Timo Koch (l., Dezernent für Bau und Liegenschaften) und Dekan Christian Wachter  (Kirchenkreis Schwalm-Eder) brachten die Planungen zum Gebäudestrategieprozess ein.

Timo Koch (l., Dezernent für Bau und Liegenschaften) und Dekan Christian Wachter (Kirchenkreis Schwalm-Eder) brachten die Planungen zum Gebäudestrategieprozess ein.

Hofgeismar / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 26 Apr 2024

Das hat die Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) während ihrer Frühjahrstagung am Donnerstagabend (25. April) nach intensiver Debatte beschlossen. Die Gemeinden werden ermutigt, regionale Kooperationen und Partnerschaften auszuloten.

Perspektive: 30 Prozent der Gebäude sind aufzugeben

Angesichts der Finanzentwicklung geht die Landessynode der EKKW derzeit davon aus, dass 30 Prozent der Gebäude aufzugeben und zugleich künftig nur noch 30 Prozent der Gebäude antragsberechtigt für kirchliche Bauunterhaltungsmittel sind. Die Landessynode sieht diese Zielgröße von 30 Prozent auch für Pfarrhäuser vor. Stichtag der Berechnung ist der Gebäudebestand zum 1. Januar 2020. Für alle Gebäude ist über alternative Nutzungs- und Finanzierungskonzepte nachzudenken, heißt es in dem Beschluss. Kirchliche Mittel für die energetische Ertüchtigung von Gebäuden sollen nur für jene bereitgestellt werden, die antragsberechtigt sind. Insgesamt orientieren sich die Gebäudepläne an den Klimaschutzzielen der Landeskirche mit dem Gesamtziel der Klimaneutralität bis 2045.

Ziel: Weniger Räume, aber gut vernetzt und weiter präsent

Der sogenannte «Gebäudestrategieprozess 2026+» ist ein Teilprozess des Reformprozesses der Landeskirche. Aufgrund des Mitgliederrückgangs und zurückgehender Finanzen werden künftig erheblich weniger Gebäude aus Kirchensteuermitteln mitfinanziert werden können, erläuterte EKKW-Baudezernent Timo Koch die Hintergründe. Mittel- bis langfristig seien 50 Prozent der Kosten einzusparen. Es gelte daher, die Voraussetzungen für eine «kleinere, agile Kirche von morgen» zu schaffen, ergänzte Dekan Christian Wachter (Ziegenhain), mitverantwortlich für den Gebäudestrategieprozess der EKKW. Sie ermutigen die Gemeinden, ihre Zukunft stärker mit «Anderen» zu gestalten und so an sozialräumlicher Vernetzung vor Ort zu gewinnen. Zu denken sei beispielsweise an Kommunen, andere Religionsgemeinschaften, Diakonie oder Caritas, sagte Koch. In Zukunft würden zwar weniger Räume benötigt, diese aber an Orten, die Kontaktflächen für Menschen böten und die zudem energetisch auf dem Stand der Zeit seien. Bischöfin Dr. Beate Hofmann machte noch einmal deutlich: «Unser Glaube kommt aus dem Stall, aus dem Zelt, aus dem Untergrund. Dieser Glaube geht nicht unter, wenn er sich von Gebäuden trennt.»

Hintergrund: Annähernd 3000 Gebäude im Eigentum der EKKW

Aktuell gibt es im Bereich der Landeskirche 2.977 Gebäude im kirchlichen Eigentum. Darunter sind 1079 Kirchen, 507 Pfarrhäuser, 104 Kitas, 475 Gemeindehäuser sowie 812 sonstige Gebäude. Viele dieser Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Dies stellt bei einem Verkauf oder einer Umnutzung eine besondere Herausforderung dar. In den vergangenen 10 Jahren (Zeitraum 2014 bis jetzt) wurde der Gebäudebestand um insgesamt 145 Gebäude reduziert. Die veräußerten Gebäude teilen sich dabei wie folgt auf: 65 Pfarrhäuser, 33 Gemeindehäuser, 6 Kindergarten-Gebäude, 5 Kirchen und 36 sonstige Gebäude.

EKKW und Landessynode
Herbstsynode der EKKW 2023 - Tag 2

Der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehören rund 710.000 Menschen (Stand: Dezember 2023) an. Das Gebiet der Landeskirche erstreckt sich von Bad Karlshafen im Norden bis zum Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim im Süden, vom Waldecker Upland im Westen bis zum im Freistaat Thüringen gelegenen Kirchenkreis Schmalkalden.

Die Landessynode besitzt herausragende Kompetenzen: Sie hat in allen kirchlichen Fragen die letzte Entscheidung. Die geistliche und rechtliche Leitung der Landeskirche teilt sie mit dem Bischof / der Bischöfin, den Pröpstinnen und Pröpsten, dem Rat der Landeskirche und dem Landeskirchenamt. Alle anderen Leitungsorgane sind der Landessynode verantwortlich.

78 Mitglieder gehören der 14. Landessynode an; dabei sind die Nicht-Theologen in der Mehrheit. Das Gros der Mitglieder wird direkt von den Synoden der Kirchenkreise für sechs Jahre gewählt. Die Landessynode tagt in der Regel zweimal im Jahr: im Frühjahr und in der Woche vor dem 1. Advent.