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Über die Partnerschaft

Die Partnerschaft umfasst neben dem regelmäßigen Austausch der Kirchenleitungen, besiegelt durch einen 2001 geschlossenen Partnerschaftsvertrag auch die mittlere Ebene, wo vier Kirchenkreise der EKKW partnerschaftliche Kontakte pflegen. Zudem gibt es im Bereich des Gemeindeaufbaus und der HIV/Aids-Prävention Projekte, die gemeinsam entwickelt wurden und seitdem von Seiten der EKKW maßgeblich unterstützt werden.

Die EELK unterhält vielfältige Partnerschaftsbeziehungen, wobei insbesondere die Beziehungen zur finnischen Kirche wegen der sprachlichen und kulturellen Nähe intensiv ausgebaut sind. Partner der EELK in Deutschland sind die Nordelbische Kirche und die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Die EKKW gestaltet ihre Partnerschaft auf folgenden Ebenen:

Kirchenleitung

Ein offizieller Partnerschaftsvertrag zwischen der EELK und der EKKW wurde im Februar 2001 feierlich während des Festgottesdienstes zur Spendenaktion ‚Hoffnung für Osteuropa‘ in Fritzlar unterzeichnet und nach gemeinsamer Prüfung der gewachsenen Beziehungen, wie vorgesehen, im Juni 2006 im Tallinner Dom um weitere 5 Jahre verlängert. Inhaltlich wird dabei Wert gelegt auf regelmäßigen Informationsaustausch, gegenseitige Besuche, Austausch von Mitarbeitern, gegenseitige Fürbitte, Unterstützung, Beratung, um so gemeinsam das Evangelium zu bezeugen.

Mittlere Ebene

Auf der mittleren Ebene der Kirchenkreise besteht bereits seit 1995 eine intensive Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Schmalkalden und der Propstei Lääne. Des Weiteren sind Kontakte gewachsen zwischen dem Kirchenkreis Kirchhain und der Propstei Ida-Harju und dem Kirchenkreis Eschwege und der Propstei Valga. Die Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Wolfhagen und der Propstei Pärnu (2003-2018) wurde nicht mehr verlängert, weil sehr zum Bedauern des Partnerschaftskreises Wolfgangen auf estnischer Seite in den letzten Jahren kein Interesse an der Fortführung der Beziehung erkennbar war.

Kirchenkreis Kirchhain:
Propstei Ida-Harju
Propst (Stellvertreter) Pfr. Margus Kirja
Harjumaa
EE 74202 Jõelehtme
Tel. +372 6033087, Mobil: +37256647686 
Mail: jaanus.jalakas@eelk.ee

Kirchenkreis Schmalkalden:
Propstei Lääne
Propst Leevi Reinaru                    
Piiri 2                                                   
EE-90801 Lääne-Nigula 
Tel: 4796165, Mobil: 56498724
Mail: leevi.reinaru@eelk.ee

Kirchenkreis Eschwege:
Propstei Valga
Propst Vallo Ehasalu
Kesk 38-3
EE 61507 Elva
Tel: 5031474, Mobil: 7303705
Mail: vallo.ehasalu@eelk.ee

Projekte

Die EKKW unterstützt die EELK insbesondere in zwei Projekten, die den Bereich des Gemeindeaufbaus (seit 2002) und der Diakonie (seit 2005) betreffen.

So wurde im Bereich der Erwachsenenbildung ein Seminar (deutsch: Christ werden – Christ bleiben, estnisch: Reis usumaale / Credo) übersetzt und angepasst, das interessierten Menschen in 6 Abendveranstaltungen Glaubenswissen und Gemeindeerfahrungen vermittelt und so einlädt zum Kontakt zu Gott und seiner Gemeinde. Im Bereich der Diakonie wurde angesichts hoher HIV/Aids-Infektionsraten gemeinsam ein Präventionsprogramm entwickelt, das Menschen zu diesem Thema fortbildet und motiviert, ihr Wissen in ihren jeweiligen Lebensbezügen und Arbeitsfeldern einzusetzen.

Schwerpunkte in der Zusammenarbeit

Neben den Projekten im Bereich des Gemeindeaufbaus und der Diakonie gibt es alle zwei Jahre eine Konsultation der Bischöfe der Partnerkirchen der EKKW. Dies dient der gegenseitigen Wahrnehmung und Gestaltung von Ökumene und Partnerschaft, die über eine Zweierbeziehung weit hinausgeht.

