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Kassel / Celia Baumgart, blick in die kirche
Veröffentlicht 19 Dez 2025

Nicht alle Menschen feiern im Kreise der Liebsten. Wer die Feiertage alleine verbringt, tut gut daran, diese Zeit bewusst zu planen, sagt Sandy Hoffmann, die die psychologische Beratung der Diakonie Region Kassel leitet. Ihr Team ist Anlaufstelle für unterschiedliche Lebensfragen. 

Sie weiß, dass die Gründe, warum Menschen in der Weihnachtszeit alleine sind, vielfältig sind. «Manche haben eine Trennung in der Partnerschaft oder der Familie hinter sich und müssen die neue Situation irgendwie für sich ordnen.» Manchmal gebe es auch einen Trauerfall in der Familie und damit verbunden gar keine große Lust, sich intensiv in Beziehung oder in Gesellschaft zu begeben.

Schon gut jede dritte Person über 65 Jahre wohnt ohne Partner oder Partnerin. Bei den jungen Erwachsenen zwischen 25 und 34 Jahren ist die Zahl ähnlich hoch. Für die Familientherapeutin ist es wichtig, zwischen Einsamkeit und dem Alleinsein zu unterscheiden. Wer allein lebe, sei an den Feiertagen möglicherweise auch einsam. Alte Menschen, die in stationären Einrichtungen leben oder momentan im Krankenhaus liegen, könnten unter dem Alleinsein leiden. 

«Bieten Sie ein Gespräch oder ein bisschen Zeit an.»
Sandy Hoffmann

Hoffmann sagt, es brauche die Fähigkeit von anderen, sensibel für solche Situationen zu sein und appelliert: «Bieten Sie ein Gespräch oder ein bisschen Zeit an oder einen Adventskaffee.» Verbundenheit mit anderen ist ein Grundbedürfnis. Deswegen sei Einsamkeit schmerzhaft, wenn das Gefühl der Verbundenheit fehle. 

Die Expertin möchte Menschen, die einsam sind, bestärken sich selbst zu fragen: «Was will ich? Tut es mir gut, alleine zu sein, oder nicht?» Wenn nicht, könne man überlegen, wie man in Kontakt kommt. Das könne ein Anruf sein. Der Blick in die Zeitung oder ins Kirchenblättchen verschaffe einen Überblick, welche Veranstaltungen angeboten werden. Wenn es alleine schwer sei und man vielleicht niemanden kenne, sei es hilfreich, sich aufzumachen. Vielleicht ist der Adventskaffee doch nett und man kommt mit anderen in Kontakt. Das erfordere Mut, der sich aber oft auszahle.

Hilfe bei Häuslicher Gewalt

Auch innerhalb der Familie kann man sich einsam fühlen. Gerade an den Feiertagen kann es zu Gewalt kommen. Unter Tel. 116 016 und www.hilfetelefon.de gibt es Hilfe. «Gewalt gegen Frauen» ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. Auch als Angehörige, Freundin oder Freunde werden Sie dort anonym und kostenfrei beraten.

Manche Menschen haben sich hingegen bewusst dafür entschieden, allein zu sein. Auch das darf natürlich so sein. Dem gesellschaftlichen Druck standzuhalten, wie ein perfektes Weihnachten vermeintlich auszusehen hat, kann schwerfallen.

Und es gibt Personen, für die Weihnachten gar keine große Rolle spielt. Für Fans des Festes eine gute Nachricht, denn manche Weihnachtsmuffel engagieren sich in dieser Zeit sozial oder übernehmen Schichten, damit andere mit der Familie feiern können. 

10 Tipps fürs Wohlbefinden
  1. Das Zuhause erstrahlen lassen: Lichter und Kerzen machen es gemütlich.
  2. Im Voraus planen, was guttut: ein Frühstück, ein Spaziergang oder ein Gottesdienstbesuch.
  3. Sich verwöhnen: Probieren Sie ein neues Rezept, kochen Sie Ihr Lieblingsessen oder bestellen Sie etwas Leckeres.
  4. Rituale schaffen: ob Buch, Weihnachtsmusik oder Tagebuch schreiben.
  5. Sozialen Druck abschalten: Weihnachten darf man so verbringen, wie es einem entspricht.
  6. Telefonate mit Freunden oder Familie schaffen Nähe. Die Telefonseelsorge hört unter 0800 111 0 111 zu.
  7. Gutes tun – sich ehrenamtlich für andere engagieren.
  8. Filme schauen, die guttun – ob Komödien oder Schnulzen, bloß keine kitschige Familienidylle.
  9. Liebevoll mit sich selbst sein – sich innerlich Mut zusprechen und freundlich begegnen. So wie man es bei jemand anderem wäre.
  10. Traurigkeit, Ruhe, Freude – alles darf sein. Weihnachten allein zu sein, ist kein Makel, sondern eine Möglichkeit zur Selbstverbundenheit.
Illustration eines Tannenzweigs mit rotem Herzanhänger und dem Titel „Liebe ist alles!“ auf dem Cover des Magazins „blick in die kirche“.
«Liebe ist alles!» als E-Paper

Die Weihnachtsausgabe des «blick in die kirche»-Magazins steht ganz im Zeichen der Liebe. Sänger und Schauspieler Vladimir Kornéev («Hundertdreizehn», «Polizeiruf 110») berichtet im Interview, wie Musik ihm half, das Stottern zu überwinden, was Liebe für ihn bedeutet und wie er den Verlust einer großen Liebe bewältigte. Das Heft stellt junge und alte, hetero- und homosexuelle Paare vor, erzählt von der Liebe zum Handwerk und blickt nach Indien. Es geht um die Rettung von 1.000 Jesidinnen und Jesiden aus dem Irak.

Und natürlich dreht sich das Heft um Weihnachten: Wie ist das in einem Gefängnis? Wie, wenn man alleine feiern will oder muss? Warum ist es trotz allem Streit schön, wenn die Familie sich an Weihnachten trifft? Und was steht noch einmal genau in der Bibel? Wie immer gibt es auch einen Hotelaufenthalt zu gewinnen – diesmal in Hanau inklusive Karten für die Brüder Grimm Festspiele.

Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.