Kerstin Palisaar ist seit eineinhalb Jahren als Schulpfarrerin an der Schule tätig. Sie unterrichtet evangelische Religion von der Mittel- bis zur Oberstufe, feiert regelmäßig Gottesdienste mit den Jahrgängen, hält Besinnungen vor jeder Lehrerkonferenz – und begleitet Schülerinnen und Schüler in seelsorglichen Anliegen.

«Was bislang fehlte, war ein Ort, an dem ich für die Jugendlichen sichtbar und erreichbar bin – jenseits des Klassenzimmers», sagt Palisaar. Der Leuchtturm soll diesen Raum nun bieten: nicht nur äußerlich anders als ein Klassenraum, sondern auch atmosphärisch. In den Pausen mit weit geöffneten Türen, davor eine Art Schüler-Café. Ein Ort, der bewusst keine schulische Leistung abfragt, sondern auf Fragen, Träume und Sinn setzt.
Ein geschützter Raum mit Strahlkraft
Das Tiny-House ist als multifunktionaler Ort konzipiert: Rückzugsraum, Gesprächsort, Schülercafé. In den Pausen sollen die Türen offenstehen, Jugendliche können einfach kommen – für ein Gespräch oder um zur Ruhe zu kommen. Auch kreative Projekte und spirituelle Impulse sind geplant.
Bereits bei den Projekttagen vom 1. bis 3. Juli 2025 wird das Tiny-House mit Leben gefüllt. Schülerinnen und Schüler gestalten Wegweiser und Grußkarten für die neuen Fünftklässler – als Zeichen der Willkommenskultur. Ein weiteres zentrales Element: eine «Peer-to-Peer-Seelsorge»-AG, in der Jugendliche für seelsorgliche Gespräche sensibilisiert und gestärkt werden.

Viel Detailarbeit steckt in dem besonderen Haus, dass in der Tiny House Manufaktur der Tischlerei Bock in Bad Wildungen-Braunau entsteht.
Kirche mitten im Alltag – gefördert vom Innovationsfonds
Finanziert wird der Leuchtturm durch den Innovationsfonds der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Die Schule übernimmt die Ausstattung und Infrastruktur. Gebaut wird das Tiny-House von der Firma Bock in Braunau.
Für Pfarrerin Palisaar ist es eine Herzensangelegenheit: «Dieses Projekt ist mein Traum von Kirche an der Schule. Entwickelt mit einem tollen Team und vor allem mit Begeisterung, Liebe und in der Hoffnung, dass wir etwas Außergewöhnliches schaffen können. Einen Ort, wo Jugendliche einen Lichtblick finden können, Halt in stürmischen Zeiten. Kirche kann durch dieses Tiny-House und mit dem Team und mir als Schulpfarrerin dort präsent sein, wo Kinder und Jugendliche den Großteil ihrer Zeit verbringen.» Die Pfarrerin zeigt sich davon überzeugt, «dass diese Arbeit die beste Werbung ist, die Kirche sich wünschen kann».
Was ist Schulseelsorge?

Schulseelsorge ist ein besonderes Begleit- und Unterstützungsangebot der evangelischen Kirche für alle Menschen am Lebens- und Lernort Schule. Es richtet sich an Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie weiteres schulisches Personal – unabhängig von religiöser Zugehörigkeit, kulturellem Hintergrund oder Weltanschauung.
Grundlage der Schulseelsorge ist das christliche Menschenbild: Jeder Mensch ist von Gott angenommen, geschaffen und gewollt – als Ebenbild Gottes. Daraus ergibt sich eine Haltung der Wertschätzung und Offenheit, die das schulseelsorgliche Handeln prägt. Ziel ist es, Menschen zu stärken – im Gespräch, in der Begleitung in Krisen, durch spirituelle Impulse oder Angebote zum Innehalten. Die Seelsorgenden unterstützen insbesondere Menschen in herausfordernden Situationen und schaffen Räume für Sinnfragen, Orientierung und persönliche Entwicklung.
Schulseelsorge versteht sich als Beitrag zum Schulleben insgesamt. Das Angebot hilft, der Vielfalt an Lebensentwürfen, Erfahrungen und Identitäten gerecht zu werden – und kann das Bildungssystem dadurch ergänzen und bereichern. In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sind derzeit 41 Pfarrerinnen und Pfarrer sowie 12 Religionslehrkräfte mit einer besonderen Qualifikation für die Schulseelsorge beauftragt. Ihre Arbeit erfährt hohe Anerkennung – sowohl von Seiten der Schulleitungen als auch der Staatlichen Schulämter.
Quelle: Schulreferat der EKKW