Weiterhin wird neben gegenseitigen Besuchen in unregelmäßigen Abständen der Mitarbeiteraustausch, bislang vorwiegend im musikalischen Bereich, gepflegt. 2008 wurde darüber hinaus eine Wanderausstellung zum 800. Geburtstag von Elisabeth von Thüringen ins Estnische übersetzt und in der EELK gezeigt. 2010 fand eine erste Konsultation aller vier partnerschaftlich verbundenen Kirchenkreise und Propsteien in Estland statt. Dabei entstand die Idee für ein thematisch orientiertes deutsch-estnisches Pastoralkolleg. Ein erstes fand in 2012 zum Thema „Die zunehmende Säkularisierung als Herausforderung für Gottesdienst und Kasualien“ ein zweites in 2014 zum Thema „Suchet der Stadt bestes“ mit großem Erfolg statt. In 2015 werden wieder ein Kirchenkreis und eine Gemeinde aktiv am estnischen Kirchetag- und Sängerfest teilnehmen.

Der ehemalige Bischof der EKKW, Prof. Dr. Martin Hein bekam im Dezember 2013 von Erzbischof Pðder die Partnerschaftsmedaille der EELK verliehen.

Nachdem Erzbischof Andres Põder an seinem 65. Geburtstag im November 2014 in den Ruhestand verabschiedet wurde, ist seit 02. Februar 2015 Urmas Viilma neuer Erzbischof der EELK. Als einer der ers-ten Amtshandlungen hat er zwei weitere Bischöfe ernannt (Tiit Salumäe, Joel Luhamets), sowie erstmals zwei Frauen als Assessoren in die Kirchenleitung berufen (Kadri Põder, Üle Keel).

Zudem ist zum Oktober 2014 in deutsch-estnischer Kooperation ein Buch erschienen, das die Hintergründe und die Entstehung der Partnerschaft zwischen der EELK und der EKKW beleuchtet, die von Burchard Lieberg maßgeblich initiiert wurde:
Burchard Lieberg – ein Abenteurer Gottes. Eine Spurensuche, Hg. Pfr. Michael Schümers u. Propst Tiit Salumäe, Erlangen 2014. Das Buch ist im Buchhandel, aber auch über das Kirchenamt in Kassel und den Martin-Luther-Bund in deutscher und estnischer Sprache erhältlich.
2017 erschien zudem auf deutsch die Biographie der ersten ordinierten estnischen Pfarrerin Laine Villenthal 2Wir wollen keinen anderen Pfarrer“, übersetzt: Merike Schümers-Paas, zu beziehen über das Gustav-Adolf-Werk.

Informationen zur EELK

Statistik

Gemeinden: 165
Propsteien: 12
Gemeindegliederzahl: 108.513, davon zahlende Mitglieder: 32.500
Anteil Mitglieder an der Gesamtbevölkerung: 10 %
Geistliche (Pfarrer- Diakone): 217, davon im Gemeindedienst 146

Kirchenleitung

Erzbischof: Urmas Viilma

Kanzler Andrus Mõttus : Leitung der Kanzlei des Konsistoriums, Leitung der Finanzwirtschaft der Kirche

Assessor Ove Sander:  Diakonie, Familien- und Fürsorgearbeit, Sonderseelsorges
Assessor Kartin-Helena Melder: Mission, kirchliche Kinder- und Jugendarbeit
Assessor Marko Tiitus: Bildung, Gottesdienst und Kirchenmusik
Assessor Kadri Põder: internationale Beziehungen

Bischöfe:
Einar Soone:  Stellv. des Erzbischofs, Pfarreraus- und fortbildung, Dienstverträge, Dienstzuständigkeit
für die Propsteien Tallinn, Ida-Jarju, Järva, Viru; Dienstsitz: Tallinn)
Joel Luhamets: Dienstzuständigkeit für die Propsteien Tartu, Viljandi, Võru, Valga, Pärnu und die
Inselpropstei, Dienstsitz: Tartu
Tiit Salumäe:  Medien und Kommunkation, öffentliche und ökumenische Beziehungen in Estland,
Ehrengaben, estnische Diaspora, Denkmalschutz und Kunstwerke, Architektur,  Dienstzuständigkeit für die Propsteien Lääne und Länne-Harju, estnische Diaspora in Europa und Russland, Dienstsitz: Hapsalu

Sekretariat des Konsistoriums:
Kiriku Plats 3
EE-001Tallinn 10130
Tel. 0037 - 2 - 627 - 7350
Fax. 0037 - 2- 627 - 7352

