Die Idee entstand nach den Hitzesommern 2018 und 2019, als das Ausmaß der Waldschäden immer deutlicher wurde. «Wir haben uns gefragt, welche Baumarten hier künftig bestehen können», berichtet Manfred Albus, pensionierter Forstamtsleiter und Vorsitzender des Fördervereins Kirche Frebershausen. Die Wahl fiel auf die Elsbeere – eine seltene, wärmeliebende Baumart, die auch mit trockenen Standorten zurechtkommt.
Im Winter 2024 griffen über 40 Frebershäuserinnen und Frebershäuser zu Spaten und Handschuhen. Trotz Schneetreibens wurden die jungen Bäume gepflanzt, geschützt und anschließend bei Kaffee, Kuchen und Grillwurst das Gemeinschaftsgefühl gefeiert. «Es war eine richtige Mehrgenerationenaktion», erinnert sich Albus. Kinder, Eltern und Großeltern hatten gemeinsam angepackt. Viele werden später sagen können: Hier habe ich mitgeholfen.
Die Elsbeere: Ein seltener Baum mit Geschichte

Die Elsbeere (Sorbus torminalis) ist ein sommergrüner Laubbaum aus der Familie der Rosengewächse. Sie zählt zu den seltensten und größten einheimischen Vertretern dieser Pflanzenfamilie und kann bis zu 30 Meter hoch und 300 Jahre alt werden. Die Elsbeere ist in ganz Mitteleuropa heimisch, wächst bevorzugt in warmen Laubmischwäldern bis in Höhenlagen von 900 Metern. Sie gilt aber als anpassungsfähig und beständig gegenüber Wärme und Trockenheit.
Eine besondere historische Verbindung besteht zwischen Martin Luther und der Elsbeere. In einem Brief aus dem Jahr 1526 bat Luther seinen Freund Johannes Agricola, ihm Elsbeeren für seine Frau Katharina von Bora aus Eisleben zu besorgen. Damit war Luther der erste, der den heute bekannten Namen «Elsbeere» schriftlich überlieferte. Katharina von Bora schätzte die Früchte der Elsbeere sehr und nutzte sie als Haus- und Heilmittel, vor allem bei Magen- und Darmbeschwerden. Die Früchte sind reich an Gerbstoffen und Pektin und waren in der Volksheilkunde gegen Verdauungsstörungen und Durchfallerkrankungen beliebt. (Quelle: Wikipedia)
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Der Klimawandel bedroht die natürlichen Grundlagen unseres Lebens. Deshalb engagieren sich auch die Kirchen in Sachen Klimaschutz. Was wird unternommen und wo gibt es noch Handlungsbedarf? Diesen Fragen ist Michael Hollenbach in hr-Camino nachgegangen.
Kirchliche Initiative mit Symbolkraft
Die Pflanzaktion ist Teil einer landeskirchenweiten Initiative: Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) hat sich vorgenommen, in sieben Jahren 700.000 Bäume zu pflanzen – symbolisch für die rund 700.000 Mitglieder. Bischöfin Beate Hofmann sieht darin weit mehr als eine Zahl: «Viel wichtiger als das Ziel ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Wald und der konkrete Kontakt mit den Herausforderungen, vor denen der Wald steht», betont sie. Die Aktion soll Bewusstsein schaffen und Menschen motivieren, selbst aktiv zu werden.

Die EKKW versteht sich als «Waldkirche» – nicht nur, weil sie in einer der waldreichsten Regionen Deutschlands liegt, sondern weil der Wald für viele Gemeinden ein prägender Lebensraum ist. «Wir sind eine Kirche, die mit dem Wald lebt», so Hofmann. «Wer am Wald begreift, was Klimawandel bedeutet, und das Gefühl hat, selbst etwas beitragen zu können, ist ein Gewinn für den Klimaschutz.»
