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Zu sehen ist eine Statue von Landgraf Philipp I. von Hessen mit einem reich verzierten Hut. Die Figur steht auf dem Paradeplatz in Ziegenhain vor einer alten Sandsteinmauer und erinnert an die Einführung der Konfirmation durch Philipp und Martin Bucer.

Die Statue zeigt Landgraf Philipp I. von Hessen, genannt „der Großmütige“. Sie ist Teil einer neuen Figurengruppe auf dem Paradeplatz in Ziegenhain und erinnert daran, dass hier die Konfirmation unter Philipp und dem Reformator Martin Bucer ihren Anfang nahm.

Schwalmstadt-Ziegenhain / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 10 Nov 2025

Vorgesehen ist laut Mitteilung des Vereins ein verbindlicher Jahreskalender mit thematischen Wochenenden, eine klare Besucherführung in der Wasserfestung sowie Vermittlungsformate für Jugendliche, Familien, Vereine und Gäste. Auch die systematische Dokumentation von Archiven, Sammlungen und Vereinstraditionen sei Teil des Vorhabens. Die Umsetzung erfolge gemeinsam mit den Vereinen der gesamten Stadt und der Bürgerschaft, dem Arbeitskreis Festung Ziegenhain e.V., dem Museum der Schwalm, der Tourismusregion Rotkäppchenland und der Stadt Schwalmstadt.

Unterzeichnen die Bewerbung (v.l.): stehend: Heinrich Gringel, Rüdiger Waldmann. Markus Stübing. Sitzend: Dekan Christian Wachter (Vorsitzender) und Gerhard Reidt (Initiator) vom Verein zur Förderung der Konfirmationsstadt e.V

Unterzeichnen die Bewerbung (v.l.): stehend: Heinrich Gringel, Rüdiger Waldmann. Markus Stübing. Sitzend: Dekan Christian Wachter (Vorsitzender) und Gerhard Reidt (Initiator) vom Verein zur Förderung der Konfirmationsstadt e.V

Projekte und neue Vermittlungsformate

Zu den bereits geplanten Projekten zählt das von Vorstandsmitglied Gerhard Reidt entwickelte Konzept «Die 12 Pfeile – Konfirmation weltweit». Es nutzt einen vom Rotary-Club gestifteten Wegweiser mit zwölf Pfeilen als symbolische Brücke zu Partnergemeinden weltweit und mache Konfirmationspraxis international vergleichbar. Zu jeder Station entstünden Länderdossiers und Aufgaben für Konfirmandenunterricht und Schulen sowie Austausch- und Aktionsformate im Stadtraum. Damit sollen junge Menschen niedrigschwellig erreicht und gleichzeitig globale Perspektiven eröffnet und lokale Identität gestärkt werden, heißt es weiter.

Parallel dazu werden die bestehenden Informationstafeln im Stadtraum schrittweise auf neue Videobotschaften mit QR-Codes umgestellt. Das Projekt «Geschichte erzählt» sieht vor, dass historische Personen die Geschichte direkt am Ort des Geschehens erzählen. Die Clips würden mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellt, seien mehrsprachig und rund um die Uhr abrufbar.

Die Konfirmation - eine hessische Erfindung

Die Konfirmation ist ein evangelisches Fest mit Ursprung in Hessen, bei dem Jugendliche im Alter von etwa 14 Jahren in feierlichen Gottesdiensten ihren Übertritt ins kirchliche Erwachsenenleben begehen. Sie bestätigen dabei ihre Taufe, erhalten einen persönlichen Bibelvers und werden offiziell in die Gemeinde aufgenommen. Die Konfirmation berechtigt unter anderem zur Teilnahme am Abendmahl und zur Übernahme des Patenamts. Der Weg zur Konfirmation führt in der Regel über einen einjährigen Unterricht, in dem christliche Grundlagen vermittelt werden. Ursprünglich markierte die Konfirmation den Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenleben und war mit wichtigen biografischen Schritten verbunden. 