Gemeindeleben

Waren bis zum 2. Weltkrieg noch über 80 % der Esten Mitglieder der Estnisch Evangelisch-Lutherischen Kirche, so ist ihr Bevölkerungsanteil während der Sowjetzeit aufgrund von Repressionen, dem Verbot religiöser Bildung und der atheistischen Ideologie auf 13,6 % geschrumpft. Damit liegt er heute nur geringfügig über dem Anteil der orthodoxen Kirche, deren Anteil (estnische, russische und altgläubig orthodoxe Kirche zusammen), bedingt auch durch starke Zuwanderungen bes. russisch-stämmiger Kolonisten, seit dem 2. Weltkrieg auf 12,8 % gestiegen ist. Damit ist die EELK die größte nichtstaatliche Organisation in Estland und auch treibende Kraft des Estnischen Rates der Kirchen, der in Religionsangelegenheiten der erste Ansprechpartner des Staates ist.
Nach der Wende war ein enormer Anstieg der Taufen und Konfirmationen zu verzeichnen, doch konnten viele dieser Personen nicht in der Kirche beheimatet werden.

Mittelpunkt des Gemeindelebens ist der stark liturgisch und von oft hoher Musikalität der Chöre mitgestaltete Sonntagsgottesdienst. Da jegliche Bildungsarbeit in der sowjetischen Zeit verboten wurde, muss dies in Bewusstsein und Durchführung erst mühsam wieder aufgebaut werden. Wesentliche Säulen sind dabei die Konfirmanden- und die Sonntagsschularbeit. Dies verstärkt sich, da Religionsunterricht zwar wieder erlaubt ist, aber weniger als 1 % der Schüler daran teilnehmen. Das Gemeindeleben ist, abgesehen von der Sonntagsschul- und Chorarbeit, tendenziell pfarrerzentriert, leidet aber an der oft nicht ausreichenden Bezahlung der Geistlichen, die darum vielfach noch in anderen Berufen tätig sind.

Für die weitere Entwicklung der EELK wurde 2008 erstmals ein Entwicklungsplan 2008 – 2017 erarbeitet, der seitdem jeweils aktualisiert und fortgeschrieben wird. Er analysiert die gegenwärtige Lage der Kirche und benennt Perspektiven, Ziele und konkrete Schritte der Umsetzung. Dabei ist die Förderung des Gemeindelebens und die Aktivierung der Mitglieder zur Mitarbeit ein zentrales Anliegen.

Theologie

Die EELK ist seit 1963 Teil des Lutherischen Weltbundes und versteht sich in ihrem atheisti-schen Umfeld als reformatorische Kirche der lutherischen Theologie verbunden. Dies verbindet sie mit den anderen baltisch lutherischen Kirchen, aber auch mit entsprechenden Kirchen in Skandinavien, Russland, Deutschland, Amerika. Darüber ist die EELK Teil der Porvoo-Gemeinschaft (seit 1996), die sich durch hochkirchliche Tradition (inklusive des Apostolischen Sukzessionsgedankens) und eine dreifache Ordination der Geistlichen zum Bischof, zum Pfarrer und zum Diakon auszeichnet. Dabei ist in den letzten Jahren eine Verstärkung hochkirchlicher Tendenzen zu bemerken, die sich in Grundtendenzen des Gottesdienstbuches von 2007 und der neueren Begrifflichkeit (Pfarrer früher– õpetaja=Lehrer, jetzt - Preester=Priester, Gottesdienst früher jumalateenistus, jetzt missa = Messe) widerspiegelt.

Mit der kurhessischen Landeskirche ist sie durch die GEKE (Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Europa) verbunden, die auf Grundlage der Leuenberger Erklärung theolo-gisch arbeitet und für alle Mitglieder neben der gegenseitigen Anerkennung der geistlichen Ämter Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft vereinbart hat.

Finanzen

Die EELK bekommt ihre Einkünfte aus vorhandenen Immobilienvermögen, Spenden, Erben, Mitgliederbeiträgen, Kollekten und weiteren Quellen. Dabei umfassen die eigenen, stabilen Einnahmen aus Kirchenbeiträgen, Kollekten, Immobilienerträgen und Literaturverkauf nur 45 % der Gesamteinnahmen in 2007. (Der Anteil der Kollekten und Mitgliedsbeiträge umfasst 14 %). Die sonstigen Einnahmen sind instabil bzw. einmalige und umfassen Staatshilfe und Auslandshilfe (EU-Mittel und Gelder aus Partnerschaftsbeziehungen) und weitere Einkommen (Zinsen, Kredite, ein Haushaltsüberschuss, einmalige Projekte).

Ein ambitioniertes, höchst wichtiges Projekt ist darum die Konsolidierung der kirchlichen Haushalte und die Umstellung der Besoldung der Pfarrer von der höchst unterschiedlichen Bezahlung durch die Gemeinden hin zu einer Entlohnung in angemessener Höhe durch eine zentrale Gehaltskasse.