Praktische Verantwortung und neue Wege
Für Manfred Albus ist die Bewahrung der Schöpfung ein Lebensthema. Er verweist auf die Verantwortung der Christinnen und Christen, nicht nur zu diskutieren, sondern praktisch zu handeln: «Es geht darum, anhand von Beispielen zu zeigen: Jeder kann einen kleinen Beitrag leisten – und der ist schon etwas wert.»
Auch wer nicht selbst pflanzen möchte, kann sich engagieren: Die EKKW bietet etwa die Möglichkeit, Aufforstungsprojekte wie den «Zukunftswald Kloster Schlüchtern» durch Baumspenden zu unterstützen.
Klimaschutz: Die große Herausforderung der kirchlichen Gebäude
Doch der größte Hebel für den Klimaschutz in der Kirche liegt nicht im Wald, sondern bei den Gebäuden. Darauf weist der Theologe und Ökonom Thomas de Nocker hin, der einen Nachhaltigkeitsreport für die Kirchen erstellt hat: «Wenn Sie über Klimaschutz in der Kirche reden, dann geht es zu 90 Prozent um Gebäudeemissionen», erklärt er kürzlich in einem hr2-Beitrag.
Viele Gemeindehäuser werden nur wenige Stunden pro Woche genutzt, verursachen aber hohe Heizkosten und CO2-Emissionen. «Das klimaneutralste Gebäude ist das, das gar nicht mehr genutzt wird oder gar nicht mehr existiert.» Landeskirchen können relativ einfach CO2-Emissionen einsparen, wenn sie ihren Gebäudebestand reduzieren, stellt der Experte fest. Allerdings fehlt manchmal der Mut zu sagen: «Wir brauchen die Immobilien doch gar nicht», so de Nocker.
So könnte der umfassende Strategieprozess, den die EKKW für ihre rund 3.000 kirchlichen Gebäude gestartet hat, auch langfristig dem Klimaschutz zugutekommen. Ziel des Prozesses ist es, u.a. den Gebäudebestand an den geringer werdenden Bedarf anzupassen und die Betriebs- sowie Unterhaltskosten an den zukünftigen finanziellen Möglichkeiten auszurichten. Die eingesparten CO2-Emissionen wären ein positiver Zusatzeffekt.
Auch die Nutzung von Photovoltaik auf kirchlichen Gebäuden wird geprüft – trotz begrenzter Finanzen und teils hoher Denkmalschutzauflagen bei vielen der mehr als 1.000 Kirchen. «Diese Herausforderungen kann man lösen», zeigt sich Bischöfin Hofmann zuversichtlich. Allerdings stellt sich ihr die Frage: «Sind wir als Gesellschaft bereit, die Kosten dafür zu tragen? Wir als Kirche werden das nicht allein stemmen können, gerade bei den großen, wichtigen alten Kirchen.»
Beim Thema Photovoltaik versucht die EKKW auch Partner mit ins Boot zu holen: So wird zurzeit untersucht, auf welchen eigenen Freiflächen künftig Solarparks entstehen können. Dazu wurde eine Kooperationsvereinbarung mit einem Solarunternehmen geschlossen, das bereits erste Flächen analysiert hat. Ziel ist es, geeignete Standorte zu identifizieren, um langfristig den kirchlichen Strombedarf zu decken und zur Energie- und Klimawende beizutragen.
Gemeinsam für die Zukunft
Die Aktionen der Landeskirche allein werden den Klimawandel nicht stoppen. Doch sie setzen Zeichen und schaffen Bewusstsein. Bischöfin Hofmann ruft dazu auf, das Thema nicht zu verdrängen: «Angesichts der Waldbrände und anderer Katastrophen ist es mir ein Rätsel, wie Menschen das Thema Klimawandel ausblenden können. Jeder Beitrag zählt.»
Die Gemeinde Frebershausen zeigt, wie Engagement vor Ort aussehen kann – und dass der Weg zu einem zukunftsfähigen Wald mit vielen kleinen Schritten beginnt.
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