Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde ...
Neben dem Vaterunser und Psalm 23 gibt es wohl kaum einen biblischen Text, der so vielen Menschen von Kindesbeinen an vertraut ist wie die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium (siehe vorherige Seite). Diese Geschichte ist so präsent, weil sie jedes Jahr an Weihnachten in Krippenspielen und Christvespern gelesen, gespielt, gesungen und erzählt wird.
In nur wenigen Versen erzählt Lukas von dem Moment, als Gott in Beziehung zu den Menschen tritt. Gott wird Mensch an einem bestimmten Ort in einer bestimmten Zeit. Dies ist die junge Kaiserzeit im römischen Reich, einerseits eine Phase des Friedens nach langem blutigem Bürgerkrieg. Anderseits eine Zeit – das war für die meisten Menschen normal – in der eine männliche Elite das Sagen hatte, Sklaverei, Ausbeutung, Gewalt und Armut alltäglich, die Zukunft unsicher, Naturgewalten brutal und kaum eine Krankheit zu bändigen war. Eine Zeit zum Fürchten.
Maria und Josef aus Nazareth in Galiläa, arme Leute aus einer unruhigen und abseitigen Ecke dieses riesigen Reiches waren anders. Ihr Volk hatte schon vor langer Zeit erkannt, dass es nur einen Gott gibt. Die in der damaligen Bibel, unserem heutigen Alten Testament, aufgeschriebenen Glaubensgeschichten des jüdischen Volkes mit Gott schenkten Menschen wie Maria und Josef Trost und Hoffnung.
Und diese Geschichte von Trost und Hoffnung wird weitergeschrieben: „Fürchtet euch nicht!“, ruft der Engel zu den Hirten, die zu Botschaftern der Geburt Jesu werden. Mehr als 365 Mal finden sich diese Worte in der Bibel, gewissermaßen die Kurzfassung des Evangeliums: Fürchtet euch nicht! Gottes Liebe ist unverbrüchlich, Gott ist Mensch geworden in Jesus.

Weihnachten erinnert daran, dass Gott zu allen kommt, zu den Müden und Munteren, den Fragenden und Verzagenden, den Fröhlichen und Traurigen. Würde sich Gott für die Reichen und Mächtigen interessieren, wäre er nicht Mensch geworden als schutzloses Kind in einem Stall in einer fernen Region in der ebenso fernen Antike – oder größer: auf diesem kleinen blauen Planeten inmitten des schier endlosen Universums. Das ist weder Zufall noch Unfall. Gott kommt dahin, wo das Leben verletzlich ist. Maria und Josef, die Hirten, die Tiere, sie alle waren arm und verletzlich.
Am Beginn des Matthäusevangeliums, sozusagen der B-Seite der Weihnachtsgeschichte, bekommt das Jesuskind mit Verweis auf den Propheten Jesaja eine Art Zweitname und soll Immanuel heißen (Matthäus 1,23). Viele biblische Namen tragen eine verborgene Botschaft. Immanuel ist, aus dem Hebräischen übersetzt, ein theologischer Spitzensatz: «Gott ist mit uns.» Das ist Gottes Liebesbeweis für die Menschen im Stall zu Bethlehem und alle anderen, damals wie heute.
Gott weiß um das Leid und die Verletzlichkeit in der Welt. Gott ist die Rettung in einer Welt zum Fürchten, denn genau das heißt der Name Jesus übersetzt. Besser geht’s nicht. Glaube, Liebe und Hoffnung sind in der Krippe, oder in späteren biblischen Worten ausgedrückt:
Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, dass Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn leben sollen.
(1. Johannes 4,9–10).
Wo könnte diese Hoffnung auf Leben einen besseren Anfang haben als in einem Kind? Ein Kind kann alte Verhältnisse ordentlich durcheinanderwirbeln und neu sortieren. Das Jesuskind macht alles neu, mehr noch: Das Kind in der Krippe ist die gute Nachricht an alle. Fürchtet euch nicht, Gott ist Liebe und Gott ist mit uns.
Wie sagte die Philosophin Hannah Arendt einst: «Dass man in der Welt Vertrauen haben und dass man für die Welt hoffen darf, ist vielleicht nirgends knapper und schöner ausgedrückt als in den Worten: Uns ist ein Kind geboren.»
Gottes Liebe strahlt aus der Krippe hinaus in die Welt, in den Krippenspielen und Christvespern der Heiligen Nacht können wir sie jedes Jahr aufs Neue erahnen, aber nicht nur dann. Frohe Weihnachten!

«Liebe ist alles!» als E-Paper
Die Weihnachtsausgabe des «blick in die kirche»-Magazins steht ganz im Zeichen der Liebe. Sänger und Schauspieler Vladimir Kornéev («Hundertdreizehn», «Polizeiruf 110») berichtet im Interview, wie Musik ihm half, das Stottern zu überwinden, was Liebe für ihn bedeutet und wie er den Verlust einer großen Liebe bewältigte. Das Heft stellt junge und alte, hetero- und homosexuelle Paare vor, erzählt von der Liebe zum Handwerk und blickt nach Indien. Es geht um die Rettung von 1.000 Jesidinnen und Jesiden aus dem Irak.
Und natürlich dreht sich das Heft um Weihnachten: Wie ist das in einem Gefängnis? Wie, wenn man alleine feiern will oder muss? Warum ist es trotz allem Streit schön, wenn die Familie sich an Weihnachten trifft? Und was steht noch einmal genau in der Bibel? Wie immer gibt es auch einen Hotelaufenthalt zu gewinnen – diesmal in Hanau inklusive Karten für die Brüder Grimm Festspiele.
Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.
