Nördlich von Marburg, etwa 30 Autominuten entfernt, startet in Münchhausen der fünf Kilometer lange Meditationsweg „Perlen des Glaubens“ (1). Es geht hinauf auf den Christenberg: Seit Jahrhunderten ist dieser für Menschen von nah und fern ein besonderer spiritueller Ort. Was als keltische Siedlung begann, wurde zur Bergfestung der Franken gegen die Sachsen. Seit dem 11. Jahrhundert steht dort eine christliche Kirche.
Eine Wegstation ist das Labyrinth. Als Sinnbild für das Leben soll es denjenigen, die es durchschreiten oder betrachten, zur Ruhe und Besinnung verhelfen. Die Kehren laden dazu ein, sich an die erlebten Wendemarken des eigenen Lebens zu erinnern; die großen Schleifen fordern dazu auf, den Sinn von Umwegen zu bedenken, und dienen als Einübung in Geduld; die Mitte gibt Gelegenheit zu Gebet oder Meditation. Das Labyrinth ist jederzeit begehbar. In der Martinskirche, die auf dem Christenberg steht, finden Andachten und kulturelle Veranstaltungen statt.
Im thüringischen Breitungen bei Schmalkalden führt ein Weg auf den Burghügel (2) Wer seinen Fuß in die Klosterkirche der Benediktinermönche des 12. Jahrhunderts einmal gesetzt hat, den wird es immer wieder dorthin ziehen – eben weil der Raum Ruhe, Frieden, Behaglichkeit und Inspiration ausstrahlt. Viele Paare ließen sich dort schon trauen. Konzerte werden dank faszinierender Akustik zum Hörerlebnis. Man fühlt sich aufgehoben, beschützt und vergisst für Momente den Alltag.
Knapp drei Kilometer in und um das schöne Rhönstädtchen Tann (3) wandern und dabei auch noch allerhand Wissens- und Nachdenkenswertes erfahren, das bietet der Skulpturenweg, der sich auf die Spuren des Reformators Martin Luther und seiner Werke begibt.
Zwar war Luther selbst wohl nie in Tann, aber Eberhard von der Tann war ein Freund und Anhänger des Mannes aus Wittenberg und sorgte dafür, dass die Stadt in der Rhön evangelisch wurde.
Aber der Weg widmet sich ganz bewusst auch den problematischen Aspekten Luthers und seiner Werke. Besonders eindrucksvoll ist der hölzerne Davidstern, dessen eine Spitze weggebrannt ist. Die Texttafel beschreibt, dass Luther anfangs betonte, dass auch Jesus Jude war. Doch seine Haltung schlug um in die Forderung, Synagogen und jüdische Schulen niederzubrennen.
Munterer ist da die Installation mit Luther-Zitaten an einer alten Mauer mitten in Tann. Jedes davon kann einen zum Nachdenken bringen. Weise Worte, ein halbes Jahrtausend alt, und oft so, als seien sie auf die heutige Zeit gemünzt: „Eine Lüge ist wie ein Schneeball: Je länger man ihn wälzt, desto größer wird er.“
Spirituelle Orte in Kurhessen-Waldeck I
Wir haben uns in Kurhessen-Waldeck umgesehen und unsere eigenen spirituellen Lieblingsorte gefunden: Bäume und Gärten, Kirchen und Klöster, Berge und Burgen, Flüsse und Seen, Gräber und Gedenkplätze. Nebeneinander stehen in diesem Heft Plätze, die die Natur hervorgebracht hat und von Menschen gestaltete Räume. In allen Fällen geht es um die besondere Atmosphäre, um den „Genius loci“, den jeder Autor, jede Autorin anders empfindet. Lassen Sie sich in diesem PDF-Dokument überraschen und inspirieren. (Erschienen als Beilage zur Zeitschrift blick in die kirche 1/2019)
Spirituelle Orte in Kurhessen-Waldeck II
Aufgrund der großen Nachfrage nach dem ersten Heft hat sich die blick-Redaktion auf die Suche nach weiteren spirituellen Orten in Kurhessen-Waldeck gemacht und präsentiert hier die Folge II mit 43 Plätzen zum Aufatmen, abrufbar kompakt in diesem PDF-Dokument. (Erschienen als Beilage zur Zeitschrift blick in die kirche 2/2020)
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