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Selbstbewusst: Tamilselvi geht ihren Weg auch gegen Widerstände. Das Foto zeigt sie in ihrer Hütte mit ihrem Mann und den beiden Söhnen. Die Ausbildungshilfe unterstützt in Indien junge Frauen wie sie.

Selbstbewusst: Tamilselvi geht ihren Weg auch gegen Widerstände. Das Foto zeigt sie in ihrer Hütte mit ihrem Mann und den beiden Söhnen. Die Ausbildungshilfe unterstützt in Indien junge Frauen wie sie.

Vellore/Indien, Olaf Dellit, blick in die kirche
Veröffentlicht 19 Dez 2025

Zuversicht scheint in diesen Zeiten Mangelware zu sein. Und dann sitzt da die 25-jährige Tamilselvi im Süden Indiens und ein Lächeln breitet sich über das Gesicht aus, wenn man sie nach ihrer Zukunft fragt. Das ist alles andere als selbstverständlich für eine junge Frau in dieser Region. Tamilselvi hat uns per Videoanruf aus ihrem Leben erzählt.

Neben ihr sitzt Lucy Shiamsundar und übersetzt aus dem Tamil ins Englische. Shiamsundar leitet das Zentrum Pravaham nahe der südindischen Stadt Vellore. Auf christlichem Fundament werden dort unter anderem junge Frauen zu Schwesternhelferinnen ausgebildet. Für viele ist das ein Ausweg aus armen, oft auch gewalttätigen Verhältnissen. Die Ausbildungshilfe (siehe Infobox) unterstützt die Arbeit.

Harte Arbeit im Steinbruch

Tamilselvi hat einige selbstbewusste Entscheidungen in ihrem Leben getroffen. So hat sie zum Beispiel den Mann geheiratet, den sie liebt. Arrangierte Ehen sind in ihrer Gesellschaft eher die Regel als die Ausnahme. Ihr Mann sei weniger gebildet als sie, das habe ihre Eltern gestört. Aber auch seine Eltern waren gegen die Ehe. Die jungen Leute ließen sich davon nicht beirren.

Doch das Leben ist für Tamilselvi und ihre Familie wahrlich nicht leicht. Ihr Ehemann verdingt sich als Steinbrecher. Die Arbeit im Steinbruch ist körperlich hart, zwölf Stunden am Stück, aber immerhin mit umgerechnet knapp zehn Euro relativ gut bezahlt. Oft müsse er an Wochenenden schuften. An manchen Tagen hat er als Tagelöhner aber auch gar keinen Job. 

Tamilselvi hat zwei Söhne im Alter von fünf und zwei Jahren. Aus ihrer eigenen Erfahrung ist ihr Bildung besonders wichtig. Deswegen schickt sie den Fünfjährigen auf eine Privatschule, die im Gegensatz zu staatlichen Schulen Geld kostet. Hinzu kommt die Miete. Außerdem versorgt das Ehepaar mehrere Verwandte. Die Schulden, die sich angehäuft haben, beziffert sie auf eine halbe Million Rupien, umgerechnet knapp 4.500 Euro. 

Die Ausbildungshilfe

Die Ausbildungshilfe der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck ist aus einer Initiative für Südindien in den 1960er-Jahren hervorgegangen. Das Hilfswerk unterstützt rund 2.000 junge Menschen in zehn Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika sowie in Kirgisien mit Stipendien für eine Ausbildung oder ein Studium. Dafür wendet die Ausbildungshilfe rund 300.000 Euro im Jahr auf. Das Geld stammt aus der Kollekte, die in den Konfirmationsgottesdiensten gesammelt wird, und aus Spenden. Die Landeskirche unterstützt die Arbeit unter anderem, indem sie den größten Teil der Verwaltungskosten trägt. Spendenkonto und weitere Informationen: www.ausbildungshilfe.de 
E-Mail: ausbildungshilfe@ekkw.de

Die junge Frau kennt Armut von klein auf. Tamilselvi gehört zu den Dalits, die früher «Unberührbare» genannt wurden und noch außerhalb des Kastensystems stehen. Der Ausbildungsplatz bedeutete für sie auch, dass sie dort drei Mahlzeiten am Tag erhielt. Es gehört zum Konzept von Pravaham, dass das Zentrum im Anschluss bei der Jobsuche hilft. So gelang es, alle 47 Absolventinnen des Jahrgangs zu vermitteln, berichtet Lucy Shiamsundar. «Wir danken Gott, dass alle eine sichere Stelle gefunden haben”, sagt sie. 

Tamilselvi pflegt jetzt die Mutter eines Arztes. Sie beginnt dort am Abend und bleibt bis zum Morgen. 15.000 Rupien (etwa 145 Euro) verdient sie im Monat. Davon, so hofft sie, kann sie ihre Schulden nach und nach zurückzahlen. Die 25-Jährige verkörpert mit ihrem Weg aus der Abhängigkeit und Armut die Grundidee der Ausbildungshilfe: Bildung ist der Schlüssel.

Diesen Schlüssel will sie auch ihren Söhnen in die Hand geben, daher die Privatschule. Und daher auch das hoffnungsfrohe Lächeln, wenn man Tamilselvi nach der Zukunft fragt.

Illustration eines Tannenzweigs mit rotem Herzanhänger und dem Titel „Liebe ist alles!“ auf dem Cover des Magazins „blick in die kirche“.
«Liebe ist alles!» als E-Paper

Die Weihnachtsausgabe des «blick in die kirche»-Magazins steht ganz im Zeichen der Liebe. Sänger und Schauspieler Vladimir Kornéev («Hundertdreizehn», «Polizeiruf 110») berichtet im Interview, wie Musik ihm half, das Stottern zu überwinden, was Liebe für ihn bedeutet und wie er den Verlust einer großen Liebe bewältigte. Das Heft stellt junge und alte, hetero- und homosexuelle Paare vor, erzählt von der Liebe zum Handwerk und blickt nach Indien. Es geht um die Rettung von 1.000 Jesidinnen und Jesiden aus dem Irak.

Und natürlich dreht sich das Heft um Weihnachten: Wie ist das in einem Gefängnis? Wie, wenn man alleine feiern will oder muss? Warum ist es trotz allem Streit schön, wenn die Familie sich an Weihnachten trifft? Und was steht noch einmal genau in der Bibel? Wie immer gibt es auch einen Hotelaufenthalt zu gewinnen – diesmal in Hanau inklusive Karten für die Brüder Grimm Festspiele.

Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.