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Unser Foto zeigt das Exponat der Kabinettausstellung «R.I.(a)P.» aus dem Jahr 2023. Es ist ein lederbezogener Sarg mit Chanel-Logo

Unser Foto zeigt das Exponat der Kabinettausstellung «R.I.(a)P.» aus dem Jahr 2023, in der es um das Design von Särgen ging.

Kassel / Redaktion epd, ekkw.de
Veröffentlicht 11 Aug 2025

Irreparabler Totalausfall der Lüftungsanlage, zentrale Heizungspumpe defekt, Fußbodenheizung verschlammt, massive Wassereinbrüche bei Starkregen: Das sind nur ein paar Punkte der langen Mängelliste des Kasseler Museums für Sepulkralkultur, das sich mit Sterben, Tod, Trauer und Gedenken befasst. «Unser Haus braucht eine Kernsanierung», fasst Direktor Dirk Pörschmann die fatale Lage zusammen.

Zu den Problemen mit dem Gebäude kommt nach den Worten von Pörschmann eine dringend notwendige Überarbeitung und Aktualisierung der Dauerausstellung. Die stammt aus dem Jahr 1992, als das Haus erstmalig seine Pforten öffnete. Und schließlich wird für die Zeit der Sanierung auch noch ein Depot und eine Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche benötigt, denn das von jährlich im Schnitt 25.000 Menschen besuchte Museum soll nicht jahrelang von der Bildfläche verschwinden.

Im Video erklärt das Museum für Sepulkralkultur die Herausforderungen, vor denen es steht und wie die Spenden der Aktion auf Startnext die Arbeit unterstützen kann.

Finanzierungslücke trotz öffentlicher Mittel

Dringlichstes Problem derzeit: die Finanzierung. Die Umsetzung aller schon vorliegenden Pläne kostet 33 Millionen Euro. Das Museum befindet sich in Trägerschaft der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal, ein Verein, für den ein solcher Kraftakt nicht zu stemmen ist. Immerhin haben inzwischen Bund, Land und Stadt Hilfen zugesagt, über genau 20,64 Millionen Euro, sagt Pörschmann. Da werde man vieles nicht umsetzen können und deutliche Abstriche machen müssen. «An der Neukonzeption soll aber am wenigsten eingespart werden», betont er.

2018, als zum ersten Mal eine Bestandsaufnahme gemacht wurde, sah alles noch ganz anders aus. Man ging von Kosten in Höhe von rund 14 Millionen Euro aus, erläutert Pörschmann. Doch genauere Untersuchungen förderten weitere, erhebliche Schäden zutage, die Kostenkalkulation schoss nach oben.

Dass es überhaupt so weit kam, liegt nach den Worten des Direktors auch am eingeschränkten Budget des Museums, das während seines Bestehens gerade so für den regulären Betrieb und zahlreiche viel beachtete Sonderausstellungen reichte. Für bauliche Erhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen blieb nicht viel übrig.

Spendenkampagne gestartet

Seit über 30 Jahren widmet es sich das Museum dem gesellschaftlich wichtigen Dialog über Sterben, Tod und Trauer – mit Offenheit, Fachwissen und kultureller Vielfalt. Damit das Museum auch künftig ein Ort für Bildung, Austausch und Erinnerung bleibt, wurde vom Team des Museums eine Spendenkampagne auf Startnext gestartet. Ziel ist es, bis Ende des Jahres 250.000 Euro zu sammeln, um dringend benötigte Maßnahmen umzusetzen, die über die öffentliche Grundfinanzierung hinausgehen.

Spenderinnen und Spender können so dabei helfen, einen modernen, barrierearmen und lebendigen Kultur- und Bildungsort zu gestalten. Geplant sind unter anderem neue Räume für Lernen und Gedenken sowie eine zeitgemäße Dauerausstellung, die kulturelle Vielfalt und gesellschaftlichen Diskurs fördert.

Jede Spende zählt – ob 10, 100 oder 1.000 Euro. Auf Wunsch wird die Unterstützung öffentlich gewürdigt, Spenderinnen und Spender erhalten eine Spendenquittung.

Unterstützung aus der Öffentlichkeit

Um die Bedeutung des weltweit wohl einzigartigen Museums in der Öffentlichkeit hervorzuheben, wirbt im Internet der Freundeskreis des Museums rund um den ehemaligen Kasseler Oberbürgermeister Bertram Hilgen. Unter dem Motto «Tod gehört dazu - das Sepulkralmuseum muss bleiben» werben die Museumsfreunde um finanzielle und ideelle Hilfe. Viele prominente Unterzeichner des Aufrufs finden sich hier, von der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirsten Fehrs, über den Künstler Stephan Balkenhol bis hin zu dem aus Kassel stammenden Talkshowmoderator Hubertus Meyer-Burckhardt. Mittlerweile haben sich dem Aufruf laut der zugehörigen Internetseite todgehoertdazu.de rund 1.800 Menschen angeschlossen.

Licht am Ende des Tunnels sieht Pörschmann beim Thema der Interimslösung. Lange Zeit suchte das Museum vergeblich - niemand wollte Ausstellungen zum Thema Tod zeigen. Jetzt, wo sich Stadt und Land aktiv in die Suche mit eingeschaltet haben, sieht Pörschmann hier eine gute Perspektive.

Auch Bischöfin Dr. Beate Hofmann unterstützt die Aktion «Tod gehört dazu - das Sepulkralmuseum muss bleiben». Worum es ihr geht, erklärt sie im Video.

Zeitplan verschiebt sich

Nicht eingehalten werden kann allerdings der ursprüngliche Zeitplan. Demnach hätte in Kürze mit den Arbeiten begonnen werden sollen, für 2027 war die Wiedereröffnung geplant. «Wir hoffen nun, dass es 2026 losgehen und die Wiedereröffnung 2029 sein kann», beschreibt Pörschmann die momentane Planung. Trotz knapper Mittel zeigt er sich für die Zukunft des Museums optimistisch: «Ich bin ins Gelingen verliebt und nicht ins Scheitern», zitiert er den Philosophen Ernst Bloch.

www.sepulkralmuseum.de

Das Museum für Sepulkralkultur besteht seit 1992 als Kultureinrichtung von bundesweiter Bedeutung. Es ist weltweit die einzige Institution, die sich ausschließlich kulturellen und wissenschaftlichen Maßstäben verpflichtet dem Tod in all seinen Facetten widmet. Der Begriff «Sepulkralkultur» leitet sich vom lateinischen «sepulcrum» ab und bedeutet Grab oder Grabstätte. Er umfasst alle Erscheinungsformen, die sich im Zusammenhang mit Sterben, Tod, Bestatten, Trauern und Gedenken entwickelt haben – darunter Bestattungs- und Trauerriten, Bräuche sowie künstlerische Sichtweisen auf Sterben und Tod.

Sterben, Bestatten, Trauern und Gedenken unterliegen seit zwei Jahrzehnten einem tiefgreifenden Wandel – sowohl in der Praxis als auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Das Museum bietet besondere Möglichkeiten, diese Prozesse zu erforschen, einzuordnen und zu vermitteln.