Skeptische bis mitfühlende Blicke von Jugendlichen erntet man bisweilen beim Blick auf eine Armbanduhr. Für sie hat das Smartphone diese längst abgelöst. Schwer vorstellbar, dass es mal eine Zeit gab, in der die Zeitmessung noch ungleich komplizierter war. Tickende Uhrwerke und sich drehende Zeiger waren lange unbekannt.
Sechs Sonnenuhren an einer Kirche
Eine Zeitreise dorthin kann man in Homberg (Efze) unternehmen. An der Stadtkirche St. Marien befinden sich sage und schreibe sechs Sonnenuhren; damit ist die Kirche in Sachen noch erhaltene Sonnenuhren wahrscheinlich Rekordhalterin. Fünf der sechs Uhren kann man beim Gang rund um die Kirche entdecken, wenn man sehr genau hinschaut.
Am besten sind diejenigen Sonnenuhren erhalten und zu deuten, die schlicht die Uhrzeit anzeigen. Der Polstab, der parallel zur Erdachse steht, wirft einen Schatten auf die entsprechende Zahl. Die beiden Uhren sind in unterschiedlichen Richtungen angebracht, sodass von morgens bis abends die Zeit abgelesen werden kann – sofern die Sonne scheint, natürlich. Dann gibt es die kanonialen Sonnenuhren. Mit ihnen konnten Ordensleute, Nonnen und Mönche, die vorgeschriebenen Gebetszeiten einhalten, diesen Zweck haben die Uhren längst verloren.
Die sechste Uhr bleibt zunächst verborgen
Wo aber verbirgt sich Sonnenuhr Nummer sechs? Hier kommt Mike Luthardt ins Spiel, der im historischen Kostüm den Türmer der Stadtkirche verkörpert und Führungen anbietet. Die hübsche Türmerstube erreicht man über viele, viele Stufen der Wendeltreppe. Und dort am Umlauf, einer Art Balkon, befindet sich die Uhr, recht grob in die Wand gehauen. Kein Wunder, sie war einfach ein Werkzeug.
Interessanterweise war sie auch noch in Gebrauch, als es längst mechanische Uhren mit Zahnrädern und Glockenschlag gab. Denn diese Geräte waren relativ ungenau. So stellte der Türmer sie regelmäßig neu, mithilfe der Sonne.

In der Stadtkirche tagte im Oktober 1526 die Homberger Synode und legte den Grundstein, dass die Landgrafschaft Hessen evangelisch wurde. Das 500-Jahre-Jubiläum wird 2026 mit unterschiedlichen Veranstaltungen gefeiert.
Ein Blick in die Zeitgeschichte
Die Geschichte der Sonnenuhren ist lang und interessant: Archäologen haben Exemplare aus dem 13. Jahrhundert vor Christus entdeckt. Im antiken Griechenland gab es Schattentafeln, mit denen man am eigenen Schatten die Tageszeit ermitteln konnte. Die präzise Zeitmessung per Sonne ist eine Wissenschaft für sich (die Gnomonik heißt). Damit beschäftigt sich zum Beispiel die Deutsche Gesellschaft für Chronometrie. Die Faszination dieser Uhren erlebt man aber auch bei einem Besuch in Homberg.

«Alles hat seine Zeit» als E-Paper
Mit Höflichkeit, Freundlichkeit und Respekt möchte ZDF-Star Horst Lichter seine Zeit füllen. Das sagte er im großen Interview mit dem aktuellen blick in die kirche-Magazin. Das Titelthema «Alles hat seine Zeit» greift ein Bibelwort aus dem Alten Testament auf – und ist dennoch hochaktuell, wie die Beiträge im Heft zeigen: Wann ist die richtige Zeit für Ehe und Kinder? Wie nutzt man die Zeit im Alter am besten? Wie prägen Jahreszeiten und Wetter den Zeitplan in der Landwirtschaft? Und welches Verhältnis zu Minuten und Sekunden hat Weltklasseläuferin Dr. Laura Hottenrott?
Diese und viele andere Fragen greift das Magazin auf. Leserinnen und Leser erfahren außerdem, was es mit dem «Stunden-Nachschlag» auf sich hat, wo mehr als 30 Turmuhrwerke ticken – und an welcher Kirche gleich sechs Sonnenuhren angebracht sind. Vorgestellt wird auch die imposante Kaufunger Stiftskirche, die genau 1.000 Jahre alt ist. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit der Kinderbuchheldin Momo und ihrem Kampf gegen die Zeitdiebe – sowie einen vertiefenden Blick in die Bibel.
Das blick in die kirche-Magazin erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 225.000 Exemplaren als Beilage der regionalen Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck. Es bietet Interviews, Reportagen, geistliche Impulse sowie Lebenshilfe und Ratgeberthemen – ergänzt durch ein beliebtes Preisrätsel.