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Das Foto zeigt einen Mann mit einem Notizzettel, auf dem KI steht.
Kassel / Redaktion ekkw.de
Veröffentlicht 12 Jun 2025

Reaktion auf eine technologische Transformation

Kaum eine technologische Entwicklung hat die gesellschaftliche Debatte in den letzten Jahren so dominiert wie die Künstliche Intelligenz. Anwendungen wie ChatGPT verbreiteten sich in rasanter Geschwindigkeit – schneller als frühere Internet- oder Social-Media-Plattformen. Die Geschwindigkeit der Weiterentwicklung und die Vielzahl der möglichen Anwendungsfelder sind kaum abzuschätzen. Viele Expertinnen und Experten sprechen von einer tiefgreifenden Transformation, die unsere Arbeitswelt, Denkweisen und gesellschaftlichen Prozesse grundlegend verändert.

Birgit Wahrenburg-Jähnke
«Viele sehen ein großes Potenzial, haben dabei aber auch Fragen, unter welchen Bedingungen KI-Tools eingesetzt werden können.»
Birgit Wahrenburg-Jähnke

Kirchlicher Umgang mit KI

Auch in der EKKW ist das Interesse an der neuen Technik groß. Mitarbeitende nutzen KI-Tools sowohl privat als auch dienstlich. «Viele sehen ein großes Potenzial, haben dabei aber auch Fragen, unter welchen Bedingungen KI-Tools eingesetzt werden können», erläutert Birgit Wahrenburg-Jähnke von der Stabstelle Digitalisierung der EKKW.

Die Frage, wie Mitarbeitende zum Umgang mit KI befähigt werden können, welche Rahmenbedingungen für den dienstlichen Einsatz notwendig sind und wie die kirchliche Debatte begleitet werden kann, war laut Wahrenburg-Jähnke Auslöser für die Erarbeitung der Leitlinie, die sich an alle hauptberuflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Landeskirche wendet.

Leitlinie mit sieben Leitsätzen

Die Leitlinie besteht aus sieben Leitsätzen, die Voraussetzungen für die Nutzung von KI benennen und die Haltung der Landeskirche zu technologischen Herausforderungen skizzieren. Im Zentrum steht der ethische Grundsatz: „Wir wahren die Würde des Menschen.“ Die Nutzung von KI wirft für die Kirche zentrale Fragen auf – etwa nach dem Wert des Menschen, der Bedeutung menschlicher Arbeit, dem Schutz der Freiheit und der Gefahr, Menschen als Objekte zu behandeln.

Die KI-Leitlinie als PDF

Die Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck hat die vorliegende Leitlinie zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt. Sie richtet sich an alle hauptberuflich und ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Landeskirche. Ziel ist es, Orientierung beim Umgang mit der neuen Technologie zu bieten: Wie kann und darf KI verantwortungsvoll genutzt werden und was gilt es aus christlicher Perspektive zu bedenken? Und: Welche Konsequenzen ergeben sich für den Arbeitsalltag?

Die 7 Leitsätze zur KI

  1. Wir wahren die Würde des Menschen.
     
  2. Wir ermöglichen allen haupt-, neben- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der EKKW die Nutzung von KI.
     
  3. Wir ermöglichen es den Bereichen zu prüfen, ob ihre Prozesse durch KI effizienter werden.
     
  4. Wir integrieren KI in Bildungsprozesse und schulen dafür.
     
  5. Wir nutzen interne KI-Lösungen oder für uns angepasste KI-Plattformen.
     
  6. Wir tragen Verantwortung für die Veröffentlichung von KI-generierten Beiträgen und dafür, wie wir mit unseren Eingaben und Beiträgen in KI-Anwendungen das Bild der Kirche beeinflussen.
     
  7. Es ist unser Auftrag, schädliche Auswirkungen von KI wahrzunehmen und zu benennen. Wo nötig, intervenieren wir aus christlicher Perspektive.

Die Sätze werden in der Leitlinie für die Bereiche Recht und Datenschutz, Kommunikation, Bildung und Verkündigung konkretisiert. Als eine Kernaufgabe wird die Schulung von Mitarbeitenden identifiziert, damit Künstliche Intelligenz leitlinien-konform genutzt werden kann.

Da die technische Entwicklung rasant voranschreitet, soll die Leitlinie regelmäßig evaluiert und an neue Erfordernisse und Gegebenheiten angepasst werden. Impulse und Veränderungen aus Wissenschaft und Gesellschaft sollen aufgenommen und mit unseren Werten und Aufgaben abgeglichen werden.

Breiter Beteiligungsprozess

Seit Dezember 2024 arbeitete eine rund 30-köpfige Arbeitsgruppe im Auftrag des Kollegiums des Landeskirchenamtes an der Entwicklung der Leitlinie. Laut Wahrenburg-Jähnke wurde der Prozess von der Stabsstelle Digitalisierung koordiniert. In fünf thematischen Gruppen wurden unter anderem rechtliche Rahmenbedingungen analysiert, theologische Perspektiven eingebracht und die Auswirkungen auf Bildungsprozesse diskutiert. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse flossen in ein Leitsätze-Papier ein, das im April 2025 vom Kollegium beschlossen wurde.

Umsetzung in der Praxis

Die Umsetzung der Leitlinie liegt nun in der Verantwortung der Stabsstelle Digitalisierung, in Kooperation mit dem Referat Gemeinsame Kirchenverwaltung. Die bisherige Arbeitsgruppe soll als Begleitgremium fungieren. Geplant sind Schulungen, Informationsmaterialien, Austauschformate sowie Empfehlungen für konkrete Anwendungen im kirchlichen Arbeitskontext. Das Intranet-Portal «Iunia» dient dabei als zentrale Plattform. Wahrenburg-Jähnke freut sich auf Rückmeldungen zur Leitlinie und zum Thema KI insgesamt.

Birgit Wahrenburg-Jähnke

Stabsstelle Digitalisierung

Birgit Wahrenburg-Jähnke
Leiterin
Martin-Bucer-Haus, Heinrich-Wimmer-Str. 4, 34131 Kassel
+495619378333