Gruppenbild (v.l.) Prälat Burkhard zur Nieden, Dr. Diethelm Meißner, Martin de Groot, Dr. Martin Streck, Classispredikant Marco Luijk, Bischof Dr. Gerard de Korte,  Ton Sip, Ferdinand Borger, Susanne Freytag, Simon Middelkamp

Gruppenbild (v.l.) Prälat Burkhard zur Nieden, Dr. Diethelm Meißner, Martin de Groot, Dr. Martin Streck, Classispredikant Marco Luijk, Bischof Dr. Gerard de Korte, Ton Sip, Ferdinand Borger, Susanne Freytag, Simon Middelkamp

Bergeijk (Niederlande) / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 23 Apr 2024

Vor dem Marienaltar der katholischen Kathedrale im niederländischen ‘s-Hertogenbosch werden mehr Kerzen angezündet als früher, und das in einer Gesellschaft, die immer weniger kirchlich gebunden ist. Die Marienfrömmigkeit gebe den Menschen auch in einer säkularen Gesellschaft offenbar Wärme, beobachtet Dr. Gerard de Korte, Bischof des dortigen Bistums. 

Seit mehr als 50 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen dem römisch-katholischen Bistum von ‘s-Hertogenbosch, der protestantischen Kirchenregion («Classis») Noord-Brabant, Limburg und der Réunion Wallonne sowie der EKKW. 

Die Leitfrage lautete diesmal: Was ist die Berufung der Kirche in einer säkularisierten Gesellschaft? In den Niederlanden sind noch wesentlich weniger Menschen Mitglied einer Kirche als in Deutschland, im Jahr 2022 waren 18,2 Prozent der Bevölkerung (über 15 Jahre) römisch-katholisch, 13,2 Prozent evangelisch – in Deutschland 24,8 Prozent katholisch und 22,7 Prozent evangelisch. Die drei Kirchen der Partnerschaft sind alle in Veränderungsprozessen. Prälat Burkhard zur Nieden berichtete von den ersten Ergebnissen der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) und verglich die Situation der deutschen Kirchen mit der Wüstenwanderung des Volkes Gottes. Der Weg zum verheißenen Land sei lang und die Frage laute, was mitgenommen werden könne und was zurückbleiben müsse.

Neue Konzepte und Ideen erlebten Niederländer und Deutsche unter anderem beim «Klimaabend» in Valkenswaard. Sechs Gemeinden beschäftigen dort gemeinsam einen Regional-Pfarrer, der die Kooperation untereinander fördern soll. Zu seiner Arbeit gehören auch erwachsenenbildnerische Angebote, die für die Kirchen dort neu sind. So boten ein Wissenschaftler, ein Liedermacher und Bischof de Korte beim Klimaabend Workshops an. Die Kirche soll nach den Vorstellungen der Verantwortlichen ein Ort sein, an dem kontrovers diskutiert wird, man sich aber gegenseitig Raum gibt, sich achtet und zuhört.

Ein ganz anderer Beitrag von Christinnen und Christen ist in der Kommune Hooge Berkt zu finden, einem weiteren Ziel der Gruppe. Die ökumenische Gemeinschaft besteht seit 1967 und hat 70 Mitglieder, von denen viele auf dem Gelände und im Ort leben: Familien, Paare und Singles. Gebet, Gastfreundschaft und Stille stellen die zentralen Säulen ihrer Gemeinschaft dar. Sie berichteten über ihre Aufgaben, die Arbeitsteilung und die gemeinsame Verantwortung. Die Leitungsaufgaben werden dort von wechselnden Teams übernommen.

Prof. Dr. Stefan Paas (Theologische Universität Utrecht/Freie Universität Amsterdam) reflektierte in einem längeren Vortrag unterschiedliche Modelle für das Handeln und die Rolle der Kirchen in einem säkularen Umfeld. Er selbst plädierte dafür, dass Kirchen den Menschen in ihren jeweiligen Gesellschaften «zweckfrei» begegnen. Es gehe nicht darum, den Kontakt mit ihnen zu suchen, damit die Kirche wächst oder eine soziale Transformation angeschoben wird. So wie ein Künstler seine Werke um ihrer selbst willen schaffe, so solle die Kirche sich um Gottes und der Menschen willen der Welt zuwenden – und sei es aus einer Situation der Minderheit heraus.

Zum Abschluss bekamen die Gäste Olivenbäume als Zeichen des Friedens mit auf den Heimweg. «Wir wollen sie pflegen, damit sie wachsen und stark werden», sagt Pfarrer Dr. Martin Streck, Catholica-Beauftragter der EKKW.

Teilnehmende an der Begegnung

Prälat Burkhard zur Nieden, OLKR Prof. Dr. Gudrun Neebe, Dr. Diethelm Meißner, Dr. Martin Streck, Bischof Dr. Gerard de Korte, Pfarrer Ton Sip, Geert van Daartel (Rat der Christlichen Kirchen in den Niederlanden), Classispredikant Marco Luijk, Pfarrer Ferdinand Borger, Simon Middelkamp, Ronald Schippers, Martin de Groot und Pastorin Susanne Freytag.