Manchmal denke ich, wenn es um Weihnachten geht, gibt es nur zwei Lager: Diejenigen, die sich darauf freuen, und diejenigen, denen davor graut. Weil sie Angst davor haben, wie sie den Heiligabend verbringen werden. Manche, weil sie allein sind, manche, weil sie es gerade nicht sein werden.
An Weihnachten kommen viele in ihren Familien zusammen, aber dass alle in Eintracht zusammen unter dem Weihnachtsbaum feiern, ist eher die Ausnahme – schön, wenn es gelingt.
Oft aber liegen zu viele Erwartungen in der Luft, alle haben ihre eigene Vorstellung von einem besonders schönen Fest. Zusammen Weihnachtslieder singen? Der Teen bekommt einen Lachkrampf. Geschenkeschlacht? Die Tochter murmelt etwas von Wegwerfgesellschaft und Materialismus. Das Traditionsessen ist auch nicht mehr möglich, Opa isst jetzt vegan. Und letztes Jahr sind sich zwei so überraschend in die Haare geraten wegen einer medizinischen Frage, die plötzlich politischen Charakter bekam.
Manche wissen schon jetzt, dass sie an Weihnachten Menschen treffen, denen sie im Rest des Jahres aus dem Weg gehen. Und sie wappnen sich innerlich. Andere freuen sich schon lange auf den gemeinsamen Abend und merken erst währenddessen, dass man automatisch in alte Muster zurückfällt und einem die immer gleichen Gespräche nicht guttun.
Und trotzdem: Es gibt einen guten Grund, sich auch dieses Jahr wieder auf einen Abend im Kreis von Menschen einzulassen und zusammen bei einem guten Essen Weihnachten zu feiern. Sei es die eigene Familie, der Freundeskreis, sei es ein offenes Angebot von Kirchen oder Institutionen.

Essen und zusammen feiern spielen bei Jesus eine große Rolle. Jesus hat ständig gegessen. Mit ganz unterschiedlichen Menschen zusammengesessen und geredet, gegessen und getrunken. Meist ein einfaches Essen, aber so häufig, dass die Jüngerinnen und Jünger und Jesus als Fresser und Säufer beschimpft wurden.
Und er sorgte auch immer dafür, dass genügend Essen für die zuhörenden Menschen da war, etwa bei der Speisung der 5.000 oder bei der Hochzeit in Kana, wo Jesus Wasser in Wein verwandelte.
Das Besondere an den Festen bei Jesus war, dass seine Gäste nicht unbedingt die waren, die häufig zu Festen eingeladen wurden. Es waren eher die anderen. Die, mit denen man nicht so gerne gesehen wurde, die anders waren. Jesus lud alle ein, es war immer noch ein Stuhl frei, wenn jemand später kam. So waren seine Essenseinladungen immer bunt, voll und man lernte Menschen außerhalb seiner Bubble kennen.
An Weihnachten feiern wir auch so. Wir sind alle unterschiedlich, haben unterschiedliche Bedürfnisse und Geschmäcker, aber wir haben einen gemeinsamen Grund zu feiern: Dass jemand in die Welt kam, der uns ganz neue Hoffnung auf Frieden und Versöhnung über alle Grenzen hinweg gegeben hat. An Weihnachten sitzen an unserem Tisch vielleicht Gäste, auf die man sich mehr freut und solche, auf die man sich weniger freut. Wegen einer Trennung oder Streit oder weil sie schon immer anstrengend waren. Und trotzdem werden wir zusammen feiern und zusammen essen.
Und das ist gut und schön so, denn der Grund zusammenzukommen ist ein größerer und verbindender: «Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr in der Stadt Davids.»

«Liebe ist alles!» als E-Paper
Die Weihnachtsausgabe des «blick in die kirche»-Magazins steht ganz im Zeichen der Liebe. Sänger und Schauspieler Vladimir Kornéev («Hundertdreizehn», «Polizeiruf 110») berichtet im Interview, wie Musik ihm half, das Stottern zu überwinden, was Liebe für ihn bedeutet und wie er den Verlust einer großen Liebe bewältigte. Das Heft stellt junge und alte, hetero- und homosexuelle Paare vor, erzählt von der Liebe zum Handwerk und blickt nach Indien. Es geht um die Rettung von 1.000 Jesidinnen und Jesiden aus dem Irak.
Und natürlich dreht sich das Heft um Weihnachten: Wie ist das in einem Gefängnis? Wie, wenn man alleine feiern will oder muss? Warum ist es trotz allem Streit schön, wenn die Familie sich an Weihnachten trifft? Und was steht noch einmal genau in der Bibel? Wie immer gibt es auch einen Hotelaufenthalt zu gewinnen – diesmal in Hanau inklusive Karten für die Brüder Grimm Festspiele.
Das «blick in die kirche-Magazin» ist die Publikumszeitschrift der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und liegt viermal im Jahr den Tageszeitungen auf dem Gebiet der Landeskirche kostenfrei bei. Die Druckauflage beträgt knapp 225.000 Exemplare, hinzu kommen E-Paper und Webseite.
