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Bischöfin Dr. Beate Hofmann während ihres Berichts vor der Landesynode

Bischöfin Dr. Beate Hofmann während ihres Berichts vor der Landesynode

Hofgeismar / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 24 Nov 2025

Zugleich warnte die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) vor den Gefahren von Ausgrenzung und Missbrauch innerhalb kirchlicher Gemeinschaften und unterstrich die Notwendigkeit klarer Regeln und Verantwortung. Sie machte deutlich, dass Gemeinschaft weder mit Harmonie noch mit Uniformität gleichzusetzen sei. «Für das menschliche Leben und für unser kirchliches Handeln lernen wir aus der göttlichen Trinität, dass echte Gemeinschaft auf Anerkennung und Wertschätzung von Unterschiedlichkeit basiert», sagte sie.

Bischöfin Dr. Beate Hofmann

Bischöfin Dr. Beate Hofmann

In Kirche und Diakonie erlebten Menschen Hilfsbereitschaft und würden dazu ermuntert. Durch Ehrenamt spürten sie, dass sie etwas bewirken können. Bei Freizeiten, Festen und im Gottesdienst erführen sie, dass Gemeinschaft verschiedener Menschen bereichernd ist. Anhand von drei zentralen Erscheinungsformen im kirchlichen Leben führte sie das Potenzial der Kirche weiter aus:

Kirche als Tischgemeinschaft

Mit dem gesunkenen Gottesdienstbesuch nehme auch die Teilnahme am Abendmahl drastisch ab – dadurch gehe ein zentrales Element des christlichen Glaubens und Lebens verloren: «die sinnliche Erfahrung von Gemeinschaft untereinander und mit Gott, die Chance, sich als Teil eines größeren Ganzen zu fühlen, ohne viele Worte, ohne lange Anmarschwege, regelmäßig, überall», erläuterte die Bischöfin. Das Abendmahl sei ein Sinnbild für «versöhnte Verschiedenheit» und ein «Gegenmittel» gegen polarisierende Ideologie, Egoismus und Empathielosigkeit. Sie warb, es offen und einladend zu gestalten, es häufig zu feiern und den Umgang mit Ungetauften zu überdenken. «Tischgemeinschaften in unserer pluralen Welt werden bunter, und das ist gut so.»

Bericht zum Download

«Gemeinschaft – der ‘Schatz im Acker’ für eine zerrissene Gesellschaft» - Bericht von Bischöfin Dr. Beate Hofmann zur Herbsttagung 2025 der Landessynode am 24. November 2025  

Kirche als sorgende Gemeinschaft

Auch sorgende Gemeinschaften könnten ein wichtiger Beitrag für die Bewältigung der sozialen Herausforderungen sein, ist die Bischöfin überzeugt. Sie lenkte den Blick auf die Unterstützung und Pflege alter Menschen und die zunehmende Herausforderung, das Angebot ambulanter Pflege auch in ländlichen Regionen aufrechtzuerhalten. «Die Verknüpfung und Kooperation von familiärer, nachbarschaftlicher, ehrenamtlicher, professioneller und technologischer Unterstützung ist aus meiner Sicht für die Zukunft der Pflege bei uns alternativlos», sagte die Bischöfin auch im Blick auf die demografische Entwicklung. Für eine rein professionelle Versorgung fehlten Geld und Pflegekräfte. Hier habe Kirche große Potenziale, «Sorgenetze» zu knüpfen. Dies erprobe die EKKW mit Hilfe der Diakonie seit eineinhalb Jahren in einem Modellprojekt, das im nordhessischen Bad Karlshafen erste Früchte trage.

Kirche als Lerngemeinschaft

Angesichts einer immer säkularer und pluraler werdenden Gesellschaft, schwindender Ressourcen und weniger Mitgliedern müsse sich Kirche weiter verändern. «Damit der gemeinsame Weg in die Zukunft gelingt, hilft es, wenn wir uns als Lerngemeinschaft verstehen», so die Bischöfin. Dafür gebe es kein Patentrezept, aber gute Ideen: «weg von der Konkurrenz hin zur Kooperation, in der die Vielfalt der Gaben ein Schatz der Gemeinschaft ist», ermutigte sie zum Austausch. Die Evangelische Kirche sei nicht nur der Ort für Gottesdienst, Seelsorge und Diakonie, sondern immer auch ein Ort der Bildung.

Bischöfin Hofmann resümierte: «Unser Gott, der selbst ein Gott in Gemeinschaft ist, lädt uns dazu ein, an seinem Tisch, in der Sorge füreinander, im voneinander Lernen Gemeinschaft zu erleben und zum Wohl aller zu gestalten.»