Fast 360 Paare sagten spontan Ja

Ob in der Kirche oder davor, im Wald, im Park, am See oder zu mitternächtlicher Stunde: Festlich und würdevoll war der Rahmen am 24. und 25. Mai: An den teilnehmenden Orten im Gebiet der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck waren es 358 Trauungen und Segnungen, davon rund 40 in Kassel, mehr als 50 in Marburg, 46 in Fulda, 24 in Bad Sooden-Allendorf und je rund 30 in Bad Hersfeld und Hanau (Maintal-Dörnigheim).

Pfarrerin Margit Zahn vom Organisationsteam ist beeindruckt: «Die Aktion hatte große Strahlkraft. Kleine Dorfkirchen konnten wie die zentralen Stadtkirchen zu Räumen für die Liebe werden, mit besonderer Musik und einem gastlichen Angebot.» Zahn berichtet von teils sehr berührenden Geschichten und Momenten. Dazu gehört die von einem Paar, das schon seit 20 Jahren zusammen ist: «Sie haben sich ganz spontan entschlossen, nur ihre beiden heranwachsenden Kinder mitgebracht. Als die am Morgen von dem Plan hörten, entstanden aus ein paar Perlen noch die Ringe für ihre Eltern. Beim Überreichen begannen die Tränen zu fließen», erzählt die Pfarrerin.

Ein anderes frisch verliebtes Paar jenseits der 60 habe die Gelegenheit genutzt und sei bei der Aktion zum ersten Mal vor einen Altar getreten. Nach Verlusten und Enttäuschungen hoffen sie nun, dass Segen auf ihrer Beziehung liegt. «Eine Geschichte ist bewegender als die andere. Es gäbe so viele zu erzählen», zeigte sich die Pfarrerin berührt.

Anmelden mussten sich die Heirats- und Segenswilligen nicht. Für eine kirchliche Trauung brauchte nur die standesamtliche Trauurkunde, ein Nachweis über die Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche von einem bzw. einer von beiden und die Personalausweise mitgebracht werden.

Pfarrerin Zahn hatte bereits viele Gespräche mit Paaren geführt, die das Angebot gerne annehmen wollten und sehr eindrücklich von ihrer Motivation berichtet: Paare, bei denen die standesamtliche Trauung schon lange zurückliegt, jene, die gerne im kleinen Rahmen kirchlich heiraten wollten, weil sie den großen Aufwand scheuen oder wenig Geld haben, und gleichgeschlechtliche Paare, die sich vor vielen Jahren haben segnen lassen und nun auch eine kirchliche Trauung wünschten. 

Genauso waren Paare willkommen, die sich eine standesamtliche Trauung nicht vorstellen können, aber denen der Segen Gottes für ihre Beziehung sehr wichtig ist. 

«Unsere Gesellschaft und damit auch die Form, in der heutzutage Beziehungen gelebt werden, werden vielfältiger. Darauf reagieren wir als Kirche mit diesem Angebot: Paare, die keine klassische Hochzeit, aber kirchlichen Segen möchten, können so ihre besondere Verbindung zum Ausdruck bringen. Andere wollen nach etlichen Ehejahren ihr Eheversprechen erneuern. Und wieder andere suchen nach einem guten Rahmen, der keine finanzielle oder organisatorische Hürde für sie darstellt», erläutert Beate Hofmann, Bischöfin der EKKW.