So ein Antrag will gut und in Ruhe überlegt sein. Wann ist der richtige Zeitpunkt zu fragen, ob man den Lebensweg gemeinsam gehen will? Das braucht Zeit und Planung. Außer man ist Sarah Burk, denn bei ihr ging es ganz schnell. Gerade mal zwei Wochen war sie mit ihrem Dennis zusammen, da fragte sie ihn schon. Und er sagte: ja.
Für die heute 34-Jährige war einfach alles klar, erzählt sie auf der Terrasse am Ufer des Niederweimarer Sees. Sie wusste, was sie wollte, und sagte Dennis das auch gleich am ersten Tag ihrer Beziehung: heiraten und Kinder bekommen. «Da musste ich erstmal schlucken», erinnert sich Dennis Burk.
Kennengelernt hatten sich die beiden im Supermarkt in Dautphetal, wo sie an der Kasse arbeitete und er einkaufen ging. Irgendwann kontaktierte sie ihn auf Instagram und schrieb ihm eine Nachricht. So begann die Geschichte, die sie bald nach Köln führte. Zwei Wochen nach dem Beginn ihrer Liebe hängten sie ein Liebesschloss an die Rheinbrücke, so wie es viele Paare tun. Angeblich hängen dort inzwischen mehr als 450.000 Schlösser.
Die Brücke war für Dennis und Sarah Burk der passende Ort für den Heiratsantrag. Das kam für viele in ihrem Umfeld überraschend. Ihre Mutter habe sie gefragt, ob sie noch alle Tassen im Schrank hätte, erzählt Sarah Burk. Hatte sie offenbar, denn heute – gut sechs Jahre später – sind die Burks zu fünft.
Spontan heiraten
Und noch etwas deutet darauf hin, dass die Sache mit dem Express-Heiratsantrag richtig war. Ende Mai hat sich das Paar nun auch kirchlich trauen lassen, am Ufer des Sees in Niederweimar. Und gleichzeitig wurde der Jüngste, Jonathan, getauft. Es passte gut, dass dort – wie an vielen anderen Orten der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck – die Aktion «einfach heiraten» angeboten wurde. Paare konnten sich an unterschiedlichen Orten in Kirchen oder im Freien spontan oder mit kurzer Vorbereitungszeit zur Trauung einfinden.
Am Niederweimarer See gab es an diesem Tag acht Trauungen, zwei Segenshochzeiten (noch nicht standesamtlich verheiratet) und elf Segnungen, zum Beispiel zur Silberhochzeit, berichtet die verantwortliche Pfarrerin Aline Seidel. In der gesamten Landeskirche ließen sich 358 Paare segnen. Für viele Paare sei es attraktiv, keine riesige Feier mit großer Gästeschar auszurichten, sondern im kleineren Kreis den Bund zu schließen und Gottes Segen zugesprochen zu bekommen, sagt Seidel. Das bedeute aber nicht, dass die Ehepaare die Trauung nicht ernst nähmen: «Oft ist es sogar ein lang gehegter Wunsch, der schlummerte und nun sozusagen spontan durch den richtigen Zeitpunkt und die für das Paar passende Form in Erfüllung gehen konnte.»

