Für die Kinder und ihre Eltern ist die Einschulung ein wichtiger Schritt im Leben. Auch Schülerinnen und Schüler, die auf eine weiterführende Schule wechseln, gehen neue Wege. In den Gottesdiensten werden sie - meist begleitet von ihren Eltern, Großeltern und Freunden - begrüßt und ihre Schulzeit unter Gottes Schutz und Segen gestellt. Danach starten die ersten Schulstunden in den Klassenräumen.
Überblick:
Einschulungsgottesdienste sind Riesenchance für die Kirche
«Ökumenisch offen und gastfreundlich gestaltete Einschulungsgottesdienste werden immer beliebter», sagte Pfarrer Dr. Michael Dorhs, der das Referat für Schule und Unterricht der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck leitet. Das sei eine Riesenchance für die Kirche, die Eltern und Kinder in einer biographisch-familiären Umbruchsituation zu stärken und ihnen Lebenszuversicht zu vermitteln.

Auch in diesem Jahr finde sich zum Schuljahresbeginn wieder eine bunte Gemeinschaft von religiösen und konfessionslosen Menschen in den Kirchen zusammen. Im Mittelpunkt stehe dabei die Segnung der neuen Erstklässler. «Eltern und Großeltern, Paten und Geschwister sind eingeladen, mit ihren einzuschulenden Kindern deren Übergang in eine neue Lebensphase zu feiern», so Dorhs.
«Gott segne und behüte dich!»
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) gibt besondere Segenskarten heraus, auf denen Segenssprüche für das Schulkind, die Eltern und Großeltern oder die Patinnen und Paten abgedruckt sind. Für das Schulkind heißt es dort: «Gott segne und behüte dich! Gott schenke dir Freude am Lernen und ein mutiges Herz.» Außerdem werden Eltern, Großeltern und Paten zu Vertrauen in das Kind, zum Zuhören und Erzählen und sich Zeit nehmen ermutigt.

Gebet
Guter Gott,
alle diese wunderbaren Kinder kommen jetzt in die Schule!
Wir bitten dich:
Sei bei ihnen
an jedem Morgen auf ihrem Schulweg.
Sei bei ihnen, wenn sie lernen.
Sei bei ihnen, wenn sie Freunde finden.
Sei bei ihnen, wenn sie sich ausruhen.
Gib den Lehrerinnen und Lehrern Geduld und Liebe, wenn sie den unterschiedlichen Kindern Rechnen, Lesen und noch viel mehr beibringen.
Hilf auch den Eltern, Wunderbares an sich zu entdecken: Sich in Gelassenheit zu üben und auf die Fähigkeiten ihrer Kinder zu vertrauen.
Wir bitten für Kinder in der Welt, die keine Schule besuchen können. Lass uns mit unseren Möglichkeiten helfen. Hilf uns darauf zu vertrauen, dass deine Wunder kein Ende haben.
Amen
(aus: Werkbuch Einschulungsgottesdienste, herausgegeben vom Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck 2016, ISBN: 978-3-89477-888-0)
Starthilfe vor Ort, am Telefon oder im Netz
An vielen Schulen stehen Schulseelsorgerinnen und Schulseelsorger als vertrauliche Ansprechpersonen zur Verfügung, wenn der Schulbetrieb wieder startet. Sie begleiten Schülerinnen und Schüler einfühlsam bei Sorgen, Ängsten oder Konflikten und helfen, Orientierung zu finden. Das Angebot der evangelischen Kirche richtet sich an alle – unabhängig von Religion oder Herkunft – und ist freiwillig, kostenlos und vertraulich.
Auch externe Beratungsangebote bieten Unterstützung: Die «Nummer gegen Kummer» ist montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 116 111 erreichbar – anonym, kostenfrei und auf Wunsch auch per Mail oder Chat. Für Eltern steht das Elterntelefon unter 0800 111 0 550 bereit.
Die Telefonseelsorge ist auch für Kinder und Jugendliche rund um die Uhr unter 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 erreichbar. Hier sind die Gespräche ebenfalls vertraulich, anonym und kostenfrei – per Telefon, Mail oder Chat.
Hintergrund: Seelsorge am Lebens- und Lernort Schule