Die Konfirmation geht auf die sogenannte «Ziegenhainer Zuchtordnung» von 1539 zurück, die unter der Leitung des Reformators Martin Bucer im Auftrag des hessischen Landgrafen Philipp I. entstand. In einer Zeit religiöser Spannungen und fehlender kirchlicher Strukturen legte diese Ordnung erstmals verbindliche Regeln für das Gemeindeleben fest. Ein zentrales Element war die Einführung eines Katechismus-Unterrichts für getaufte Jugendliche, die anschließend öffentlich ihren Glauben bekannten und konfirmiert wurden. Damit wurde die Konfirmation zum Zeichen des bewussten Übertritts ins kirchliche Erwachsenenleben. Die Ziegenhainer Zuchtordnung gilt als Grundlage für das reformatorische Kirchenwesen in Hessen und als Ursprung der Konfirmation, die sich später – vor allem durch den Pietismus – weit über Hessen hinaus verbreitete.

Das Foto zeigt zwei Seiten eines historischen Exemplars der Ziegenhainer Zuchtordnung aus dem Landeskirchlichen Archiv in Kassel

Veranstaltungen 2026 und Ausblick

Für das Jahr 2026 sind mehrere öffentliche Veranstaltungen geplant: Rund um Christi Himmelfahrt gibt es eine Festwoche mit dem Titel «Fest wie Ziegenhain». Dabei schlagen etwa 150 Menschen, die das Leben im 18. Jahrhundert nachspielen, eine Woche lang ihre Zelte auf. Am Himmelfahrtstag ist ein Gottesdienst hinter dem Museum der Schwalm geplant, das Blasorchester Schwalmstadt spielt ein Konzert am Nachmittag. Weitere Angebote wie «Nachts im Museum» und ein Frühlings-Pflanzmarkt sind in Planung. Die Festwoche ist als Veranstaltung im Rahmen des Reformationsjahres 2026 gemeldet.

Ein Ausblick gilt bereits dem 490. Jubiläum der Wasserfestung Ziegenhain im 2029, das als mehrtägiges Fest mit historischem Lagerleben, Paraden, Konzerten und Mitmachprogrammen gestaltet werden soll. Der Verein erhofft sich eine breite Mitwirkung von etwa 1.500 Aktiven und eine Besucherresonanz von über 10.000 Gästen, wie bereits bei der letzten Jubiläumsfeier im Jahr 2024.

Ein Film von Lars Zacharias im Auftrag der Konfirmationsstadt Schwalmstadt über das 485. Jubiläum der Wasserfestung Ziegenhain und der Konfirmation vom 20. bis 22. September 2024.

Immaterielles Kulturerbe

Deutschland hat 2013 das UNESCO-Übereinkommen zum Immateriellen Kulturerbe unterzeichnet. In dem Bundesweiten Verzeichnis wird gezeigt, welche lebendigen Traditionen und Bräuche Menschen in Deutschland pflegen und weitergeben. Ziel ist es, kulturelle Vielfalt zu erhalten und Wissen und Können an die nächste Generation weiterzugeben.

Das Land Hessen prüft nun die Bewerbung des Vereins. Gibt es grünes Licht, bewertet ein unabhängiges Expertengremium den Antrag bundesweit. Danach entscheidet die Bundesebene über die Aufnahme in das Verzeichnis. Damit kann Deutschland dann auch die Konfirmation für die internationalen UNESCO-Listen vorschlagen. Mit einer Entscheidung in die deutsche Liste sei frühestens Anfang 2027 zu rechnen, so der Verein.

www.konfirmationsstadt.de

Mehr zur Geschichte, zu Projekten und aktuellen Veranstaltungen rund um die Konfirmationsstadt Schwalmstadt-Ziegenhain gibt es auf konfirmationsstadt.de. Die Seite bietet viele Einblicke und Hintergründe zur Konfirmation und ihren Ursprüngen.