Zahlreiche Bekundungen zeigten, wie sehr Mitglieder der rum-orthodoxen Gemeinden in Syrien, dem Libanon und in Deutschland betroffen sind, berichtet Dekan Dr. Martin Lückhoff aus Hanau, der mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirche in Syrien im Austausch steht. Der Anschlag in der rum-orthodoxen St. Elias-Kirche in Damaskus verstärke die Befürchtungen, massiv gefährdet zu sein und in der Glaubensfreiheit eingeschränkt zu werden, so Lückhoff.
Bischöfin Hofmann drückt Anteilnahme aus
«Wir fühlen mit unseren rum-orthodoxen Schwestern und Brüdern», so die Bischöfin der Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann. Sie drückt Patriarch Johannes X. ihre Anteilnahme aus. «In Trauer stehen wir an Ihrer Seite und der Seite der gesamten kirchlichen Gemeinschaft – im Gedenken an diejenigen, die ihr Leben verloren haben, und in Anteilnahme mit allen, die um geliebte Menschen trauern. Für die Verletzten, an Leib und Seele, erbitten wir eine baldige und vollständige Genesung», heißt es in einem Kondolenzschreiben der Bischöfin an den Patriarchen.

«Uns verbindet die christliche Hoffnung, dass in Syrien eines Tages ein friedliches Miteinander der Religionen möglich sein wird», ergänzt Bischöfin Hofmann. Die EKKW unterhält seit vielen Jahren eine Kirchenfreundschaft mit dem Rum-orthodoxen Patriachat von Antiochia. Kurhessische Delegationen sind in den vergangenen Jahren auch Gäste der St. Elias-Kirche gewesen und haben diese als eine aktive und offene Gemeinde erlebt.
EKKW seit über 30 Jahren im Austausch
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Rum-Orthodoxe Kirche von Antiochia haben 1992 freundschaftliche Beziehungen aufgenommen. Mehrmals reisten Delegationen der Landeskirche seither in den Libanon sowie nach Syrien. Die EKKW wiederum empfing Gäste aus der antiochenischen Kirche. Zudem führten Studienreisen von Gemeinden und kirchlichen Gruppen sowie der Evangelischen Akademie Hofgeismar zu intensiven Kontakten und Gesprächen. Mehrfach schickten Landeskirche und Kirchenkreise in der Zeit des Bürgerkriegs (2011 bis 2024) materielle Hilfe in die Region. Ein landeskirchlicher Ausschuss koordiniert und begleitet die Arbeit. Hinzu kommt ein Freundeskreis, in dem Interessierte aus dem Raum der Landeskirche zusammenkommen.
Appelle nach Anschlag: Christen in Syrien schützen
Nach dem Anschlag hat der Weltkirchenrat besseren Schutz für Christen und andere Minderheiten gefordert. Die Attacke auf Gläubige in einer griechisch-orthodoxen Kirche in Damaskus sei entsetzlich, schrieb der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) an Patriarch Johannes. Der ÖRK trauere um die Männer, Frauen und Kinder, die in der Kirche Frieden gesucht und dort unsägliche Gewalt erlebt hätten.
Ein Angriff auf Betende in einer Kirche sei ein Angriff auf Leben und Glauben selbst. Laut syrischer Übergangsregierung steckt mutmaßlich die Terrorgruppe «Islamischer Staat» (IS) hinter dem Anschlag auf die Kirche St. Elias. Der Zentralausschuss des ÖRK tagt derzeit unter Vorsitz von Heinrich Bedford-Strohm in Johannesburg. Dieser sagte angesichts globaler Gewalt: «Die Weltordnung als Ganzes ist erschüttert.»
Die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland äußerte ihren Schmerz über den Anschlag, der die griechisch-orthodoxe Kirche des heiligen Elias in der syrischen Hauptstadt traf. Den Angaben zufolge verübte ein Selbstmordattentäter ein Massaker unter den betenden Gläubigen. Dutzende Menschen wurden getötet oder schwer verletzt - unter ihnen auch Kinder, Frauen und Geistliche. Die Verantwortlichen in Syrien müssten den Schutz von Kirchen und christlichen Minderheiten ernst nehmen, sagte Metropolit Augoustinos von Deutschland, Exarch von Zentraleuropa und Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland.
Bis zum Beginn der Revolte gegen den damaligen Präsidenten Baschar al-Assad im März 2011 sei Syrien nach Ägypten das Land mit der größten christlichen Minderheit im Nahen Osten gewesen, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker: «Dort lebten zwei bis drei Millionen Gläubige.» Heute werde ihre Zahl auf etwa 300.000 geschätzt, was etwa zwei Prozent der Gesamtbevölkerung entspreche.
Was bedeutet rum-orthodox?

Das Patriarchat von Antiochia nennt sich «rum-orthodox», wobei «rum» die arabische Wiedergabe von «rhomäisch» (byzantinisch-griechisch) ist: Es ist also das griechisch-orthodoxe Patriarchat arabischer Sprache. Aufgrund des Bürgerkriegs leben inzwischen mehr rum-orthodoxe Christinnern und Christen in Deutschland. Die Antiochenisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland und Mitteleuropa betreut sie in ihren Gemeinden.