Schulseelsorge ist ein besonderes Begleit- und Unterstützungsangebot der evangelischen Kirche für alle Menschen am Lebens- und Lernort Schule. Es richtet sich an Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie weiteres schulisches Personal – unabhängig von religiöser Zugehörigkeit, kulturellem Hintergrund oder Weltanschauung.
Grundlage ist das christliche Menschenbild: Jeder Mensch ist von Gott angenommen, geschaffen und gewollt – als Ebenbild Gottes. Daraus ergibt sich eine Haltung der Wertschätzung und Offenheit, die das schulseelsorgliche Handeln prägt. Mit dem Angebot sollen Menschen gestärkt werden – im Gespräch, in der Begleitung in Krisen, durch spirituelle Impulse zum Innehalten. Die Seelsorgenden unterstützen insbesondere Menschen in herausfordernden Situationen und schaffen Räume für Sinnfragen, Orientierung und persönliche Entwicklung.
Schulseelsorge versteht sich als Beitrag zum Schulleben insgesamt. Das Angebot hilft, der Vielfalt an Lebensentwürfen, Erfahrungen und Identitäten gerecht zu werden – und kann das Bildungssystem dadurch ergänzen und bereichern. In der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck sind derzeit 41 Pfarrerinnen und Pfarrer sowie 12 Religionslehrkräfte mit einer besonderen Qualifikation für die Schulseelsorge beauftragt. Ihre Arbeit erfährt hohe Anerkennung – sowohl von Seiten der Schulleitungen als auch der Staatlichen Schulämter.
EKKW freut sich über 22 neue Religionslehrkräfte
Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck freut sich über 22 neue Religionslehrkräfte. In einem feierlichen Gottesdienst wurden sie am 14. August in der Brunnenkirche in Hofgeismar in ihren Dienst eingeführt. Bildungsdezernentin Dr. Gudrun Neebe überreichte die Vokationsurkunden und segnete die Lehrkräfte. Sie betonte: Vergebung ist möglich – und es gibt Hoffnung über den Tod hinaus.
Tiny-House bringt Seelsorge ins Zentrum des Schulalltags
Ein ungewöhnlicher Baukörper mit starker Botschaft: An der CJD Jugenddorf-Christophorusschule in Bad Zwesten-Oberurff entsteht derzeit ein Tiny-House in Form eines Leuchtturms – ein Ort der Schulseelsorge zum Auftanken, Reden und Innehalten, der weit über das Schulgelände hinausstrahlen soll. Die Idee für das innovative Projekt hatte Schulpfarrerin Kerstin Palisaar. Feierliche Einweihung ist am 3. Juli.
Evangelischer Religionsunterricht: «Hier darf ich sein, wie ich bin»
Seelentrösterin, Streitschlichterin, Wegbegleiterin: «Man ist viel mehr als Wissensvermittlerin», sagt Melanie Langguth. Die 28-Jährige ist Lehrerin an der Altenburgschule, einer Grundschule in Bad Zwesten (Schwalm-Eder-Kreis). Zu ihren Fächern gehört evangelische Religion. Für sie ist der Advent eine ganz besondere Zeit.
Religionsunterricht als Beitrag zur Persönlichkeitsbildung
Der evangelische Religionsunterricht ist ein reguläres Schulfach mit Bildungsauftrag. «Religionsunterricht ist keine kirchliche Veranstaltung in der Schule, sondern ein ordentliches Lehrfach – erteilt in gemeinsamer Verantwortung von Staat und Kirche», betont Bildungsdezernentin Dr. Gudrun Neebe in einem Interview mit der Redaktion von blick in die kirche.

