mit ihr schnell, ist eine Macherin. Eine, die anpackt und mitmacht, die vor allem – das Wort benutzt sie gerne – netzwerkt. Genau das war auch der Antrieb der heute 73-Jährigen, vor 20 Jahren für den Kirchenvorstand (KV) in Bad Arolsen zu kandidieren. Hesse leitete eine Tagespflege-Einrichtung in Korbach und war, auch aus beruflichen Gründen, an Kontakten interessiert.

Neben ihrem Beruf in der Diakonie hatte sie auch einen Zugang zur Kirche, über die Musik, genauer gesagt durch den Gospelchor. Kontakte knüpfen, präsent sein, neue und interessante Menschen kennenlernen, all das erhoffte sie sich durch ihre Kandidatur für den Kirchenvorstand. Sie wurde zunächst nicht gewählt, aber dann in das Gremium berufen.

Dort freute man sich offensichtlich über die tatkräftige Neue, sodass sie nach drei Jahren Vorsitzende wurde und das zwölf Jahre lang blieb. Seit sie in der Rente ist (obwohl sie immer noch aushilft) , engagierte sich Hesse noch intensiver. Einmal die Woche Dienstbesprechung mit Pfarrern, Kirchenmusikern und Küstern, monatlich Sitzung des Kirchenvorstands, dazu die Ausschüsse für Diakonie, Finanzen, Feste und Bau – Annemarie Hesse war immer dabei. «Ich will den Überblick behalten», sagt sie. 

Der Bauauschuss hat und hatte besonders viel zu tun, denn die evangelische Stadtkirche Bad Arolsen ist sanierungsbedürftig, Hesse beziffert die Kosten auf sechs Millionen Euro. Spendensammeln, mit dem Denkmalschutz sprechen, die Vorsitzende hatte auch mit der «teilweise ausufernden» Bürokratie zu tun. 

Nach zwei Jahrzehnten tritt Annemarie Hesse nicht wieder zur Wahl an. Ihre Bilanz fällt positiv aus. Sie habe viel gestalten können, tolle Menschen getroffen und mit ihrer Gemeinde auch viel bewältigt, zum Beispiel den Wechsel in allen drei Pfarrämtern. Nur manchmal habe sie das Gefühl gehabt, manche Menschen mit ihren immer wieder neuen Ideen zu stören. Die wird sie auch zukünftig einbringen, denn Annemarie Hesse wird Kirchenälteste – mit beratender Stimme im KV. 

Steffen Günther

Gestaltet seit 35 Jahren in Kleinschmalkalden die Kirche mit

Steffen Günther wurde das erste Mal gefragt, ob er Kirchenvorsteher werden wolle, als er das noch gar nicht durfte. Er war noch zu jung. Heute ist Günther 56 Jahre alt und weit mehr als die Hälfte seines Lebens im KV seiner Heimat Kleinschmalkaden tätig. 1990 verstarb ein Mitglied und der junge Mann rückte nach – das war vor 35 Jahren.

Ohne seinen Opa wäre es nicht so gekommen, erzählt Günther, denn der ging Sonntag für Sonntag in den Gottesdienst, immer mit Schlips und Kragen. In diese Tradition wuchs er hinein und möchte nicht, dass sie ausstirbt. Günther steht übrigens auch hauptberuflich in einer langen Tradition: Er arbeitet als Werkzeugmacher bei der heimischen Firma Venter, die seit 1874 Glocken herstellt. Das ist auch der Grund, warum in Kleinschmalkalden die größte Kuhglocke der Welt hängt.

So war es für Steffen Günther keine Frage, dass er sich in den Dienst seiner evangelischen Kirche stellt, neben dem KV seit 1992 auch als Kirchendiener – meist nennt man die Aufgabe sonst Küster.

«Man kann das», sagt der Kleinschmalkaldener über den Kirchenvorstand, «als Berufung sehen.» Ihm gefallen die besonderen Gottesdienste, bei denen die «herzliche Gemeinschaft» der Gemeinde spürbar wird. Er freut sich, wenn dann oder zu Festen auch Menschen kommen, die man sonst nicht in der Kirche sieht.

