„Was für ein Angeber, der Trayser!“, dachte die 14-jährige Edith über den Jungen auf der Handelsschule. Das war 1954. Gut ein Jahr später küssten sie sich. Heute, ganze 70 Jahre später, trägt sie längst seinen Nachnamen. Seit 1959 sind Edith und Klaus Dieter Trayser verheiratet und sagen: „Wir haben ein sehr gesegnetes Leben.“
In diesen sieben gemeinsamen Jahrzehnten haben sie so viel Glück und Schmerz, so viele Abenteuer und Begegnungen erlebt, dass eine gute Stunde Gespräch in der Seniorenresidenz kaum ausreicht, um wenigstens über die wichtigsten Stationen zu sprechen und darüber, wie eine Liebe so lange hält.
Für die beiden, heute 87 und 86, ist eines klar und das betonen sie im Gespräch immer wieder: Sie fühlen sich durch ihren Glauben verbunden. Immer wieder hätten sie Wunder erlebt. So etwa, als Ediths Vater sie vor der Ehe auf „Erbgesundheit“ untersuchen ließ und die Ärztin erklärte, sie werde wohl keine Kinder bekommen können. Es wurden fünf Kinder, sieben Enkel und zwei Urenkel.
Dramatisch war auch der Unfall kurz vor Weihnachten 1986 auf einer verschneiten Autobahnauffahrt mit einem entgegenkommenden Wagen. Klaus Dieter Trayser und Tochter Anette wurden schwer verletzt, aber besonders schlimm traf es die Mutter. Sie würde nie wieder laufen können, prophezeiten die Mediziner und irrten wieder einmal. „Es ist ein Wunder“, sagt sie mit einem leisen Lächeln.

Klaus Dieter Trayser, der viele Geschichten im Repertoire hat, erzählt von seiner abenteuerlichen Brasilien-Unternehmung, wo er als 27-Jähriger ziemlich spontan Land kaufte, um Gummibäume anzubauen. Dann fehlte Geld, doch – wie so oft – fand er Menschen, die halfen, investierten, unterstützten. Viele erfolgreiche Jahre später stieg er aus dem Projekt aus. Die Rendite aber sei im Land geblieben, unter anderem hätten sie Schulen errichtet.
Anfangs organisierte er die Plantage von Deutschland aus nebenberuflich, wo Trayser bei einer Versicherung tätig war. Für die Telefonkosten vom dienstlichen Telefon gab er dem Arbeitgeber monatlich 50 Mark. Doch er machte sich nachts Gedanken, dass das nicht genug sein könnte.
Diese hohen moralischen Ansprüche und das Gebaren in der Versicherungs- und Finanzbranche wurden für ihn immer schwerer miteinander vereinbar. Das führte schließlich zur eigenen Firma: die Finanzberatung Plansecur. Mit ihr wollte er den Beweis führen, dass sich christliche Werte und wirtschaftlicher Erfolg nicht ausschließen müssen. „Ich wollte“, sagt er, „ungespalten Christ sein.“
Zu den Besonderheiten gehörte, dass ein Prozent vom jährlichen Umsatz; wohlgemerkt: nicht vom Gewinn, für soziale Zwecke gespendet wurde. Als Klaus Dieter Trayser in den Ruhestand ging, seien das 300.000 Euro gewesen. Dafür gibt es die Plansecur-Stiftung, die von Tochter Anette geführt wird. Sie seien reich beschenkt worden, sagt Klaus Dieter Trayser, und hätten so etwas davon weitergegeben.
Über alles, was in der Firma, in Brasilien und sonst im Leben geschah, hätten sie immer miteinander gesprochen, sagt Edith Trayser. Ohne Geheimnisse. Und ihr Mann nennt als Tipp für eine so lange Liebe, man müsse sich gegenseitig im Anderssein annehmen. Sein Beispiel: Seine Frau, die deutlich kleiner ist, lasse immer mal die hoch gelegenen Schranktüren in der Küche offen. Statt sich darüber zu ärgern, denke er nun: „Wie schön, Edith war hier.“ Wenn es einmal Streit gab, so eine Regel des Ehepaars, werde auf jeden Fall noch vor dem Einschlafen darüber gesprochen. Besonders wichtig seien ihnen gemeinsame Gebete und Andachten.
Und sie ergänzten sich auch. Ihm mangele es manchmal an Empathie, räumt Klaus Dieter Trayser ein, während seine warmherzigere Frau spüre, wann es gut sei, jemanden einfach in den Arm zu nehmen.
Warmherzig ging es bei Traysers auch an Weihnachten zu. Im früheren Familiensitz war Platz für eine drei Meter hohe Tanne, es wurde viel musiziert und gebacken. Heute fällt Weihnachten – sie feiern mit einem der Söhne – kleiner aus. Für Traysers sicher ein Anlass zurückzublicken. Voller Dankbarkeit für ein gesegnetes Leben.

«Liebe ist alles!» als E-Paper
Die Weihnachtsausgabe des «blick in die kirche»-Magazins steht ganz im Zeichen der Liebe. Sänger und Schauspieler Vladimir Kornéev («Hundertdreizehn», «Polizeiruf 110») berichtet im Interview, wie Musik ihm half, das Stottern zu überwinden, was Liebe für ihn bedeutet und wie er den Verlust einer großen Liebe bewältigte. Das Heft stellt junge und alte, hetero- und homosexuelle Paare vor, erzählt von der Liebe zum Handwerk und blickt nach Indien. Es geht um die Rettung von 1.000 Jesidinnen und Jesiden aus dem Irak.
Und natürlich dreht sich das Heft um Weihnachten: Wie ist das in einem Gefängnis? Wie, wenn man alleine feiern will oder muss? Warum ist es trotz allem Streit schön, wenn die Familie sich an Weihnachten trifft? Und was steht noch einmal genau in der Bibel? Wie immer gibt es auch einen Hotelaufenthalt zu gewinnen – diesmal in Hanau inklusive Karten für die Brüder Grimm Festspiele.
Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.