Im Mittelpunkt stehe nicht die Glaubensvermittlung, sondern die Förderung von Urteilsfähigkeit, Orientierung und die Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen. «Natürlich sind die Pfarrer und Lehrer, die evangelischen Religionsunterricht erteilen, keine neutralen Wesen. Sie haben eine kirchliche Bevollmächtigung, die ‚Vokatio‘. Und sie unterrichten von ihrer eigenen evangelischen Position her», erklärt Schulreferent Dr. Michael Dorhs.
Die konfessionelle Ausrichtung ist gesetzlich verankert – im Grundgesetz (Artikel 7,3) und in der hessischen Verfassung (Artikel 57). Dorhs sieht darin einen pädagogischen Mehrwert: «Wenn man ein Interesse daran hat, dass Schüler im Rahmen ihrer persönlichen Entwicklung urteilsfähig werden und eine eigene Position entwickeln, dann brauchen sie ein positionelles Gegenüber, um selbst einen klaren Standpunkt beziehen zu können.»
Auch konfessionslose Schülerinnen und Schüler sollen sich angesprochen fühlen. Neebe betont: «Religion muss sehr viel flexibler unterrichtet werden, viel voraussetzungsloser, damit man auch konfessionslosen, aber doch interessierten Kindern und Jugendlichen ein Angebot machen kann.»
Die Kirche sieht den Religionsunterricht als Raum für Dialog, Toleranz und interreligiöses Verständnis. Dorhs fasst zusammen: «Wenn man den Religionsunterricht nicht hätte, man müsste ihn erfinden. Es wäre ein großer Verlust für unsere Gesellschaft, wenn dieser Raum nicht mehr existieren würde.»
EKKW betreibt drei Schulen mit besonderem Profil
Die EKKW ist Trägerin von drei Schulen, die ein evangelisches Bildungsprofil mit einem offenen Zugang für Kinder aller Konfessionen verbinden. Mit den Angeboten will die Landeskirche ein besonderes Umfeld in der Schullandschaft schaffen, in dem das Bildungsgerechtigkeit gefördert und zur Persönlichkeitsbildung beigetragen wird.
Im Zentrum stehen die Förderung individueller Begabungen, eine werteorientierte Erziehung auf Grundlage des christlichen Menschenbildes sowie verpflichtender Religionsunterricht. Die Schulen pflegen eine enge Zusammenarbeit mit kirchlichen Gemeinden, bieten gemeinsame Rituale und Feste und stärken die Schulgemeinschaft. Bei Bedarf stehen seelsorgerliche Angebote und Schulsozialarbeit zur Verfügung. Die Koordination erfolgt über das Schulreferat im Landeskirchenamt in Kassel.
www.ekkw-macht-schule.de

Wie gestaltet die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck das Leben und Lernen an Schulen? Auf ekkw-macht-schule.de sind Informationen zu evangelischem Religionsunterricht, Schulseelsorge, Schulen in kirchlicher Trägerschaft und aktuellen Bildungsimpulsen zu finden.
Die Schulen im Überblick
Melanchthon-Schule Steinatal (Kirchenkreis Schwalm-Eder): Die 1948 gegründete Schule verbindet gymnasialen Anspruch mit individueller Förderung und reformpädagogischen Ansätzen. Als anerkannte Privatschule bietet sie verpflichtenden Religionsunterricht, regelmäßige Gottesdienste und eine enge Verzahnung mit dem kirchlichen Leben. Sie steht Kindern aller Religionen offen.
Katharina-von-Bora-Schule Bruchköbel-Oberissigheim (Kirchenkreis Hanau): Die Grundschule entstand 2003 aus einer Elterninitiative und bezog 2004 ein eigenes Gebäude. Sie vermittelt werteorientierte Bildung auf christlicher Grundlage, ist offen für Kinder aller Konfessionen sowie Konfessionslose und nimmt auch Kinder mit Förderbedarf auf. Neben dem verpflichtenden Religionsunterricht liegt ein Schwerpunkt auf gemeinschaftlichem Lernen und Orientierungswissen.
Martin-Luther-Schule Schmalkalden (Kirchenkreis Schmalkalden): Die Schule arbeitet nach einem reformpädagogischen Konzept mit fächerübergreifendem Unterricht, Tages- und Wochenplanarbeit sowie Projekt- und Werkstattunterricht. Jahrgangsgemischte Klassen fördern das gemeinsame Lernen. Christliche Werte prägen das Schulleben, das durch biblische Impulse, Andachten, Gottesdienste und Projekttage zu Sinn- und Glaubensfragen gestaltet wird. Der Religionsunterricht ist verpflichtend und fließt auch in andere Fächer ein.