Natürlich, räumt Günther ein, sei es auch manchmal zäh. Gerade wenn es um bauliche Fragen geht und sich hinzieht, wird er nervös: «Man könnte in den Tisch beißen, wenn es nicht vorwärts geht.» Was dann helfe, sei sein Humor. Den beweist Steffen Günther auch an anderer Stelle: Seit vielen Jahren steht er als Familienvater Franz in humoristischen Stücken auf der Bühne. Gespielt wird in Mundart.

Das Bild der Familie nutzt er auch, wenn er über die Kirchenvorstandsarbeit spricht. Dort gebe es viel Gemeinschaft und auch ein Streit sei okay, solange man sich noch in die Augen schauen könne. Eigentlich sei es mit der Aufgabe wie mit Kindern: Manchmal nervten sie, aber es wäre zu schade, wenn sie nicht da wären.

Portraitfoto von Steffen Günther
Portraitfoto von Rüdiger Briesewitz

Rüdiger Briesewitz

Über Vertrauen, Verantwortung und die Kraft eines Kirchenvorstands

Er ist ein engagiertes Mitglied im Kirchenvorstand von Bruchköbel – trotz mancher Herausforderungen in den vergangenen Jahren. Der schwierigste Moment war im März: Beide Pfarrstellen waren unbesetzt. «Das waren extrem intensive Wochen», erinnert sich Rüdiger Briesewitz. Gleichzeitig war der Ingenieur als Teil des Bauausschusses für die Sanierung des Pfarrhauses verantwortlich. Der Kirchenvorstand hatte viel zu tun, der vertretende Pfarrer unterstützte tatkräftig und das Gemeindeleben lief recht reibungslos – die Gottesdienste waren gut besucht.

Wer dem 57-Jährigen zuhört, spürt seine Leidenschaft für dieses Ehrenamt. «Jeder bringt etwas mit – sei es Organisationstalent, soziale Kompetenz oder Fachwissen. Mich erfüllt diese Aufgabe und die sichtbaren Ergebnisse sind mein Antrieb.» Dabei war sein Weg in das Gremium alles andere als geradlinig. Als junger Vater war es ihm wichtig, dass seine Kinder kirchliche Angebote erleben – von Kindergottesdiensten bis zu Konzerten. Dieses Engagement blieb vom damaligen Pfarrer nicht unbemerkt. Bereits vor 13 Jahren wollte ihn der in den KV holen. Briesewitz lehnte ab – zu wenig Zeit, bereits im Elternbeirat aktiv. In der «Rushhour des Lebens» war kein Raum für weitere Verpflichtungen. Der Pfarrer blieb am Ball und schlug eine unverbindliche Teilnahme an einer KV-Sitzung vor: «Da hat es mich gepackt. Die gute Struktur, der Respekt und auf Augenhöhe – echte gelebte Demokratie.» Mit einem Rest Skepsis behaftet ließ er sich aufstellen. Das Bewerbungsfoto mit Sonnenbrille sollte etwas abschrecken – vergeblich. Er wurde gewählt, musste jedoch aus privaten Gründen zunächst absagen.

Seit drei Jahren ist er nun im Kirchenvorstand. Die Vielfalt der Aufgaben begeistert ihn, auch kleine Ideen finden Gehör – wie die Gartenbank vor der Kirche, die inzwischen ein beliebter Treffpunkt ist.

Sein Appell für die Kirchenvorstandswahl am 26. Oktober: «Beteiligen Sie sich – auch wenn Sie nur selten in die Kirche gehen. Die Wahl ist unkompliziert. Denn ein engagierter Kirchenvorstand ist das Fundament einer lebendigen Gemeinde.»

Vassili Konstantinidis

Freut sich, dass er in Kaufungen etwas bewegen kann

Es ist eine Abkürzung, ein Akronym, in dem sich Vassili Konstantinidis' Begeisterung findet: KiJuFam. Das steht für Kinder-Jugend-Familie, einen Ausschuss des Kirchenvorstands Kaufungen. Dort ist Konstantinidis mit besonderem Engagement dabei, weil er sicher ist, dass dieser Bereich für die Zukunft der Kirche von entscheidender Bedeutung sein wird.

