Ein Gutachten von Friedensforschenden kommt zu dem ernüchternden Schluss: Es wird noch lange kein Frieden in der Ukraine sein. Unser Foto zeigt einen verwüsteten Straßenzug in Kiew. (Foto: Pexels/Aleks Ystinav)

Ein Gutachten von Friedensforschenden kommt zu dem ernüchternden Schluss: Es wird noch lange kein Frieden in der Ukraine sein. Unser Foto zeigt einen verwüsteten Straßenzug in Kiew. (Foto: Pexels/Aleks Ystinav)

Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 22 Feb 2024

Kassel/Darmstadt. Am 24. Februar 2024 währt der Krieg Russlands gegen die Ukraine zwei Jahre lang. 731 Tage Krieg in Europa. Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Volker Jung, und die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Beate Hofmann, beziehen Stellung. Denn: Massive Verwüstungen und die Zerstörung der zivilen Infrastruktur rauben vielen Menschen eine hinreichende Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten. Die beiden Leitenden Geistlichen verweisen auf das Friedensgutachten 2023, in dem die Friedensforschenden mit einem langen, Kraft zehrenden Krieg rechnen. Es trägt den ernüchternden Titel «Noch lange kein Frieden».

Flüchtlinge aus der Ukraine brauchen Bleibeperspektiven über 2025 hinaus

«Deshalb müssen wir auch damit rechnen, dass viele Geflüchtete nicht bald zurückkehren werden und womöglich weitere Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu uns flüchten», gibt  Bischöfin Beate Hofmann zu bedenken: «Für die Betroffenen ist das eine extreme Belastung, die viele zutiefst traumatisiert. Und für unsere Gesellschaft ist es eine besondere Herausforderung.»

Kirchenpräsident Volker Jung erinnert daran, dass der vorübergehende Schutz, den ukrainische Flüchtlinge nach einer europäischen Richtlinie zurzeit erhalten, im März 2025 auslaufen wird: «Bereits jetzt müssen Szenarien entwickelt werden, wie im Falle eines fortgesetzten Krieges der weitere Aufenthalt der Menschen geregelt und gesichert werden kann. Dabei sollte weiterhin am Ziel festgehalten werden, Geflüchteten gleichberechtigte Teilhabe und unbürokratische Zugänge zu Fördermaßnahmen und zum Arbeitsmarkt zu gewähren.»

Kirchen engagiert für und mit Geflüchteten

Die evangelischen Kirchen wollten weiterhin eine Kirche «für und mit Geflüchteten» sein, betonen die beiden Leitenden Geistlichen. Die EKHN und die EKKW hatten sich nach dem Ausbruch des Krieges mit zusätzlichen Geldern, Personal und Kompetenzen an der Unterstützung der Flüchtlinge aus der Ukraine beteiligt. Seitdem bringen Kirchengemeinden mit Friedensgebeten und Gottesdiensten ihre Klage über den Krieg, die Sorge um Menschen und die Sehnsucht nach Frieden vor Gott. Spenden, Hilfstransporte und die Arbeit der Diakonie Katastrophenhilfe unterstützen anhaltend die Menschen vor Ort. Mit zusätzlichen «Ukraine-Mitteln» fördern beide Landeskirchen die Beratungs- und Integrationsarbeit durch Gemeinden und Diakonische Werke sowohl in Hessen und Rheinland-Pfalz als auch in Partnerkirchen in anderen europäischen Ländern.

Klage & Bitte

Mit Friedensgebeten und Gottesdiensten bringen Christinnen und Christen ihre Klage um den Krieg, die Sorge um Menschen und die Sehnsucht nach Frieden vor Gott. Spenden, Hilfs-Transporte und die Diakonie Katastrophenhilfe unterstützen die Menschen vor Ort. In einer Andacht des Zentrums Oekumene finden sich diese Bitten nach zwei Jahren Krieg in der Ukraine:

Halte deine schützende Hand
über die Menschen in Kyiv und Charkiw
und überall in der Welt,
wo Männer, Frauen und Kinder
vor Bomben in Bunker und Schutzräume fliehen müssen.

Halte deine schützende Hand
über zivile Helferinnen und Helfer,
sei bei den kämpfenden und verletzten Soldaten.
Bei den Gefangenen und bei denen,
die nicht in den Krieg ziehen wollen.

Halte deine schützende Hand
über Politikerinnen und Politiker.
Lass sie hartnäckig Räume der Verständigung suchen
und Wege zum Frieden finden,
die dem Wohl aller dienen.

Du, Gott, bist unsere Stärke und Macht.
Wir bitten dich für unsere Kirchen
um Worte und Taten zum Frieden.
Leite uns durch dein Wort:
«Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.»

Amen 

(Aus: «Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.» Liturgisches Material zum 24. Februar 2024, dem 2. Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine, PDF-Download)

Gebetswand

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Hintergrund

Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen ist zurzeit ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung auf der Flucht. Bisher haben 3,7 Millionen Menschen innerhalb des Landes, mehr als 6,3 Millionen Menschen im Ausland Zuflucht gefunden, meist in europäischen Nachbarländern. Der durch eine EU-Richtlinie gewährte vorübergehende Schutz für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine endet am 4. März 2025. Bis dahin muss es Nachfolgelösungen geben, die verhindern, dass Millionen von Menschen ohne gesicherten Aufenthalt dastehen. (22.02.2024)

Friedensgutachten:

Das Friedensgutachten «Noch lange kein Frieden», herausgegeben von den Instituten für Friedensforschung BICC, HSFK, IFSH, INEF, enthält konkrete Empfehlungen für Bundestag und Bundesregierung und ist ein wichtiges Medium für den Dialog zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Solche Gutachten werden seit 1987 herausgegeben:

friedensgutachten.de

Zentrum Oekumene:

Sonderseite «UKRAINE» des Zentrums Oekumene der EKKW und EKHN mit liturgischem Material, vielen Hintergrundinformationen und weiterführende Links:

zentrum-oekumene.de

Themenschwerpunkt:

Im ekkw.de-Themenschwerpunkt zum Ukraine-Krieg finden Sie wichtige Hinweise und Empfehlungen zur Unterstützung von Geflüchteten und weitere Meldungen und Berichte.