Caro (Name geändert) hatte sich schon länger mit dem Gedanken getragen, ein Ehrenamt zu suchen. Wie immer in ihrem Leben ging sie auch dieses Vorhaben strukturiert an. Sie stellte fest, dass es ein riesiges Angebot an Betätigungsfeldern für ehrenamtliches Engagement gibt, vieles, das sich reizvoll anhörte. Sie durchforstete die entsprechenden Portale und sprach mit ihren Freunden und ihrer Familie.
Dass sie sich letztlich für ein Engagement bei der Telefonseelsorge entschied, hatte zwei Gründe. Zum einen war ihr schon ihr ganzes Leben lang gesagt worden, sie könne gut zuhören, zum anderen fand sie die Aussicht auf die einjährige Ausbildung zur Vorbereitung auf den Dienst am Telefon attraktiv.
Die Motive der Menschen, die eine ehrenamtliche Betätigung suchen, sind vielfältig. Sinnvoll soll es sein, neue Kontakte sollen entstehen, Spaß soll es machen und einen persönlichen Gewinn für das eigene Leben sollte es bringen.
Caro hatte gehört, dass die Telefonseelsorge beinahe jedes Jahr mit einer neuen Ausbildungsgruppe startet. Dass die Mitarbeit in der Telefonseelsorge anspruchsvoll ist, wurde Caro während der Ausbildungszeit klar. Sie lernte viel über sich, lernte das aktive Zuhören und die Kunst, ein Gespräch zu strukturieren. Besonders wichtig wurde ihr die Erkenntnis, dass es bei der Seelsorge darum geht, Menschen dabei zu begleiten, ihre eigenen Lösungen zu finden, weil Ratschläge von außen selten weiterhelfen.
Und sie verstand, dass die eigenen Emotionen während eines Gespräches wichtige Wegweiser sein können. Caro entdeckte, dass sich ihre Motivation für dieses Ehrenamt veränderte. Wollte sie anfangs „einfach helfen“ und etwas weitergeben von ihrer Lebenserfahrung, entwickelte sich im Laufe der Zeit eine neue Haltung in ihr: Sie wollte Zeit und Aufmerksamkeit schenken und war gespannt, wie Ratsuchende diese Zeit für sich nutzen wollten.
Caro hatte sich die Entscheidung für eine Mitarbeit in der Telefonseelsorge nicht leicht gemacht. Sorgen machte ihr vor allem ein Gedanke: „Ich höre regelmäßig Leidensgeschichten von Fremden, kann ich mit dieser Belastung umgehen?“ Mittlerweile ist Caro seit zwei Jahren Teil des Teams der Telefonseelsorge und weiß, dass sie belastbar ist. Sie weiß aber auch, dass manche Bilder, die während eines Gesprächs entstehen, sie lange innerlich beschäftigen können. Sie spürt ihre Grenzen deutlicher und schätzt die regelmäßige Supervision.
Tipps für die Ehrenamtssuche
Caro hat bei der Telefonseelsorge das für sie passende Ehrenamt gefunden. Für die Suche hat sie drei Tipps:
- Achte auf deine innere Stimme bei der Suche: Wo bist du neugierig, was macht dir Herzklopfen, wo spürst du Energie und Lust?
- Sprich mit Freunden und Familie. „Denkst du, dieses Ehrenamt könnte zu mir passen?“
- Frage dich nach deiner Motivation für genau dieses Ehrenamt. Was willst du einbringen, was willst du selbst davon haben?
Und wenn sie schnelle Entlastung braucht, wendet sie sich an die Stellenleitung. Aus eigener Nachtdiensterfahrung weiß sie nun auch, dass Schokokekse über die Nacht retten können, zusammen mit frischem Kaffee. Fragt man Caro heute danach, was ihr das Ehrenamt bei der Telefonseelsorge bringt, so kann sie dies in wenigen Worten sagen: „Ich lerne viel über das Leben und über mich selbst. Und in jeder meiner Schichten gibt es ihn: diesen einen Anruf, für den es sich lohnt.“
Ehrenamtliches Engagement lohnt sich: Wer sich engagiert, verändert nicht nur die Welt anderer, er verändert auch seine eigene. Ehrenamt ist ein Geschenk an die Gemeinschaft und ein Schatz fürs eigene Herz.

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Bis zu acht Millionen sehen Teresa Weißbach als Försterin Saskia Bergelt im «Erzgebirgskrimi» (ARD). Weniger bekannt ist ihr regelmäßiges Ehrenamt auf einer Hospizstation. Im Interview spricht sie darüber, wie diese Aufgabe ihr Herz öffnet, warum Ehrenämter wichtig sind, über ihren Glauben und «gute Engel», die ihr begegnet sind.
Das Magazin widmet sich ehrenamtlichem Engagement in und außerhalb der Kirche – Anlass ist die Kirchenvorstandswahl in Kurhessen-Waldeck. Die Redaktion beleuchtet den Einsatz für Geflüchtete, Rehkitze, fairen Handel, Pfadfinderarbeit und mehr. Sie erklärt, wie Erste-Hilfe-Kurse für die Seele funktionieren, wie Kirche und Diakonie Sorgenetze knüpfen und was Ehrenamtliche bei der Telefonseelsorge leisten. Sinn-Expertin Prof. Tatjana Schnell erläutert, warum Sinnvolles gesund ist und wo Gefahren im Ehrenamt liegen.
Für Leserinnen und Leser gibt es wieder ein herausforderndes Gewinnspiel mit der Chance auf einen Hotelaufenthalt.
Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.