Esther Haß führte oft Interessierte in der Synagoge in Kassel.

Esther Haß führte oft Interessierte in der Synagoge in Kassel. Unser Foto, das noch Anfang März dort entstand, zeigt sie mit den Thora-Rollen.

Kassel / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 14 Apr 2024

In ihrer Nachricht schrieb die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck: «Mit großer Bestürzung und Betroffenheit habe ich vom Tod von Esther Haß erfahren und kann immer noch nicht erfassen, dass sie nicht mehr aus der Synogoge kommen und uns begrüßen wird. Sie war eine wichtige jüdische Stimme in Kassel und eine engagierte Akteurin in der Stadtgesellschaft.»

Hofmann habe besonders in Diskussionen die Offenheit und Ehrlichkeit von Esther Haß geschätzt: «Solche Auseinandersetzungen brauchen wir dringend, denn sie helfen uns, einander besser wahrzunehmen», so die Bischöfin weiter. Allen, die um Esther Hass trauern wünschte Dr. Hofmann Gottes Beistand und Trost und bat darum, ihre Anteilnahme - auch im Namen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck -  an die jüdische Gemeinde weiterzugeben.

Zur Person: Esther Haß

Die gebürtige Hamburgerin lebte seit 1980 in Kassel, wo sie als Religionslehrerin an der Elisabeth-Knipping-Schule arbeitete. Haß war lange Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, der sie seit 40 Jahren angehörte und in deren Vorstand sie bis zuletzt aktiv mitarbeitete. Ihr war es unter anderem zu verdanken, dass der alte Jüdische Friedhof Bettenhausen vor dem Verfall bewahrt wurde, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Kassel. Schon 1988 hatte sie Führungen an diesem Ort angeboten, der ein wichtiges Zeugnis jüdischen Lebens in Kassel ist.

Besonders eng ist ihr Name mit der neu aufgebauten und im Jahr 2000 eingeweihten Kasseler Synagoge verbunden, die heute das Symbol für das nach dem Holocaust kaum zu hoffen gewesene neue Aufblühen des Judentums in Kassel steht. Mit ihrer überzeugenden Entschlossenheit und Zielstrebigkeit war Esther Haß maßgeblich am Entstehungsprozess der neuen Glaubensstätte beteiligt.  

Unzählige Projekte hatte sie zudem in der Jüdischen Gemeinde auf den Weg gebracht und begleitet, darunter Ferienspiele für Kinder oder auch Tage der Offenen Tür. Zudem war es maßgeblich Esther Haß zu verdanken, dass die Gemeinde wieder einen Rabbiner einstellen konnte. Außerdem initiierte sie die Gründung des Franz‐Rosenzweig‐Lehrhauses, in dem sie regelmäßig Veranstaltungen anbot.

«Das Engagement von Esther Haß für den Dialog der Glaubensgemeinschaften war groß. Ob im Rat der Religionen und dessen Sprecherrat, beim Runden Tisch der Religionen, als Mitglied der Gesellschaft für Christlich‐Jüdische Zusammenarbeit oder der Deutsch‐Israelischen Gesellschaft – Esther Haß setzte sich auf vielen Feldern als Brückenbauerin ein», würdigte Kassels Oberbürgermeister Schoeller Esther Haß:

Esther Haß war auch kommunalpolitisch als ehrenamtliches Magistratsmitglied für die SPD von 2001 bis 2016 aktiv. Sie wurde für ihr vielfältiges und besonderes Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, mit der Stadtmedaille und Wilhelm‐Leuschner‐Medaille des Landes Hessen ausgezeichnet.