Bekannnt geworden ist Horst Lichter als Fernsehkoch. Doch längst zeigt er im Fernsehen auch ganz andere Facetten, vor allem als Gastgeber der ZDF-Sendung «Bares für Rares», in der er Menschen zu Gast hat, die alte Dinge meistbietend verkaufen. Im Interview spricht er über den Aspekt der Zeit beim Kochen und im Leben, über Religion und seinen großen Wunsch für die Welt.
Lieber Herr Lichter, ich möchte mit Ihnen über Zeit sprechen. Als Koch: Bei welchem Gericht kommt es am meisten auf genau den richtigen Zeitpunkt an?
Horst Lichter: Das ist bei dem perfekten Steak der Fall, damit es wirklich den richtigen Garpunkt hat, den der Gast möchte.
Und bei welchem ist es ziemlich egal, wie lange der Topf auf dem Herd steht oder der Backofen läuft?
Lichter: Das ist ein Eintopf - ein guter Eintopf kann gar nicht lange genug auf dem Herd stehen.
Sie haben ein dicht gefülltes, auch schweres Leben gehabt und mit unter 30 bereits zwei Schlaganfälle überstanden. Sind Sie fahrlässig mit Ihrer Zeit umgegangen?
Lichter: Das würde ich nicht sagen. Ich habe immer die Zeit genutzt, die da war. Ich habe aber weniger drüber nachgedacht. Ist diese Zeit schon das ganze Leben oder ist sie nur ein Teil davon? Ich habe einfach die Zeit gehabt, die alle haben.
Und dann sind Sie, auch noch mitten in der Corona-Zeit, in ein Kloster gegangen. Warum?
Lichter: Um einfach mal zu schweigen. Ein Schweigekloster, um die Erfahrung zu machen, wie ist es, mal nichts zu sagen – gerade für mich, einen Menschen, der ja davon lebt, dass er kommuniziert. Es war eine hochinteressante Sache und Erfahrung.
Fünf Bücher zu gewinnen

In seinem jüngsten Buch macht sich Horst Lichter – gemeinsam mit Co-Autor und Freund Till Hoheneder – Gedanken über die Freundschaft. Lichter schreibt in dem charmant-flapsigen Tonfall, für den er bekannt ist, erzählt von Erfahrungen mit Freundschaften und ergänzt das mit unterhaltsamen Anekdoten und Interviews, unter anderem mit dem Koch Nelson Müller und dem Hundeexperten Martin Rütter.
Wir verlosen fünf Bücher. Schreiben Sie bis 19. Juli eine Karte oder E-Mail mit dem Stichwort «Freundschaft». Unter den richtigen Einsendungen werden die Bücher verlost.
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Es war nicht irgendein Kloster, sondern ein Schweigekloster. Wie fühlte sich diese Stille an?
Lichter: Die Stille ist wahnsinnig laut. Man merkt erst, wenn man nicht mehr redet oder niemand mit einem redet, wie laut es in einem Kopf ist. Dann kommen nämlich alle nicht fertig gedachten Gedanken an die Oberfläche.
Haben Sie im Kloster auch etwas über den Umgang mit der Zeit gelernt?
Lichter: Eigentlich nicht separat. Mir war immer schon bewusst, wir haben alle die gleiche Zeit. Auch wenn wir im Alter glauben, die Zeit läuft schneller, sie bleibt immer identisch. Aber es hat jeder die gleiche Zeit, also jeder die gleiche Zeit am Tag: 24 Stunden sind 24 Stunden, eine Woche ist eine Woche, ein Monat ist ein Monat.
Trotzdem ist die Zeit endlich und wann die endet, das wissen wir nicht. Deswegen sollte man die Zeit bis dahin vernünftig und sinnvoll für sich selbst füllen. Da gibt es kein Allgemeinrezept. Nur Work-Life-Balance zu praktizieren, ist auch nicht immer das Richtige.
In Klöstern richtet sich der Blick über das eigene Leben hinaus. Können Sie etwas mit dem Begriff «Ewigkeit» anfangen?
Lichter: Sehr wohl, die Ewigkeit ist nämlich für mich relativ einfach erklärbar: Alles auf diesem Planeten bleibt für immer auf diesem Planeten. Wir sind Energie und die Energie, die vergeht nicht. Wir haben das Wasser auf diesem Planeten, das bleibt immer da. Wir können es trinken, alles damit machen, es verdunstet, regnet wieder runter, wo soll es hin? Wasser bleibt immer da, Energie bleibt immer da und somit ist es für die Ewigkeit.
Anders gefragt: Ist Horst Lichter ein religiöser Mensch?
Lichter: Ich habe einen Glauben, ja. Ich glaube an etwas Größeres, an Gott, das ist richtig. Ich möchte mich dabei nicht einer einzigen Religion unterwerfen. Aus folgendem Grund: Die Religionen wurden von Menschen gemacht und geschrieben, nicht von Göttern. Da war immer so ein bisschen Egoismus vielleicht mit im Spiel. Deswegen: Glaube ist wichtig. Ohne Glauben ist das Leben sinnlos, aber nicht unbedingt der Glauben, den mir Menschen vorschreiben.

