Kassel. Dekanin Barbara Heinrich vom Evangelischen Stadtkirchenkreis Kassel über ihre Erwartungen an das Event:
Frau Heinrich, mit welchen Gedanken und Gefühlen blicken Sie auf das bevorstehende Event?
Heinrich: Ich freue mich, dass «Die Passion» nach Kassel kommt. Dass die christliche Botschaft so in den Mittelpunkt gestellt wird, ist großartig. Das zeigt doch die Bedeutung der Botschaft für die Menschen. Auf diese Umsetzung in die heutige Zeit bin ich sehr gespannt.
Kann es damit gelingen, die Ostergeschichte den Menschen näher zu bringen?
Heinrich: Davon gehe ich aus. Erfahrungen in den Niederlanden, wo es das Format seit 2011 gibt, zeigen dies. Ein paar Jahre vor der ersten dortigen Aufführung kannten laut einer Umfrage nur rund ein Viertel der Menschen die biblische Ostergeschichte. Dieser Wert liegt jetzt bei über fünfzig Prozent. Im Jahr 2022 erreichte die «Passion» aus Essen weit über drei Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer.
Dekanin Barbara Heinrich
Barbara Heinrich ist Dekanin des Stadtkirchenkreises Kassel. Ihr Kirchenkreis gestaltet mit einem Bündnis aus christlichen Kirchen und Gemeinschaften in Kassel ein Begleitprogramm zur Aufführung.
Werden die Stadt Kassel und der Stadtkirchenkreis davon profitieren?
Heinrich: Für die Stadt ist es bestimmt ein Gewinn, Gastgeberin zu sein. Es rückt sie in besonderer Weise in den Fokus. Und für die Kirchen und Gemeinschaften, nicht nur für den Stadtkirchenkreis, ist es eine willkommene Gelegenheit, Teil dieses Events zu sein und eigene Aktionen dazu zu gestalten. Schon seit einigen Wochen bereiten Christinnen und Christen eigene Aktionen vor, ein großartiges Engagement. «Die Passion» hat also eine Ausstrahlung und hat schon jetzt zahlreiche Menschen zusammengebracht.
Kann ein solches Event auch wieder mehr Menschen zum Glauben oder in die Kirchen bringen?
Heinrich: Mit unseren Angeboten rund um das Event haben Menschen vielfältige Möglichkeiten, von der christlichen Botschaft berührt zu werden und mit den Kirchen in Kontakt zu kommen. Ich denke, dass in den Begegnungsmöglichkeiten eine große Chance liegt. Und nachdem RTL die Stadt verlassen hat, sind wir ja noch da. Wir laden Menschen in unsere Kirchen und Gemeinden zum gemeinsamen Osterfest ein. Wer mehr über den Glauben wissen möchte, hat die Möglichkeit im Nachgang an einem von mehreren Alpha-Kursen, Einführungskurse in den christlichen Glauben, teilzunehmen.
Gibt es auch Aspekte, die Sie an diesem Event kritisch betrachten?
Heinrich: Nach allem, was ich über die Ausgestaltung erfahren habe, sehe ich darin einen großen Gewinn. Die biblische Geschichte von Leid und Hoffnung, die in der Überwindung des Todes mündet, wird neu erzählt. Die Zusage Gottes an die Menschen, auch in schwerster Zeit an ihrer Seite zu stehen, wird in das Format einer modernen Inszenierung gegossen. RTL erzählt ja unsere Geschichte.
Werden Sie sich das Event live anschauen?
Heinrich: Selbstverständlich werde ich vor Ort dabei sein. Bei der Prozession durch die Stadt zum Friedrichplatz und später auch in der Karlskirche.
Die Herkunft des TV-Events «Die Passion»
Das Konzept für das TV-Live-Event «Die Passion - Die größte Geschichte aller Zeiten» hat der Fernsehsender RTL aus den Niederlanden übernommen. Dort gehört «The Passion» bereits seit mehr als 13 Jahren zu den erfolgreichsten TV-Events zu Ostern und erreicht ein Millionenpublikum. Auslöser war eine Umfrage im Jahr 2007, nach der weniger als 30 Prozent der niederländischen Bevölkerung die Ostergeschichte kannten.
Erfinder des Formats ist der Produzent und Regisseur Jacco Doornbos aus Hilversum. Nach drei Jahren Entwicklungszeit feierte «The Passion» am Gründonnerstag 2011 im niederländischen Fernsehen ihre Premiere. Wie Produzent Doornbos sagte, holte die Übertragung aus Gouda eine Million Menschen an die Bildschirme und erreichte einen Marktanteil von 18,9 Prozent. «Seitdem sind die Einschaltquoten jedes Jahr gestiegen», fügte er an. Seit 2015 erreiche die Liveübertragung im niederländischen Fernsehen einen Marktanteil von 40 bis 45 Prozent. Das seien zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer.
Aufführungsorte waren neben Gouda unter anderem Rotterdam, Den Haag, Groningen, Amsterdam und Hilversum. Dieses Jahr wird «Die Passion» am 28. März in der niederländischen Gemeinde Zeist (Provinz Utrecht) inszeniert. Produzent Dornboos geht auch dieses Mal von 8.000 bis 10.000 Besucherinnen und Besuchern vor Ort aus. Die Besucherzahlen seien in den vergangenen Jahren konstant gewesen.
RTL zeigte «Die Passion» erstmals an Ostern vor zwei Jahren als Live-Event im Fernsehen. Damals sahen 3,14 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer die Übertragung aus Essen, wie der Sender mitteilte. «Die Passion» ist eine Produktion der Constantin Entertainment GmbH und Mediawater Niederlande im Auftrag von RTL. Produzenten sind Matthias Alberti und Jacco Doornbos.