Als Sarah Burk von der ungewöhnlichen Aktion in der Zeitung las, war ihr – wieder einmal – klar, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war. Standesamtlich sind beide seit Mai 2021 verheiratet. Damals hatten sie bereits ein Restaurant für die große Feier gebucht, mussten dann aber wegen Corona wieder stornieren. Zur staatlichen Zeremonie durften damals immerhin 15 Menschen kommen.
«Ich bin davon ausgegangen, dass wir nie kirchlich heiraten», sagt Sarah Burk. Doch dem Paar – sie ist katholisch, er evangelisch – war klar, dass Emilia (4), Mattheo (3) und der kleine Jonathan getauft werden sollten: «Unsere Kinder sollten den Segen Gottes bekommen.» Und diesen Segen wollten sie nun auch für ihre Ehe erbitten, am schönen See, mit Musik einer Live-Band und den Worten der Pfarrerin.
Dennis Burk erfuhr erst von der Hochzeit am See, als seine Frau schon alles eingeplant und verabredet hatte.
Eigentlich wollte er an dem Wochenende etwas mit Freunden unternehmen, bis sie sagte: «Da musst du dir freihalten, da wollen wir kirchlich heiraten.» Und weil es so gut passte, kam nun auch die Taufe dazu. Manche nennen diese Kombination aus Trauung und Taufe Traufe.
Alles hat seine Zeit
In den alten Worten «Alles hat seine Zeit» aus der Bibel ist eine tiefe menschliche Erfahrung niedergelegt. Auch das Ehepaar Burk erlebt, dass Lebensphasen sich sehr unterscheiden können. So sei, sagt Dennis Burk, sein Freundeskreis kleiner geworden, als die Familie wuchs. «Es ist in Ordnung, dass sich das verändert», findet er.
Der Beruf, Dennis Burk ist im Groß- und Außenhandel tätig, das Haus, die Verantwortung für drei Kinder – all das prägt ein Leben und vor allem den Zeitplan. «Den machen die Kinder», sagen die beiden. Man kann sich leicht vorstellen, dass im Haus der Familie immer viel los ist.
Sehr bewusst sind sich die Eheleute, dass drei kleine Lebewesen viel Verantwortung bedeuten. Das stärke auch den Willen zusammenzubleiben und nicht gleich aufzugeben, sollte es in der Beziehung mal schwieriger werden. Jetzt also ist Zeit für die Familie. Und was erhoffen sich die beiden für die Zukunft? Sarah Burk sagt: «Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr aufeinander zugehen und mehr Zeit zu zweit verbringen.»
Fast 360 Paare sagten spontan Ja

Was für ein schöner Erfolg: 358 Trauungen und Segnungen gab es im Rahmen der Aktion «einfach heiraten» im Gebiet der EKKW. Statt einer großen Feier mit viel Planung konnten Paare sich am 24. und 25. Mai in zahlreichen Gemeinden an verschiedenen Orten der evangelischen Kirchen in Hessen spontan trauen oder ihre Beziehung segnen lassen. An 30 Standorten standen Pfarrpersonen sowie Prädikantinnen und Prädikanten dafür bereit - die Paare genossen die feierliche Atmosphäre und persönliche Begleitung.

«Alles hat seine Zeit» als E-Paper
Mit Höflichkeit, Freundlichkeit und Respekt möchte ZDF-Star Horst Lichter seine Zeit füllen. Das sagte er im großen Interview mit dem aktuellen blick in die kirche-Magazin. Das Titelthema «Alles hat seine Zeit» greift ein Bibelwort aus dem Alten Testament auf – und ist dennoch hochaktuell, wie die Beiträge im Heft zeigen: Wann ist die richtige Zeit für Ehe und Kinder? Wie nutzt man die Zeit im Alter am besten? Wie prägen Jahreszeiten und Wetter den Zeitplan in der Landwirtschaft? Und welches Verhältnis zu Minuten und Sekunden hat Weltklasseläuferin Dr. Laura Hottenrott?
Diese und viele andere Fragen greift das Magazin auf. Leserinnen und Leser erfahren außerdem, was es mit dem «Stunden-Nachschlag» auf sich hat, wo mehr als 30 Turmuhrwerke ticken – und an welcher Kirche gleich sechs Sonnenuhren angebracht sind. Vorgestellt wird auch die imposante Kaufunger Stiftskirche, die genau 1.000 Jahre alt ist. Zudem gibt es ein Wiedersehen mit der Kinderbuchheldin Momo und ihrem Kampf gegen die Zeitdiebe – sowie einen vertiefenden Blick in die Bibel.
Das blick in die kirche-Magazin erscheint vierteljährlich in einer Auflage von 225.000 Exemplaren als Beilage der regionalen Tageszeitungen in Kurhessen-Waldeck. Es bietet Interviews, Reportagen, geistliche Impulse sowie Lebenshilfe und Ratgeberthemen – ergänzt durch ein beliebtes Preisrätsel.