Seit sechs Jahren ist der Mann, den alle «Vasi» nennen, KV-Mitglied und hat beschlossen, sich wieder zur Wahl zu stellen. Die Leidenschaft für Kinder- und Jugendarbeit sehe man schon in seiner Biografie, sagt der 41-Jährige. Ursprünglich hatte er Banker gelernt, doch dann noch ein Studium in Sozialer Arbeit drangehängt. Heute ist er Geschäftsführer der CVJM-AG, die die Arbeit von 70 Ortsvereinen des christlichen Verbands koordiniert.

«Kinder brauchen einen Raum, wo sie Gott und den Glauben entdecken können», ist Konstantinidis' Überzeugung. Und dafür kämpft er in seinem Kirchenvorstand. Ganz einfach sei das nicht immer, weil in dem großen Gremium verschiedene Interessen aufeinanderträfen. In Zeiten, in denen das Geld knapper wird, stehe vieles in Frage, das hat Diskussionen zur Folge, die auch anstrengen können.

Überhaupt, so seine Erfahrung, koste die Arbeit im KV Kraft und Zeit und sei auch nicht gerade «sexy». Zugleich freue es ihn aber, wenn er etwas bewegen könne, sagt der 41-Jährige. Gerade wenn es um Organisatorisches geht, bringe er – aus seiner Banklehre – Wissen mit: «Da kommen Inhalt und Struktur zusammen.»

Wie wichtig ihm seine Inhalte sind, sieht man auch daran, dass Konstantinidis ebenso im Förderverein Jugend- und Familienarbeit der Gemeinde aktiv ist. Dieser finanziert unter anderem eine halbe Jugendarbeiterstelle. Aber der Kirchenvorsteher packt auch selbst mit an. Eine Erfolgsgeschichte ist die Gemeindefreizeit, die er gemeinsam mit seiner Frau und anderen aufgebaut hat. Mittlerweile fahren um die 100 Menschen mit. 

Vasi Konstantinidis war unsicher, ob er noch einmal kandidieren solle. Jetzt tut er es, weil er noch viel vor hat: «Ich bin noch nicht fertig, Freunde!»

Portraitfoto von Vassili Konstantinidis
Titelblatt des Magazins „blick in die kirche“, Ausgabe Oktober 2025. Fünf Personen stehen im Kreis und legen ihre Hände übereinander in die Mitte, von unten fotografiert. Oben rechts steht „magazin“ in weißer Schrift auf orangem Hintergrund, darunter „in die kirche“. Unten links zwei Textboxen: „INTERVIEW Teresa Weißbach über ihre Arbeit im Hospizdienst“ und „ENGAGIERT Kirchenvorstands-Mitglieder stellen sich vor“. Unten mittig groß „Ehrensache!“. Unten rechts ein pinkes Logo zur Kirchenvorstandswahl am 26.10.2025.
«Ehrensache!» als E-Paper

Bis zu acht Millionen sehen Teresa Weißbach als Försterin Saskia Bergelt im «Erzgebirgskrimi» (ARD). Weniger bekannt ist ihr regelmäßiges Ehrenamt auf einer Hospizstation. Im Interview spricht sie darüber, wie diese Aufgabe ihr Herz öffnet, warum Ehrenämter wichtig sind, über ihren Glauben und «gute Engel», die ihr begegnet sind.

Das Magazin widmet sich ehrenamtlichem Engagement in und außerhalb der Kirche – Anlass ist die Kirchenvorstandswahl in Kurhessen-Waldeck. Die Redaktion beleuchtet den Einsatz für Geflüchtete, Rehkitze, fairen Handel, Pfadfinderarbeit und mehr. Sie erklärt, wie Erste-Hilfe-Kurse für die Seele funktionieren, wie Kirche und Diakonie Sorgenetze knüpfen und was Ehrenamtliche bei der Telefonseelsorge leisten. Sinn-Expertin Prof. Tatjana Schnell erläutert, warum Sinnvolles gesund ist und wo Gefahren im Ehrenamt liegen.

Für Leserinnen und Leser gibt es wieder ein herausforderndes Gewinnspiel mit der Chance auf einen Hotelaufenthalt.

Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.