Besondere Einrichtungen

Theologisches Institut
Usuteaduse Instituut, Pühavaimu 6, 10123 Tallinn, Tel. 00372-6117400, www.eelk.ee/ui

Estnische Kirchenzeitung
Ajaleht Eesti Kirik, Ülikooli 1, 51003 Tartu, Tel. 00372-7337790, www.eelk.ee/ek

Diakoniekrankenhaus Tallin
EELK Tallinna Diakooniahaigla, Hiiu 42, 11619 Tallinn, Tel. 00372-6510336, www.diakooniahaigla.ee

Missionszentrum
EELK Misjonikeskus, Tehnika 115, 10139 Tallinn, Tel. 00372-6464760, www.eelk.ee/mk

Kirchenmusikalischer Verband
EELK Kirikumuusika Liit, Kiriku plats, 10130 Tallinn, Tel. 00372-6277375

Kirchengeschichte

1523
erstes Sendschreiben Luthers an „alle Christen zu Righe, Revell und Tarbthe in Liefland“ (Riga, Reval und Dorpat).

1524
Die Reformation findet in den größten estnischen Städten großen Zuspruch.

1558-1710
Estland gerät unter schwedische Herrschaft und wird lutherisch.

1710
Gebiete Estlands werden Teil des Russischen Kaiserreichs. Damit nimmt der orthodoxe Einfluss zu.

Ab 1730
Verbreitung der Herrnhuter Brüdergemeine

1739
erste vollständige estnische Bibelübersetzung

1802
Eröffnung der Universität Dorpat (Tartu) inklusive der theologischen Fakultät, wo u.a. Theodosius Harnack lehrte

1832
Vereinigung der lutherischen Kirchen im Baltikum mit der lutherischen Kirche der Russlanddeutschen

1845-48
In Süd-Estland und auf Saaremaa tritt der Großteil der Bauern zur Orthodoxen Kirche über in der Hoffnung, dadurch ihre soziale und wirtschaftliche Lage zu verbessern.

Ab 1850
Nationale Erweckungsbewegung, bei der neben deutsch-baltischen Pfarrern nun erste estnische Geistliche ihren Dienst in der Kirche tun

1919
Gründung der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK) als freie Volkskirche

1921
Ordination des ersten Erzbischofs der EELK durch den schwedischen Erzbischof Nathan Söderblom

1918-1940
In der ersten unabhängigen Estnischen Republik ist die EELK die vom Staat getrennte Mehrheitskirche. Die zweitgrößte Kirche ist die estnisch-orthodoxe Kirche.

1940-1991
Nach der deutschen Besetzung 1941-1944 leidet die Kirche unter staatlichen Repressionen. Religiöses Leben war nur eingeschränkt (keine Kinder- und Jugendarbeit, keine öffentliche Verkündigung) und innerhalb der Kirchenmauern erlaubt.

1944
Zehntausende Esten, auch viele Pfarrer müssen die Heimat verlassen. Es entsteht die Estnische Evangelisch-Lutherische Kirche im Ausland, die E.E.L.K.

1988-1991
Wiedererlangung der Unabhängigkeit in Verbindung mit der singenden Revolution. Die Kirche erlebt einen großen Aufschwung im Bereich der Kasualien, der allerdings nur 3-4 Jahre andauert.

Seitdem sucht sie ihren Weg in der estnischen Gesellschaft, in der Religion nur für eine Minderheit wichtig scheint. Dennoch ist die EELK die quasi offizielle Kirche, was sich bei Gottesdiensten zur Parlamentseröffnung und der Wahrnehmung des Erzbischofs als Zentralgestalt der estnischen öffentlichen Religion zeigt.

2008 haben sich die auslandsestnische Kirche E.E.L.K. und die EELK in Estland wiedervereinigt. Erzbischof Põder ist nun für beide Diözesen zuständig. Der ehemalige Erzbischof der auslandsestnischen Kirche Andres Taul wirkt fortan als Bischof für die Außerestnische EELK.

2015 hat der neu gewählte Erzbischof Urmas Viilma die Einrichtung zweier neuer Bischofssitze angeregt, so dass nun der Erzbischof von Bischöfen (mit je eigenen Arbeits- und Zuständigkeitsbereichen) unterstützt wird.

Internetseiten mit Informationen zu Estland

Pfarrerin Christina Schnepel
Referentin für Entwicklung und Partnerschaft, Europa und USA sowie die Aktion Hoffnung für Osteuropa
Zentrum Oekumene, Praunheimer Landstraße 206, 60488 Frankfurt/Main
069 976518-32
Pfarrer Michael Schümers
Beauftragter für Estlandpartnerschaften der EKKW
Dezernat Diakonie und Ökumene, Landeskirchenamt, Wilhelmshöher Allee 330, 34131 Kassel
05663 1515