In Ihrem neuen Buch kommt die Zeit schon im Titel vor: «Zeit für Freundschaft?!» Wann haben Sie Zeit für Ihre Freundschaften?
Lichter: Das sieht jeder Mensch tatsächlich etwas anders. Der eine braucht sehr viel Zeit dafür, der andere hat sogar Uhrzeiten, der andere Pläne dafür und bei mir ist es so: Freundschaft ist so wie, dass täglich die Sonne aufgeht, das ist wie wir trinken müssen, wie wir lachen müssen, wir weinen müssen. Eine Freundschaft ist einfach da und zwar immer dann, wenn man sie braucht oder möchte.
Wie viel Zeit brauchen gute Freunde?
Lichter: Gute Freunde brauchen so viel Zeit, wie Freunde an Zeit brauchen. Auch das kann man nicht an Stunden, Wochen, Monaten, Tagen oder Zeiten festmachen. Ein echter Freund wird sich immer zeigen.
Man kann den Buchtitel auch anders verstehen: Wenn die Weltlage schwierig ist, ist es genau die richtige Zeit für Freunde. Ist das auch gemeint?
Lichter: In meinem Nachwort ist es so gemeint, da beschreibe ich ja auch verschiedene Wünsche. Einer davon ist zum Beispiel, dass ich ganz klar sage, ich möchte, dass alle meine Politiker, alle Politiker dieser Welt, alle Großen dieser Welt sich an einen Tisch setzen und dann zusammen essen, trinken und lachen und Freunde werden. Das wäre mein größter Wunsch. Deswegen braucht man in schlechten Zeiten auch Freunde.
Als Schlussfrage: Wofür hätten Sie gerne mehr Zeit?
Lichter: Für all das, was Zeit verdient. Für all die Menschen, die ich liebe, für all die Menschen, die meine Hilfe benötigen, für all die Tierchen, für alle Pflanzen, für alles auf dieser Welt, was es verdient. Eigentlich verdient alles mehr Zeit, aber ich fülle meine so gut es geht mit dem, was ich für richtig halte – mit Höflichkeit, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Respekt.
Zur Person

Horst Lichter (63) wuchs als Sohn eines Bergmanns im Rheinland auf. Bereits als 14-Jähriger begann er eine Kochlehre und arbeitete im Anschluss einige Zeit in einem Lokal, dann in einer Braunkohlefabrik, bevor er einen Laden eröffnete, in dem es alte Autos, Motorräder, Trödel, Antiquitäten, aber auch Speisen und Getränke gab. Lichter erlitt früh zwei Schlaganfälle und änderte daraufhin sein Leben, wie er in einer Talkshow berichtete. Er fand zum Kochen zurück und eröffnete einen Club, in dem er mit Zutaten aus der Region ungewöhnliche Gerichte kreierte. Horst Lichters Fernsehkarriere begann, nachdem der WDR über sein Lokal, die «Oldiethek», berichtet hatte. Ab 2006 war er mit Johann Lafer Gastgeber der Kochsendung «Lafer! Lichter! Lecker!». Es folgten «Die Küchenschlacht» und andere Formate, unter anderem Reisesendungen. Seit 2013 moderiert Lichter «Bares für Rares». In der Sendung verkaufen die Gäste Trödel und Antiquitäten an darauf spezialisierte Händler. Daneben ist Horst Lichter Verfasser mehrerer Bücher. Er ist in dritter Ehe verheiratet. (Quellen: zdf.de/wikipedia)

«Alles hat seine Zeit» als E-Paper
Mit Höflichkeit, Freundlichkeit und Respekt möchte ZDF-Star Horst Lichter seine Zeit füllen. Das sagte er im großen Interview mit dem aktuellen blick in die kirche-Magazin. Das Titelthema «Alles hat seine Zeit» greift ein Bibelwort aus dem Alten Testament auf – und ist dennoch hochaktuell, wie die Beiträge im Heft zeigen: Wann ist die richtige Zeit für Ehe und Kinder? Wie nutzt man die Zeit im Alter am besten? Wie prägen Jahreszeiten und Wetter den Zeitplan in der Landwirtschaft? Und welches Verhältnis zu Minuten und Sekunden hat Weltklasseläuferin Dr. Laura Hottenrott?
Diese und viele andere Fragen greift das Magazin auf. Leserinnen und Leser erfahren außerdem, was es mit dem «Stunden-Nachschlag» auf sich hat, wo mehr als 30 Turmuhrwerke ticken – und an welcher Kirche gleich sechs Sonnenuhren angebracht sind. Vorgestellt wird auch die imposante Kaufunger Stiftskirche, die genau 1.000 Jahre alt ist. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit der Kinderbuchheldin Momo und ihrem Kampf gegen die Zeitdiebe – sowie einen vertiefenden Blick in die Bibel.
Das blick in die kirche-Magazin erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 225.000 Exemplaren als Beilage der regionalen Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck. Es bietet Interviews, Reportagen, geistliche Impulse sowie Lebenshilfe und Ratgeberthemen – ergänzt durch ein beliebtes Preisrätsel.